Sparkassenverband Bayern

Bayerns Sparkassen werfen Gewinnturbo an

Auch in Bayern sprudelten im vergangenen Jahr die Gewinne der Sparkassen. Der neue Verbandspräsident Matthias Dießl sieht keine Notwendigkeit, strukturelle Änderungen in der Sparkassenorganisation voranzutreiben.

Bayerns Sparkassen werfen Gewinnturbo an

Bayerns Sparkassen werfen Gewinnturbo an

Zinsüberschuss macht das Jahr 2023 zum Prädikatsjahrgang – Hohe Vorsorgen gebildet

mic München

Die 60 Sparkassen in Bayern erlebten 2023 einen Profitabilitätsschub wie nie zuvor in ihrer jüngeren Geschichte. Der Zinsüberschuss stieg auch dank Sondereffekten um 1,1 Mrd. Euro auf 4,5 Mrd. Euro. Diese zentrale Erfolgsziffer sprang von 1,3 auf 1,8% der durchschnittlichen Bilanzsumme und erreicht damit wieder das Niveau des Jahres 2016.

Das Geschäftsjahr hätten die Sparkassen mit sehr ordentlichen Ergebnissen abgeschlossen, kommentierte der neue Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Matthias Dießl, das Zahlenwerk zurückhaltend. Zinsüberschuss und Gewinn würden im laufenden Jahr wieder sinken, prognostizierte er in seiner ersten Jahrespressekonferenz in dieser Funktion.

Derivative Finanzinstrumente hätten im vergangenen Jahr mehr als 500 Mill. Euro zum Anstieg des Zinsüberschusses beigetragen, detaillierte Vizepräsident Stefan Proßer. Den Anstieg des Verwaltungsaufwands um 4,7% begründete er unter anderem mit den Tariflohnsteigerungen für die 33.556 Beschäftigten (−0,6%).

Widerstandsfähigkeit gestärkt

Den Anstieg des Betriebsergebnisses vor Bewertung um 1 auf 3,1 Mrd. Euro nutzten die Sparkassen, um die Vorsorgen extrem stark zu erhöhen. Einerseits wurde die Kreditrisikovorsorge auf 425 Mill. Euro mehr als verfünffacht. Andererseits stockten die Institute ihre Vorsorgereserven von 73 Mill. Euro auf 1,7 Mrd. Euro auf. Dießl verwies darauf, dass die Deutsche Bundesbank die Institute ermahnt habe, mithilfe der Überschüsse ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Trotz der stark gestiegenen Vorsorge verschlechterte sich das Bewertungsergebnis nur um 238 Mill. Euro auf −1,6 Mrd. Euro, weil im Vorjahr abgewertete Wertpapiere wieder um 511 Mill. Euro hochgeschrieben wurden. Der Überschuss stieg um 145% auf 587 Mill. Euro.

Keine strukturellen Änderungen

Der neue Präsident sieht keine Notwendigkeit, strukturelle Änderungen in der Sparkassenorganisation voranzutreiben. Mit Blick auf die Spitzeninstitute sagt er, es gebe keine Zielsetzungen für Fusionen. Einen Zusammenschluss wie zur LBS Süd könne es jedoch immer einmal geben, wenn dies sinnvoll sei. Erstmals meldeten die Sparkassen einen Rückgang der Einlagen. Sie sanken um 0,9% auf 196 Mrd. Euro, so dass der Überhang über den Krediten auf 26 Mrd. Euro zurückging. Dießl erklärte dies mit einer Umschichtung zu Festverzinslichen und Wertpapieren, die nicht in den Einlagebeständen auftauchten. Proßer sagte, grundsätzlich sei ein Zurückgehen von Einlagen nicht gut für die Zukunft.

Schwaches Kreditjahr

Das Kreditjahr 2023 habe aufgrund der veränderten Zinssituation zu den schwächsten der vergangenen 15 Jahre gehört, bilanzierte der Verband. Das Kreditneugeschäft brach um knapp ein Drittel ein, nachdem es im Vorjahr schon um 6% gesunken war. Dabei sind die Wohnungsbaufinanzierungen besonders ausgeprägt im Rückwärtsgang: Sie sanken um 43%. Erstmals seit 15 Jahren sank der Bestand an privaten Immobilienkrediten leicht, und zwar um 0,3% auf 63,5 Mrd. Euro. Fast jeder dritte im Vorjahr zugesagte Wohnungsbaukredit sei nicht abgerufen worden, hieß es. Der Bestand der Unternehmenskredite wuchs so wenig wie seit dem Jahr 2006 nicht mehr, und zwar um 1,2%.

Aktuell seien drei Fusionen geplant bzw. in der Diskussion, sagte Dießl. Aschaffenburg gehe mit Miltenberg-Obernburg zusammen (1. April) und Schwaben-Bodensee mit Günzburg-Krumbach. Außerdem streben Ingolstadt-Eichstätt und Kelheim einen Zusammenschluss an.

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