Bankenfusion in Spanien

BBVA bessert Angebot für Sabadell nicht auf

Die spanische Börsenaufsicht gibt grünes Licht für die feindliche Übernahme von Sabadell durch BBVA. Mehr Geld will die Großbank nicht zahlen.

BBVA bessert Angebot für Sabadell nicht auf

BBVA bessert Angebot für Sabadell nicht auf

Spanische Börsenaufsicht gibt grünes Licht für feindliche Übernahme – Großbank erwartet noch höhere Synergieeffekte als angenommen

Die Aktionäre von Banco Sabadell haben nun einen Monat Zeit, um über den Verkauf ihrer Anteile an BBVA zu entscheiden. Trotz der harten Auflagen durch Regulierer und die spanische Regierung ist die Großbank von der Operation überzeugt und erwartet mittelfristig eine Steigerung der Eigenkapitalrendite auf 22%.

ths Madrid

16 Monate, nachdem BBVA das feindliche Übernahmeangebot für den heimischen Rivalen Banco Sabadell abgegeben hat, können die Aktionäre von Spaniens viertgrößtem Kreditinstitut endlich entscheiden. Die Börsenaufsicht CNMV genehmigte am Freitag den Prospekt der Offerte, sodass nächste Woche die Frist von 30 Tagen für die Akzeptanz beginnen kann. Die Großbank musste gegenüber ihrem ursprünglichen Angebot mehrere neue Faktoren einarbeiten, wie die harten Auflagen durch die Regulierer und vor allem der spanischen Regierung, sowie den Verkauf der britischen Tochter von Sabadell TSB an Santander.

Börsenwert enorm gestiegen

Das Angebot sei „enorm attraktiv“, versicherte der Vorsitzende von BBVA, Carlos Torres, am Freitag vor der Presse, besser noch als im Mai 2024. Da beide Banken seitdem an der Börse mächtig zugelegt haben, ist der Wert der Offerte von 12,2 Mrd. Euro auf heute 17,4 Mrd. Euro gestiegen. Doch am Angebotspreis ändert sich nichts, obwohl zahlreiche Analysten seit Monaten kommentieren, dass die Offerte unzureichend sei. BBVA bietet eine eigene, neu emittierte Aktie und 0,70 Euro in bar für 5,548 Aktien von Sabadell.

Die Großbank kann bis drei Tage vor Ablauf der Annahmefrist noch nachbessern. Doch dazu soll es trotz aller Bedenken der Experten nicht kommen. „Unser Angebot steht. Sollte die Operation nicht voranschreiten, wäre das auch nicht schlimm. Wir haben ein sehr potentes eigenes Projekt“, beteuerte Torres. Zu den aktuellen Kursen würden die Aktionäre von Sabadell beim Verkauf ihrer Anteile einen Verlust von rund 9% machen. Beide Banken legten bis Freitagmittag leicht zu.

50 Prozent plus eine Stimmrechtsaktie

Torres musste mehrfach betonen, dass man an der Bedingung festhalte, eine Kontrollmehrheit von mindestens 50% plus eine Stimmrechtsaktie zu erhalten. In einem zuvor bekannt gewordenen Schriftverkehr mit der US-Börsenaufsicht SEC spielt BBVA ein Szenario durch, wobei man sich auch mit 30% abfinden könnte. „Unsere Absicht ist, mehr als die Hälfte der Stimmrechte zu erwerben. Dabei bleibt es“, beteuerte Torres ein ums andere Mal.

Die spanische Linksregierung hatte im Juni scharfe Auflagen für die Übernahme auferlegt, da sie negative Folgen für den Wettbewerb im spanischen Finanzmarkt fürchtet, ebenso wie viele Wirtschaftsvertreter und Kleinunternehmer, ein Segment, in dem Sabadell sehr stark ist. So muss BBVA im Erfolgsfall das katalanische Geldinstitut mindestens drei Jahre lang als eigenständige Tochter führen. Dadurch verzögern sich die anfangs einkalkulierten Synergieeffekte. BBVA rechnet jedoch mit höheren Einsparungen, die greifen, sobald man sich Sabadell einverleiben darf. Statt 835 Mill. Euro pro Jahr, plant BBVA nun mit Synergieeffekten von 900 Mill. Euro.

Die Regierung könnte die Fusion um weitere zwei Jahre verzögern. Umgekehrt hofft BBVA darauf, dass der Oberste Gerichtshof der Klage gegen die Auflagen beigibt und die Fusion dadurch etwas früher vollzogen werden könnte.

Größer und stärker

Torres verteidigte erneut die „industrielle Rationale“ der Operation. Europa bräuchte größere und stärkere Banken, nicht zuletzt mit Blick auf steigenden Investitionen in Technologie. Nach den Berechnungen von Spaniens zweitgrößter Bank würde durch den Zusammenschluss der Gewinn pro Aktie für die heutigen Aktionäre von BBVA künftig um 5%, für die von Sabadell gar um 25% steigen. Mit der Übernahme erwartet BBVA eine Erhöhung der Eigenkapitalrendite auf 22%, im europäischen Vergleich ein Spitzenwert.

Nun liegen alle Karten auf dem Tisch, und die Anteilhaber von Sabadell können ihre Rechnung aufmachen. Der CEO von BBVA, Onur Genç, gab noch einen Gedanken mit auf den Weg: „Wo stünde der Kurs von Sabadell heute ohne unser Kaufangebot?“.