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Bei der Commerzbank endet die Ära Müller spätestens 2018

bg/jh - Bei der Commerzbank steht nach dem bereits bekannt gewordenen Abgang von Vorstandschef Martin Blessing im Oktober ein weiterer Abschied an. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller (71) wird das Haus spätestens mit Vertragsende im Frühjahr 2018...

Bei der Commerzbank endet die Ära Müller spätestens 2018

bg/jh – Bei der Commerzbank steht nach dem bereits bekannt gewordenen Abgang von Vorstandschef Martin Blessing im Oktober ein weiterer Abschied an. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller (71) wird das Haus spätestens mit Vertragsende im Frühjahr 2018 verlassen. Entsprechende Informationen werden im Umfeld der Bank bestätigt. Müller habe Ende 2015 selbst im Kontrollgremium angeregt, eine Suchkommission für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden einzurichten, um eine geordnete Übergabe zu gewährleisten.Gemäß der im Commerzbank-Kodex festgelegten Regelaltersgrenze müsste der im September 72 Jahre alt werdende Müller bei der Hauptversammlung 2017 ausscheiden. Sollte also ein Nachfolger schnell gefunden werden, könnte die Stabübergabe noch vor dem Vertragsende erfolgen. An der Spitze des Aufsichtsrates steht Müller seit Mai 2008.Bevor der als “KPM” bekannte Manager bei der Commerzbank von Bord geht, will er aber bis zur Hauptversammlung am 20. April noch einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den scheidenden Blessing präsentieren. In Berlin würden es gewisse Kreise gerne sehen, wenn eine Frau an die Spitze der Bank rückt. Insofern wird Müller kaum umhinkommen, dem Nominierungsausschuss eine Shortlist mit mindestens einer geeigneten Kandidatin vorzulegen. Von den internen Kandidaten gilt der Chef der Mittelstandsbank, Markus Beumer, als Kronprinz.Das Führungsduo Müller/Blessing hat die Commerzbank in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt – Blessing gehört dem Vorstand der Gelben seit Ende 2001 an, Müller war 1990 in das operative Führungsgremium aufgerückt, das er ab 2001 als Sprecher anführte, bevor er sieben Jahre später direkt in den Aufsichtsrat wechselte – was nicht im Einklang stand mit den von ihm selbst mitgestalteten Corporate-Governance-Regeln, die ein Cooling-off verlangten.Kaum in das Kontrollgremium gewechselt, fädelte er als Aufsichtsratschef zusammen mit Blessing die Übernahme der Dresdner Bank kurz vor Ausbruch der Finanzkrise ein. Viel schlimmer hätte das Timing für einen solchen Deal nicht sein können. Die Commerzbank musste vom Staat mit gut 18 Mrd. Euro gestützt werden, noch heute hält der Bund rund 15 % der Anteile. Als Vorstandssprecher hatte Müller Ende 2005 zudem den Kauf der Eurohypo verantwortet – ebenfalls eine Transaktion, die sich als Fehlgriff erwies. Diese ihm von Müller hinterlassene Erblast hat Blessing beseitigt, ist die Eurohypo doch weitgehend abgewickelt. Müller hat das Institut nun knapp drei Jahrzehnte als Führungsfigur geprägt. Abschied bei LindeWie am Freitag ebenfalls bekannt wurde, hat Müller im Aufsichtsrat von Linde schon Platz gemacht – ganz im Sinne der Frauenquote. Victoria Ossadnik (47) ist in dem Gremium seine Nachfolgerin. Müller schied bereits Ende 2015 aus, wie Linde jetzt mitteilte. Er war dort seit Mai 2003 Aufsichtsrat. Die promovierte Physikerin Ossadnik ist seit 2011 in der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland für das Service-Geschäft verantwortlich. Müller ist weiterhin im Aufsichtsrat von Fresenius und im Board of Directors von Parker Hannifin, einem US-Hersteller von Steuerungs- und Antriebstechnik. Auf der nächsten Hauptversammlung von Fresenius stehen Neuwahlen an. Müller wolle Mitglied bleiben, heißt es. Im Kontrollgremium des Gesundheitskonzerns sitzt noch keine Frau. Im zwölfköpfigen Linde-Aufsichtsrat ist Ossadnik das dritte weibliche Mitglied. Dort folgen 2018 die nächsten turnusgemäßen Wahlen. Mit der vierten Frau würde Linde die Quote von 30 % erfüllen.