Im GesprächMartin Kassing, Upvest

Upvest sieht sich für Frühstart-Rente gut gerüstet

Für Upvest läuft es gerade ziemlich rund: Mit der DKB haben die Berliner ein Prestigemandat für das Wertpapiergeschäft gewonnen. Bei Upvest stehen auch schon alle in den Startlöchern, um mit Frühstart-Rente und Altersvorsorge-Depot loszulegen.

Upvest sieht sich für Frühstart-Rente gut gerüstet

IM GESPRÄCH: MARTIN KASSING

Upvest sieht sich für Frühstart-Rente gut gerüstet

Upvest-Gründer will bis Ende 2030 hunderte Milliarden Euro auf seine Plattform ziehen

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Das 2017 gegründete Upvest zu einem der interessantesten deutschen Fintechs gemausert. Als Infrastrukturdienstleister für Wertpapierhandel und Geldanlage sind die Berliner so B2B, wie man nur sein kann. Die stetig wachsende Kundenliste zeigt, dass der Bedarf für Trading-Dienste nicht kleiner wird. N26, Revolut, Raisin, WeBull, Openbank (Santander), Visualvest (Union Investment) und zuletzt die DKB kamen als Neukunden hinzu.

Prestigemandat gewonnen

Für besonderes Aufsehen sorgte dabei, dass Upvest bei der BayernLB-Tochter DKB die DWP Bank als Wertpapierdienstleister abgelöst hatte. Ein Prestigemandat mit einer Menge Potenzial. „Bei mehr als fünf Millionen Kunden hat die DKB bislang gut 860.000 Wertpapierdepots und will nun das Aktien- und Investmentgeschäft ausbauen", sagt Upvest-CEO Martin Kassing im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Tech-Plattform des Fintech könne die Direktbank bei der Skalierung unterstützen, indem sie die vom Trade bis zum Portfoliomanagement die Prozesse in Echtzeit in den Depots darstellt. Kassing: "Und natürlich spielen die Kosten pro Trade eine Rolle.“

Upgrade für die Depotplattform

BayernLB-Chef Stephan Winkelmeier hatte die DWP Bank als Dienstleister bereits Juli angezählt. Damals merkte er an, dass die DKB im Wertpapiergeschäft wegen der DWP Bank nicht konkurrenzfähig sei. Diese würden zu Konditionen abwickelt, bei denen sie bei jeder Wertpapiertransaktion draufzahle. Schon bald nach dem im September vollzogenen Wechsel zu Upvest verkündete die DKB, dass sie gemeinsam mit dem Fintech eine Depotplattform bauen, mit der sich auch Angebote wie ein Kinderdepot und die Frühstart-Rente einfach umsetzen lassen.

Wir haben den Ehrgeiz, die Kinderdepots für die Frühstart-Rente sowie das Altersvorsorge-Depot direkt zum Jahresanfang mit dem besten Produkt für unsere Kunden live schalten zu können.

Das sind Themen, die Kassing derzeit elektrisieren: „Wir haben schon einiges an Vorarbeit geleistet und haben den Ehrgeiz, die Kinderdepots für die Frühstart-Rente sowie das Altersvorsorge-Depot direkt zum Jahresanfang mit dem besten Produkt für unsere Kunden live schalten zu können.“ Kassing ist optimistisch, dass der gesetzliche Rahmen dafür wie geplant Mitte Dezember verabschiedet wird und dann neben Fonds und ETFs auch ELTIFs depotfähig sind in dem steuerlich geförderten Rahmen.

Vorteil dank fehlender Altsysteme

Rund 175 Mill. Euro hat Upvest kumuliert an Risikokapital aufgenommen und umfangreich in Infrastruktur investiert. Das fängt an bei einem cloudbasierten Kernbankensystem, an das die weiteren Module andocken. Das versetzt das Fintech in die Lage, Bruchstückaktien, automatisierte Portfoliomanagement-Lösungen und Sparpläne API-fähig darzustellen.

Damit wird das Startup Kassing zufolge besser anschlussfähig für traditionelle Banken, die Lücken in ihrem Leistungsportfolio füllen wollen. In allen Gesprächen zeige sich, dass die Institute die Frage umtreibt, wie sie sich zukunftsfähig aufzustellen.

Wir haben die Ambition, bis Ende 2030 mehrere hundert Mrd. Euro an Assets auf der Plattform zu haben.

Mehr als 30 Kunden

Mehr als 30 Institute sind in Europa schon an die Upvest-Plattform angeschlossen, zuletzt mit der Salt Bank eine rumänische Neobank. Vom Vertrag bis zum Onboarding vergingen bei Fintechs gerade einmal ein bis drei Monate. Banken-Migrationen wie die von Openbank zuletzt brauchen in der Regel sechs bis zwölf Monate Vorlaufzeit, sagt der Gründer. Die Pipeline braucht also immer eine Menge Zeit bis zur Entfaltung.

Zudem sei Upvest auch damit beschäftigt, eine ganze Reihe weiterer Produkte und Assets investierbar zu machen. „Und wir haben die Ambition, bis Ende 2030 mehrere hundert Mrd. Euro an Assets auf der Plattform zu haben.“ Einen aktuellen Vergleichswert möchte er nicht verraten, sagt aber, dass man in diesem Jahr rund 100 Millionen Transaktionen abwickeln werde.

Für viele Banken, Broker und Assetmanager können wir mit unserem Spektrum an Services einen Mehrwert liefern.

Die Profitabilität stellt Kassing für 2027 in Aussicht, vielleicht auch früher. Das hänge auch davon ab, wie man die Gesamtsteuerung betreibe, wenn man also beispielsweise zusätzliche Investitionen benötige, um Opportunitäten wahrzunehmen. Langfristig bestehe auch die Option eines Börsengangs, als Zeithorizont nennt er das Jahr 2030. Aber man halte sich alle Türen offen, sich entweder über eine weitere Eigenkapitalrunde oder über die Aufnahme von Fremdkapital zusätzlichen Spielraum zu verschaffen.

„Wir haben auf jeden Fall gezeigt, dass wir für viele Banken, Broker und Asset Manager mit unserem Spektrum an Services einen Mehrwert liefern können, um schneller zu wachsen und Kosten einzusparen", gibt sich Kassing selbstbewusst: „Auf der Basis entwickeln wir Upvest weiter.“ Potenzial ist reichlich vorhanden: In Europa gibt es rund 10.000 Banken.