PERSONEN

Ben Broadbent jenseits des Gipfels

hip - Der britische Notenbanker Ben Broadbent (53), der zu den möglichen Nachfolgern von Mark Carney an der Spitze der Bank of England gerechnet wird, hat seine Chancen auf den Chefsessel erheblich reduziert. Während sich Carney redlich bemühte, die...

Ben Broadbent jenseits des Gipfels

hip – Der britische Notenbanker Ben Broadbent (53), der zu den möglichen Nachfolgern von Mark Carney an der Spitze der Bank of England gerechnet wird, hat seine Chancen auf den Chefsessel erheblich reduziert. Während sich Carney redlich bemühte, die Zahl der Frauen in verantwortlichen Positionen der Zentralbank zu erhöhen, schwadronierte sein für Geldpolitik zuständiger Stellvertreter in einem Interview mit dem “Daily Telegraph” über die Menopause, in der sich die britische Volkswirtschaft seiner Meinung nach befindet. Die Produktivität sei so stark zurückgegangen wie seit der späten viktorianischen Zeit nicht mehr. In den 1880er Jahren hätten Volkswirte etwas bemerkt, was sie einen “klimakterischen” Effekt nannten – eine plötzliche Verlangsamung des Produktivitätswachstums dozierte der ehemalige Goldman-Sachs-Ökonom. Im vergangenen Jahrzehnt habe man Ähnliches beobachtet. Der Begriff sei der Biologie entliehen, fuhr er fort, als hätte man es nicht geahnt. Er bedeute im Grunde “menopausal, kann aber auf beide Geschlechter angewandt werden”, zitiert ihn das Blatt. Einfach gesagt: “Sie haben Ihren produktiven Gipfel überschritten.” Er habe einmal einen Volkswirt gebeten, dem geldpolitischen Komitee den Ursprung des Worts “klimakterisch” zu erläutern. Als er zu den Männern mittleren Alters dort darüber sprach, es bedeute, dass man sich jenseits seines Gipfels befinde und nicht mehr zu potent sei, hätten alle gesagt: Wir verstehen das. Obwohl Broadbent den Begriff im Gespräch mit der Zeitung so ausführlich verteidigt hatte, entschuldigte er sich umgehend für seine “schlechte Wortwahl”, schreckte aber nicht davor zurück, den Begriff erneut zu erläutern. Warum Frauenkörper dafür herhalten müssen, wirtschaftliche Entwicklungen zu erklären, erschloss sich seinen Kritikern dennoch nicht. Interessant sind die Schlüsse der Nationalökonomen des 19. Jahrhunderts bestenfalls für Wirtschaftshistoriker.