Bernd Wittkowski 65
Von Claus Döring, Frankfurt “Ein echter Wittkowski” – solchermaßen Feedback hören wir häufig in der Chefredaktion der Börsen-Zeitung. Und ganz gleich, ob in der Folge eher lobende (sehr häufig) oder eher kritische (sehr selten) Anmerkungen folgen, zeigen sie zweierlei: Erstens hat der Autor das Publikum erreicht und zweitens hat er seine Argumente dem Leser in unverwechselbarem Stil präsentiert. Selten schaffen es Journalisten, mit ihrer Schreibe und ihrem Zugang zu Themen zur Marke zu werden. Bernd Wittkowski gehört zu diesen Journalisten, und die Börsen-Zeitung kann sich glücklich schätzen, dass er seit dem Rückzug aus der Chefredaktion im Sommer 2016 diese Schreibgewalt nicht nur weiter gepflegt hat, sondern sie – als Autor entlastet von organisatorischen Aufgaben – noch häufiger zur Geltung bringt. AgenturgewächsMit der Fokussierung aufs Schreiben ist Bernd Wittkowski zu den Anfängen seiner journalistischen Laufbahn zurückgekehrt, als er in den 1980er Jahren für die Nachrichtenagenturen VWD (Vereinigte Wirtschaftsdienste) und Reuters zunächst als Korrespondent in München und Stuttgart tätig war. Die “Frankfurter Rundschau” lockte Wittkowski dann zurück in seine Geburts- und Heimatstadt Frankfurt, wo er schon während und nach dem Studium der Rechtswissenschaften bei VWD zunächst ausgeholfen und dann als Redakteur in der Zentrale in Eschborn gearbeitet hatte.Bei der “Rundschau” besetzte er mit Finanz- und Bankenthemen ein Feld, das vielen “Rundschau”-Kollegen per se suspekt erschien, aber dafür umso mehr Profilierungschancen am Finanzplatz bot. Manch Leser seiner aktuellen Kommentare mag es kaum glauben: Das Projekt der Währungsunion begeisterte in den neunziger Jahren den Finanzjournalisten Wittkowski, über den Vertrag von Maastricht berichtete er tagelang vor Ort. Vor diesem Hintergrund ist die “enttäuschte Liebe” zu verstehen, weil aus dem Hoffnungsprojekt “Gemeinschaftswährung” ein Vehikel für Haftungsunion und Vergemeinschaftung geworden ist. Eine Marke am FinanzplatzAls Wittkowski im Oktober 1997 als für Banken, Sparkassen, Geldpolitik und Finanzmärkte zuständiger Redakteur und damaliger stellvertretender Leiter der Wirtschaftsredaktion der “Frankfurter Rundschau” zur Börsen-Zeitung kam, hielten dies in Frankfurt nicht wenige Finanzmarktteilnehmer für Fake News – wobei es diesen Begriff damals ja noch nicht gab. Sein Wechsel von der “sozialistischen” “Rundschau” zum “kapitalistischen Zentralorgan” der Finanzbranche, so die schon damals nicht zutreffenden Klischees, hatte am Finanzplatz überrascht.Schon wenig später bot sich Wittkowski der nächste Karriereschritt: im April 1999 vom Leiter des Ressorts Kredit- und Versicherungswirtschaft zum Mitglied der Chefredaktion. Mit seinem enormen Fleiß, seinem Netzwerk in der Finanzbranche und seinem unprätentiösen Stil trug er in den Folgejahren maßgeblich zum Profil der Börsen-Zeitung als der führenden deutschen Finanzzeitung bei. Nach 17 Jahren gab er die Position in der Chefredaktion dann ab, um als Autor mehr Zeit fürs Recherchieren und Schreiben zu haben. Und so wird die Marke Wittkowski auch nach dessen 65. Geburtstag, den der Kollege am 19. November feiert, weiter gepflegt werden.