Bethmann Bank arbeitet an der Kostenstruktur

Aufwandsquote soll sinken - ABN-Amro-Tochter verkleinert Leitungsgremium - Vorstandschef Hanegraaf: Bauen Kreditvergabe aus

Bethmann Bank arbeitet an der Kostenstruktur

Der nach verwalteten Assets drittgrößte Private-Banking-Anbieter in Deutschland, die Bethmann Bank, kündigt eine Verbesserung der Effizienz an. Wie Hans Hanegraaf, Vorstandsvorsitzender der ABN-Amro-Tochter, der Börsen-Zeitung erklärt, soll die Aufwandsquote von derzeit 90 % auf unter 80 % sinken. Im Zuge eines größer angelegten Um- und Stellenabbaus verkleinert die Bank zudem die Zahl der Vorstandsmitglieder von vier auf drei. Johannes Baratta, einer von zwei Kundenvorständen, wird das Haus verlassen.bn Frankfurt – Die Bethmann Bank bemüht sich um Kostensenkungen und streicht im Zuge dieser Anstrengungen eine von vier Stellen im Vorstand. Wie die ABN-Amro-Tochter am heutigen Dienstag mitteilen will, wird Johannes Baratta, der im Führungsgremium mit Michael Arends den Bereich Kunden verantwortet, die Bank im Dezember verlassen. Seine Aufgaben übernimmt Arends, der sich bisher um den Norden Deutschlands kümmerte und damit künftig bundesweit zuständig sein wird. “Unter einer Führung””Jetzt ist es an der Zeit, das Kundengeschäft unter einer Führung zu integrieren”, sagt Hans Hanegraaf, der Vorstandsvorsitzende der Bethmann Bank, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Wie er erläutert, steht die Personalie im Zusammenhang mit einem generellen Streben der Bank nach Kosteneffizienz. “Die Digitalisierung zieht natürlich einen Personalabbaueffekt nach sich, und unsere Kosten müssen sinken”, erklärt er. “Und wenn man in einer Bank 20 % der Stellen abbaut, darf man den Vorstand davon nicht ausnehmen.” Zudem sei die Integration der Aktivitäten von Credit Suisse, in deren Zuge Baratta eine sehr gute Rolle gespielt habe, inzwischen abgeschlossen.2014 hatte die Bethmann Bank mit Credit Suisse die Übernahme des in Deutschland gebuchten Private-Banking-Geschäfts der schweizerischen Bank vereinbart. Im Zuge der Transaktion war das Haus zum drittgrößten Private-Banking-Anbieter nach verwaltetem Volumen in Deutschland hinter Deutscher Bank und Commerzbank aufgestiegen. Es zählt heute rund 15 000 Kunden. Effizienz vor WachstumHatten unter dem damaligen Vorstandschef Horst Schmidt Wachstum auch durch Zukäufe sowie Skaleneffekte im Vordergrund gestanden, so setzt Hanegraaf eindeutig die Effizienz oben auf die Agenda. Die Aufwandsquote der Bethmann Bank liegt mit 90 % zu hoch, wie er sagt. Die Cost-Income-Ratio solle unter 80 % sinken, wie dies im ABN-Amro-Konzern bereits der Fall ist.Derzeit steckt die Bank technisch und personell noch mitten im Umbau. In dessen Zuge soll die Zahl der noch 560 Beschäftigten bis Ende 2019 bzw. 2020 auf 480 sinken. Misstöne im Verhältnis zum Betriebsrat seien mittlerweile ausgeräumt, heißt es bei der Bank. Im Sommer sei ein Interessenausgleich vereinbart worden.An der Zahl von bundesweit zwölf Niederlassungen will Hanegraaf freilich nicht rütteln. Die Bank brauche die Nähe zu den Kunden, sagt er. Tatsächlich hätten sich infolge der Integration der Credit-Suisse-Aktivitäten die kleineren Geschäftsstellen stärker entwickelt als die größeren. Andere Anbieter wie UBS haben die Zahl ihrer Niederlassungen in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich verringert. Hane-graaf schwebt vielmehr vor, im Rahmen des Umbaus Bürokratie abzubauen und um schnellerer Entscheidungen willen mehr Befugnisse in die Hände der Niederlassungen zu legen. “Wir müssen nicht alles in der Zentrale entscheiden”, sagt Hane-graaf. “Wenn man alles dem CEO vorlegen muss, wird es immer Gründe geben, etwas nicht zu machen.”Neben den mit dem Umbau verbundenen Kosten schlagen derzeit Investitionen in die IT und in die Digitalisierung zu Buche. Dennoch dürfte sich das Ergebnis Hanegraaf zufolge im laufenden Jahr verbessern, auch weil die Kosten des Umbaus die Bank im vergangenen Jahr noch stärker belastet hatten. Er rechnet netto mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag sowie mit einem Anstieg der Erträge um 6 %. Dabei verleiht das Geschehen an den Märkten der Entwicklung der Einnahmen Rückenwind. Zudem habe das Angebot alternativer Assets Erträge eingebracht, erläutert Hane-graaf, der sich vor dem Hintergrund des Zinstiefs mit dem laufenden Geschäft zufrieden zeigt. Neben niedrigen Zinsen und Kosten etwa für die Vorbereitung auf das Regelwerk Mifid II macht sich auch im Private-Banking-Geschäft inzwischen die Konkurrenz durch Fintechs bemerkbar.Dabei ist unverkennbar, dass der Umbau der Bank deren Wachstum beeinträchtigt. Nachdem im Jahresverlauf per Ende September netto gut 300 Mill. Euro hinzugekommen sind, verwaltet die Bank derzeit 38 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr waren ihr netto noch 1 Mrd. Euro zugeflossen. 2015 hatte das Haus allein im ersten Monat des Jahres seine Assets um 1,5 Mrd. gesteigert, vor allem infolge von Nettozuflüssen, wie es damals hieß. Stärkere SegmentierungWie Hanegraaf einräumt, hat der Umbau der Bank bei den Beschäftigten mancherorts für Unsicherheit gesorgt. Auch flossen im Zuge des Ausscheidens von Mitarbeitern brutto Mittel ab. Zudem habe die Bank ihre Kunden stärker segmentiert, sie wolle nicht mehr alles für jeden anbieten, sagt er. Neue Kunden sollten mindestens 500 000 Euro zur Bethmann Bank mitbringen.Grundsätzlich sei jeder Kunde willkommen, betont Hanegraaf. Die Frage aber sei, ob Bethmann sie richtig bedienen könne. So gehöre zum Selbstverständnis der Bank ein persönlicher Service und die Rolle des Bankers als Berater und Wegweiser. “Wir können nicht unser Problem auf die Kunden abwälzen”, stellt Hanegraaf heraus, dass das Institut seine Kunden auch beim Übergang ins digitalisierte Angebot nicht alleinlassen werde. Bis Jahresende will die Bank 60 % ihrer Kunden an ihr digitales Angebot angebunden haben. Digitalisierung könne freilich bedeuten, dass Kunden, die auch künftig Zahlungsaufträge per Fax erteilen wollen, dafür zahlen müssten, sagt er. Die Bruttodurchschnittsmarge will Hanegraaf nicht beziffern. Sie sei eine in die Irre führende Kennziffer. So brächten gerade Kunden, die besonders hohe Beträge in der Bank hielten, üblicherweise niedrigere Marge als Kunden mit relativ kleinen Beträgen. Manche Kunden nutzten wiederum allein das Custody-Geschäft, andere hingegen seien sehr betreuungsintensiv. Erträge durch DarlehenZugleich hält das Haus Ausschau nach neuen Ertragschancen. Dabei hat die Bank die Kreditvergabe entdeckt. Derzeit belaufen sich ihre Ausreichungen auf ein Volumen von 1,3 Mrd. Euro. Hanegraaf: “Das werden wir noch ausbauen.” Kreditgeschäft gilt unter Private-Banking-Anbietern im Zinstal als attraktiv. Ein Grund: Die Risikokosten betrachten die Banken als gering, da sie mit dem entsprechenden Kunden und dessen Sicherheiten bereits vertraut sind. So forciert auch die Commerzbank in ihrem Wealth Management diese Aktivitäten. Hanegraaf: “Wir kennen die Kunden natürlich sehr gut.” Wie die zweitgrößte deutsche Privatbank setzt auch die Bethmann Bank zudem auf eine Akquise von Neukunden im Kreise ihrer Firmenkunden, zumal sie neuerdings das Corporate-Banking-Geschäft hierzulande nach Jahren wieder forciert (BZ vom 16. November). “Das Kerngeschäft aber bleibt die Vermögensverwaltung”, stellt Hanegraaf klar.