Bloß keine Kontroverse!
jsc
Fragen der Weltanschauung sind heikel: Das weiß die GLS Bank, das Nachhaltigkeitsgeldhaus mit Wurzeln in der Waldorf-Bewegung, nur allzu gut. Wo die Bank philosophisch-ethisch verankert ist und ob sie sich etwa in der Nähe des umstrittenen anthroposophischen Vordenkers Rudolf Steiner sieht, hatte Bankchef Thomas Jorberg vor einem Jahr noch ausweichend beantwortet und auf eine Vielfalt in der Genossenschaft sowie auf ein „ganzheitliches“ und „freilassendes“ Menschenbild verwiesen. Auf der eigenen Internetseite distanziert sich die Bank in Teilen von Steiner. Seit der Coronakrise und dem Erfolg der Querdenker-Bewegung steht die Bank erst recht vor einer Herausforderung, geht der Riss doch tief in das bürgerlich-grüne Milieu hinein und spaltet damit auch die Kundschaft der Bank. In seinem Blog ringt das Haus mit Blick auf die Corona-Kontroversen um eine Position („Mehr Zuhören, mehr Empathie – mehr Abgrenzung?“). Ansonsten profitiert das Institut vom Zeitgeist: Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind anerkannte Ziele, die Bank wächst und wächst. Sie hat somit ein Interesse daran, Kontroversen zu meiden.