Restrukturierung

Börse feiert Commerzbank-Pläne

Um profitabler zu werden, soll die Commerzbank nach dem Willen des Vorstands eine Radikalkur absolvieren. Mit dem Abbau von 10000 Stellen und einer Halbierung des Filialnetzes will das Institut im Jahr 2024 eine Eigenkapitalrendite von 6,5 bis 7% erreichen. Bislang hatte es lediglich mehr als 4% in Aussicht gestellt.

Börse feiert Commerzbank-Pläne

lee Frankfurt

Die Eckdaten der Sparpläne, mit denen der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof am kommenden Mittwoch vor den Aufsichtsrat treten will, kommen an der Börse gut an. In einem seitwärts tendieren Markt legte die Aktie der zweitgrößten privaten Bank des Landes am Donnerstag um mehr als 6% zu. Wie das Institut in seiner am Nachmittag veröffentlichten Mitteilung unterstrich, ist noch kein Punkt des neuen Strategieprogramms entschieden. Das Institut hat sich nach eigener Darstellung zu einer frühzeitigen Veröffentlichung der Eckdaten nur deshalb entschieden, weil Details der Pläne im Tagesverlauf durchgesickert waren.

Einiges von dem, was Knof mit dem Plazet des Aufsichtsrat nun umsetzen will, wird jedoch schon seit Längerem diskutiert. So war bereits im vergangenen Sommer bekannt geworden, dass der Vorstand, damals noch unter dem Vorsitz von Knofs Vorgänger Martin Zielke, den Abbau von 10 000 Stellen plante. Auch die angekündigte Ausdünnung des Filialnetzes auf 450 Standorte liegt im Rahmen dessen, was schon seit Längerem im Umfeld des Instituts zu erfahren war.

Neu ist allerdings die Klarheit der Renditeziele, die mit einer Eigenkapitalrendite (netto RoTE) von 6,5 bis 7% im Jahr 2024 deutlich über dem im Herbst 2019 formulierten Ziel von mehr als 4% liegt. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass die Wahrscheinlichkeit eine baldigen Zinswende vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht gerade gestiegen ist. Die meisten Beobachter rechnen damit, dass sich die Phase negativer Zinsen länger hinziehen wird, als dies ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre.

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, kündigte Knof gestern per Mitteilung an, dass sich die Commerzbank künftig auf ihre Stärken konzentrieren wolle. „Dafür werden wir mit aller Konsequenz Komplexität reduzieren und Kosten senken“, so der Vorstandschef weiter.

Für die Firmenkundensparte der Commerzbank wird dies dem Vernehmen nach bedeuten, dass der Fokus künftig voll und ganz auf dem Geschäft mit dem Mittelstand liegen wird. Um die Kosten zu senken, soll vor allem im Ausland gekürzt werden. Die Commerzbank soll nach den Vorstellungen des Vorstands nur noch deutsche Firmen ins Ausland begleiten oder aber ausländische Firmen unterstützen, die in Deutschland Geschäft machen. Einhergehend wird dies voraussichtlich mit einer Verkleinerung von Auslandsniederlassungen, die in manchen Märkten zu Repräsentanzen geschrumpft werden sollen.

Die meisten Kürzungen treffen gleichwohl die Aktivitäten im Inland, wo laut Mitteilung jede dritte Vollzeitstelle entfallen wird. Die Bank strebt möglichst sozialverträgliche Lösungen und eine zügige Einigung mit dem Betriebsrat an, wie es in der Mitteilung hieß.

Wie im Umfeld des Konzerns zu erfahren war, sollen jedoch alle zwölf Standorte des Instituts im Inland erhalten bleiben. Die Kürzungen im Backoffice-Bereich sollen demnach proportional über alle Standorte hinweg vorgenommen werden.

„Unsere Ziele sind sehr anspruchsvoll, aber wir werden alles Notwendige tun, um sie zu erreichen“, kündigte Knof an. Die Bank werde damit Wert für Kunden, Mitarbeiter, Eigentümer und die Gesellschaft als Ganzes schaffen.

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