Börse leidet unter Handelsflaute
Mit einem im Vorjahresvergleich nur um 4 % gesteigerten Erlös hat die Deutsche Börse im ersten Quartal der Flaute der Handelsaktivitäten Tribut zollen müssen. Allerdings konnte das Unternehmen mit einem um 8 % erhöhten bereinigten Konzernperiodenüberschuss die Erwartung der Marktteilnehmer übertreffen. Die Jahresprognose eines Wachstums der strukturellen Erlöse um 5 % und des bereinigten Überschusses um rund 10 % wurde bestätigt.ck Frankfurt – In den ersten drei Monaten des Jahres hat die Deutsche Börse unter zyklischen Faktoren, d. h. niedrigeren Handelsaktivitäten gelitten. Das Unternehmen erwirtschaftete einen im Vorjahresvergleich lediglich um 4 % erhöhten Erlös von 721 Mill. Euro, was in etwa der Markterwartung entsprach. Die strukturellen Erlöse konnten immerhin den selbstgesteckten Zielen des Marktbetreibers entsprechend um 5 % gesteigert werden. Der negative Effekt der Handelsflaute wurde durch die auf Konzernebene von rund 41 Mill. auf 62 Mill. Euro gestiegenen Nettozinseinnahmen teilweise kompensiert, so dass sich der negative Effekt der zyklischen Erlöse auf einen Prozentpunkt beschränkte. Umstellung auf IFRS 16Die bereinigten operativen Kosten sanken von 254,5 Mill. Euro im ersten Quartal 2018 auf 248,6 Mill. Euro. Höhere Aufwendungen für Investitionen in Wachstumsinitiativen, neue Technologien und Regulierung, sowie Konsolidierungseffekte seien durch die Umstellung auf IFRS 16 überkompensiert worden, so die Deutsche Börse. Bereinigt worden seien die operativen Kosten um Sondereffekte in Höhe von rund 24,6 Mill. Euro. Diese bestünden maßgeblich aus strukturellen Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Effizienz im Rahmen der Unternehmensstrategie “Roadmap 2020” sowie aus Kosten für Unternehmenszusammenschlüsse und Übernahmen. Durch die Umstellung auf IFRS 16 werden bestimmte Leasing-Verhältnisse nicht mehr unter den operativen Kosten, sondern als Teil der Abschreibung und im Finanzergebnis erfasst. Nach Angaben der Deutschen Börse hätte dies im ersten Quartal 2018 rückwirkend operative Kosten in Höhe von rund 12,5 Mill. Euro betroffen. Demnach wären die Abschreibungen hierdurch um 11,8 Mill. Euro gestiegen und das Finanzergebnis um 0,7 Mill. Euro gesunken, so die Deutsche Börse. Niedrigere SteuerquoteDer bereinigte Konzernperiodenüberschuss erhöhte sich um 8 % auf rund 292 Mill. Euro. Damit wurde der Marktkonsens übertroffen, der laut Bloomberg lediglich ein Ergebnisplus von 3 % auf 279 Mill. Euro erwartet hatte. Dazu trug bei, dass die Steuerquote vor allem aufgrund interner Reorganisationen von 27 % auf 26 % gesunken ist. Das Unternehmen geht auch für das Gesamtjahr von einer Steuerquote von 26 % aus.Mit einem Erlös von rund 238 nach 237 Mill. Euro trat der Erlös der Eurex auf der Stelle. Zurückzuführen war dies vor allem auf niedrigere Handelsumsätze der Aktienindex- und Zinsderivate. Allerdings leistete die Eurex auch einen Beitrag zum strukturellen Wachstum. So schnellte der mit dem Clearing außerbörslicher Derivate generierte Erlös von 5,2 Mill. auf 9,1 Mill. Euro hoch. Der Erlös der Xetra-Sparte sank aufgrund niedrigerer Kassahandelsumsätze von 61,7 Mill. auf 58,6 Mill. Euro. Der Rückgang wäre noch stärker ausgefallen, wenn es nicht die Kompensation für die vorzeitige Beendigung des Xetra-Nutzungsvertrags der von der Euronext übernommenen Irish Exchange gegeben hätte. EEX und 360T wachsen starkClearstream erhöhte den Erlös von 178,7 Mill. auf 189,3 Mill. Euro. Die Steigerung war nur den stark von 34,2 Mill. auf 48,9 Mill. Euro erhöhten Nettozinserträgen der Sparte zu verdanken. Starke Erlöszuwächse erzielten die Strombörse EEX (siehe Bericht auf dieser Seite) mit 73,6 nach 61,8 Mill. Euro und die Devisenhandelsplattform 360T mit 21,4 nach 17,6 Mill. Euro. Dagegen erzielten die Investment Fund Services, das Sicherheiten-Management, Stoxx und das Datengeschäft nur geringe bis moderate Erlöszuwächse. Die Deutsche Börse bestätigte ihr im Februar ausgegebenes zurückhaltenderes Jahresziel eines Wachstums der strukturellen Erlöse um 5 % und des bereinigten Periodenüberschusses von rund 10 %. Spielraum beim RatingAuf der Analystenkonferenz erklärte der Vorstandsvorsitzende Theodor Weimer, dass es keinen konkreten Verhandlungszeitplan für die angestrebte Übernahme der Devisenhandelsplattform FXall gebe. Es sei aber mit einer Ankündigung innerhalb der kommenden Wochen zu rechnen. Der Finanzvorstand Gregor Pottmeyer erklärte, dass die Deutsche Börse für eine Übernahme auch ein um eine Stufe niedrigeres Rating für Clearstream hinnehmen würde. Das brächte einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag.Die Aktie der Deutschen Börse lege um 1,7 % auf 118,90 Euro zu. Skeptisch äußerte sich indes die DZ Bank. Das Institut reduzierte seinen für die Aktie veranschlagten Fair Value von 128 auf 125 Euro und stufte die Aktie von “Kaufen” auf “Halten” zurück. Insgesamt hat die Deutsche Börse in einem zyklisch schwierigen Umfeld ein solides Ergebnis erreicht. Das Ziel, im Jahr 2019 den bereinigten Jahresüberschuss um 10 % zu steigern, bleibe erreichbar, allerdings sei dies in den gegenwärtigen Gewinnschätzungen auch schon reflektiert. Weitere Akquisitionen könnten angesichts der Skalierbarkeit des Geschäftsmodells der Börse im Prinzip sehr sinnvoll sein. Allerdings führe dies gerade im aktuellen Kapitalmarktumfeld tendenziell auch zu entsprechend hohen Kaufpreisen relativ zur aktuellen Profitabilität des jeweiligen Übernahmeziels. “Vor diesem Hintergrund sehen wir in einer möglichen Übernahme von FXall oder anderen Transaktionen gegenwärtig eher Risiken als Chancen”, so die Bank.