"Börsengang hat Vorteil für DWS"
Herr Hein, wie beurteilen Sie die Abspaltung von DWS durch die Deutsche Bank?Die Strategie der Deutschen Bank in der fondsgebundenen Vermögensverwaltung war in den vergangenen 20 Jahren nicht stringent. Im Jahr 2000 wollte man sich teilweise davon verabschieden. 2001 wurde dann das Vermögensverwaltungsgeschäft der Zurich übernommen mit rund 360 Mrd. Euro Dollar. 2011 wollte man bis auf DWS alle internationalen Töchter verkaufen, fand aber keinen Käufer, der alles übernehmen wollte, und dies auch noch zu einem adäquaten Preis. Nun wurde die Sanierung versucht, und es soll einen Teil-Börsengang geben. Das hat den Vorteil für DWS, dass besser eine eigenständige Strategie gefahren werden kann als wenn sie zu 100 % in einen Konzern eingebunden ist. Darum insgesamt also eine gute Entscheidung für die Deutsche Bank. Was ist von der Kritik an der Rechtsform zu halten – DWS soll eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) werden?Die Deutsche Bank will vorerst eine Mehrheit an DWS behalten, und der genaue Zeitpunkt des IPO ist noch nicht festgelegt – das kann bald kommen oder aber auch erst innerhalb der nächsten anderthalb Jahre. Falls die Deutsche Bank ihren Anteil unter 40 % senkt – besser wäre eine Quote von unter 50 % – würde die Rechtsform aber von einer KGaA in eine Aktiengesellschaft gewandelt werden. Solange die Bank die Mehrheit halten wird, scheint mir aus Sicht der Minderheitsaktionäre nicht entscheidend, ob die Rechtsform nun eine KGaA ist oder nicht. So wie ich es verstehe, wurde die KGaA-Form gewählt, um die Aufsichtsbehörden zu beruhigen. Man wird sehen, mit welchen Preisvorstellungen die Deutsche kommt und ob sie das am Markt durchsetzen kann.Welches sind die entscheidenden Größen, auf die Sie achten würden?Grundsätzlich geht es um Profitabilität und Rentabilität. Für einige Aktionäre spielt auch die Dividendenrendite eine Rolle – DWS will mittelfristig 65 % bis 75 % des Nettoeinkommens ausschütten. Dann kommt es auf den Mix der verwalteten Vermögen an – ist es eher hochmargiges, aktives Geschäft, oder niedrigmargiges, passives? Auch wichtig ist, wie viele Gelder eingesammelt werden können und wie die Bewertung anderer gelisteter Vermögensverwalter in Europa aussieht. Sind Multiples auf die Assets under Management nicht so aussagekräftig?Ja, das ist auch interessant, ist aber eine volatile Kennzahl, je nachdem, wie die Nachfrage nach dem Geschäft ist, kann sich die stark ändern.Was macht die Profitabilität von DWS aus?Sie wollen über das Volumen nachhaltig die Gewinne steigern und langfristig eine Management-Gebühr von über 30 Basispunkten anstreben. Momentan liegt sie bei 32 Basispunkten. Das Wachstum geht also über Volumen. Die Stellschrauben dafür sind die Umsätze sowie Neuzuflüsse, ferner die Kostenseite. Hier will die DWS die Kosten leicht von 68 % auf etwas über 65 % senken.Der Vermögensverwaltungsmarkt ist in Konsolidierung, und es gibt Margendruck, was bedeutet das für DWS?Das wird sich weisen. DWS kann als Käufer auftreten, aber ich würde auch nicht ausschließen, dass für Teile von DWS andere Interessenten gesucht werden. Wie sieht es mit Wachstumspotenzial aus?Das Passivgeschäft wurde nach der Übernahme von Bankers Trust weitestgehend verkauft, hier besteht Nachholbedarf. Die DWS hatte ein relativ schwieriges Jahr 2016. In Deutschland ist der Markt doppelt so schnell gewachsen bei den Assets under Management. Wettbewerber wachsen mit dem Markt oder stärker, da muss DWS zeigen, ob sie das nachhaltig auch kann. Von den Nettozuflüssen her sind andere bisher da besser.Dieter Hein, Analyst Fairesearch