Serie Förderbanken (13)BPI France

Der französische Newcomer unter den Förderbanken

Trotz starker Geburtswehen hat sich BPI France zu einem der wichtigsten Finanzierer französischer Unternehmen entwickelt. Ihr Modell hat sogar schon ausländische Institute inspiriert. Doch ihre Umtriebigkeit verschafft ihr nicht nur Freunde.

Der französische Newcomer unter den Förderbanken

Serie Förderbanken (13): BPI France

Der französische Newcomer unter den Förderbanken

BPI France ist zu einer Schlüsselfigur der französischen Wirtschaft und Start-up-Szene geworden – Kritik an der Diversifizierung

Trotz starker Geburtswehen hat sich die 2013 lancierte Förderbank zu einem der wichtigsten Finanzierer französischer Unternehmen entwickelt. Ihr Modell zur Förderung der French Tech hat sogar schon ausländische Institute inspiriert. Ihre Umtriebigkeit verschafft ihr jedoch nicht nur Freunde.

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Von Gesche Wüpper, Paris

Sie stand während der Coronakrise an vorderster Front, um französischen Unternehmen zu helfen. Dabei ist BPI France einer der Neuankömmlinge unter den Förderbanken. Gerade mal zehn Jahre ist es her, dass sie an den Start gegangen ist. Die Skepsis war damals groß, genau wie die Geburtswehen.

Denn BPI (Banque d‘Investissement Publique) ist aus der Fusion bestehender Einheiten mit unterschiedlicher Ausrichtung entstanden: Oséo, CDC Entreprises und dem Fonds stratégique d‘investissement. Gleichzeitig kam es zu Spannungen zwischen ihren beiden Aktionären, dem Staat und der Caisse des Dépôts et Consignations (CDC), den Regionen und der ersten Vize-Präsidentin, der Sozialistin Ségolène Royal.

„Es hätte ein unregierbares Durcheinander werden können“, gab Nicolas Dufourcq einmal zu. Der frühere France-Télécom- und Capgemini-Manager ist Generaldirektor von BPI. Ihm sei es maßgeblich zu verdanken, dass sich die Förderbank trotz des schwierigen Starts so gut entwickelt habe, heißt es in Paris.

Neue Aufgaben

BPI ist längst einer der wichtigsten Finanzierer der französischen Wirtschaft und eine Schlüsselfigur der Start-up-Szene French Tech geworden. Dabei hat sich das auf mittelständische und kleinere Unternehmen spezialisierte Institut auch erfolgreich gegen den politischen Druck gewehrt, die ewigen lahmen Enten zu retten. Andere wichtige Förderbanken in Frankreich sind die 1816 gegründete CDC und die nach der Dexia-Pleite 2013 geschaffene SFIL (Société de financement local).

In den ersten zehn Jahren seit ihrer Gründung hat BPI France nach eigenen Berechnungen indirekt Finanzierungen und Investitionen in Höhe von insgesamt 260 Mrd. Euro sowie Export-Kreditversicherungen über 190 Mrd. Euro für mehr als 535.000 Unternehmen ermöglicht. Sollte die Förderbank ursprünglich vor allem Privatinvestitionen ergänzen, so hat sie längst neue Aufgaben übernommen. So fördert sie Innovationen und Start-ups mit Hilfen und Beteiligungen und spielt so bei der Dekarbonierung eine bedeutende Rolle.

Sorge und Kritik

Dank zahlreicher Beteiligungen ist BPI auch zu einer der größten Investmentgesellschaften Frankreichs geworden. Sie hat nicht nur in Fonds und etablierte Firmen wie Satellitenbetreiber Eutelsat, sondern auch in Unternehmen des Next 40 wie Doctolib investiert, einer Auswahl aussichtsreicher Start-ups. Das von ihr verwaltete Vermögen hat sich seit 2013 mit 50 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Das Modell der jungen Förderbank habe sogar andere Institutionen im Ausland inspiriert, allen voran die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) aus Italien, berichtet das Wirtschaftsmagazin „Alternatives Economiques“. Sie habe sich bei ihr die Finanzierung von Investitionsfonds und die Beteiligung an Finanzierungsrunden für Start-ups abgeschaut.

Der Erfolg von BPI ruft jedoch auch Zweifler auf den Plan. Sorgen bereiten die Turbulenzen der Tech-Branche, wodurch die Bewertungen der Beteiligungen sinken. Die von der French Tech im ersten Halbjahr bei Finanzierungsrunden eingesammelten Gelder sind Angaben von EY zufolge um 49% eingebrochen. Deshalb werde man die Ergebnisse von BPI nun sehr genau verfolgen, berichten Abgeordnete.

Damit nicht genug, denn inzwischen ist in Frankreich auch Kritik an der hyperaktiven Förderbank zu hören. So warnt der Rechnungshof, sie habe sich zu stark diversifiziert. Er geht auch auf einige Initiativen ein wie den von BPI France gemanagten, 2020 lancierten Investitionsfonds Lac1 zum Schutz heimischer Konzerne, an dem private Investoren wie die Mubadala aus Abu Dhabi beteiligt sind.

Sehr umtriebig

BPI France sei sehr sinnvoll für die Finanzierung der Wirtschaft, meint der sozialistische Abgeordnete Philippe Brun. Die Förderbank sei jedoch so umtriebig, dass es manchmal schwierig sei, ihre Arbeit richtig zu bewerten. Brun, der der Finanzkommission der Nationalversammlung angehört, bereitet deshalb einen Bericht dazu vor, den er Ende des Jahres veröffentlichen will.

BPI-Chef Dufourcq lässt sich von Kritik nicht aus der Ruhe bringen. Er wolle in den nächsten fünf Jahren den 2013 eingeschlagenen Weg fortführen, sagt er. Damals habe BPI zeigen wollen, dass eine andere Bank möglich sei, geduldiger, weniger risikoscheu, leistungsstark und im Interesse des Gemeinwohls.

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