Brexiteers machen gegen Börsenfusion mobil

Zusammenschluss "nicht im nationalen Interesse"

Brexiteers machen gegen Börsenfusion mobil

hip London – In Großbritannien haben konservative EU-Gegner wie der Tory-Hinterbänkler William Cash damit begonnen, sich auf die Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange einzuschießen. Während manche deutsche Politiker und Regulierer mittlerweile die Ansicht pflegen, dass die deutsch-britische Börse nach dem Brexit nicht wie ursprünglich geplant in London angesiedelt werden kann, machen die Brexiteers gegen den Ausverkauf der vermeintlichen Kronjuwelen der City of London mobil. Es sei offensichtlich, dass der Zusammenschluss “nicht im nationalen Interesse” Großbritanniens sei, sagte Cash gestern im britischen Unterhaus. Es sei nicht bekannt, ob die Bank of England bereits ihre Zustimmung gegeben habe. Allerdings könne die Regierung unter Verweis auf das öffentliche Interesse dem Regulierer die Richtung vorgeben. Im Lichte der Brexit-Verhandlungen handele es sich bei dem Merger nicht um ein gewöhnliches Geschäft. Die fusionierte Gruppe könne das Euroclearing auf Kosten Londons nach Frankfurt verlagern, fürchtet Cash. Das werde nicht in Form von offiziellen Statements erfolgen, sondern durch besondere Angebote an die Kunden, was die Sicherheitsleistungen und die Verrechnung von Derivatepositionen an verschiedenen Märkten angeht. “Wenn das Absaugen der Liquidität erst einmal anfängt, ist es nicht mehr aufzuhalten”, sagte Cash. Das Clearing von Kontrakten in anderen Währungen könne folgen. Die konservative Abgeordnete Anne Marie Morris, ebenfalls eine Befürworterin des EU-Austritts, hatte zuvor Premierministerin Theresa May in einem Brief zum Einschreiten aufgefordert.Die Abgeordnete Kirsty Blackman von den schottischen Nationalisten wies darauf hin, dass die Fusion nicht vereinbart wurde, um alles Geschäft der City nach Frankfurt zu verlagern. Dafür fehle es den Hessen ohnehin an der erforderlichen Infrastruktur. Ihr Fraktionskollege George Kerevan warnte davor, die Debatte um die Fusion politisch aufzuladen. Der konservative Abgeordnete Stephen Hammond strich die Vorteile des Zusammenschlusses heraus. Dadurch entstehe ein europäischer Marktinfrastrukturbetreiber, der es mit den Branchenführern weltweit aufnehmen könne.Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter wirbt unterdessen in Hessen für die Fusion. Er lud für Mittwochabend hessische Parlamentarier zu einem Treffen ins Kurhaus Wiesbaden ein.