Briten streiten um Reform der Einlagensicherung
Briten streiten um Reform der Einlagensicherung
Vorfinanzierter Fonds käme kleinere Banken teuer zu stehen
hip London
Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und die von der Bank of England eingefädelte Absorption ihrer britischen Tochter durch die HSBC haben das Thema Einlagensicherung wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Bislang sind nur Einlagen bis zu 85.000 Pfund von der staatlichen Einlagensicherung FSCS (Financial Services Compensations Scheme) geschützt. Zudem müssten Kunden einer Pleitebank wegen der vergleichsweise niedrigen Vorfinanzierung wohl mindestens eine Woche warten, bis sie an ihr Geld kommen. Der 2001 eingerichtete Fonds wird durch Abgaben finanziert, die von Firmen erhoben werden, die der Regulierung durch Prudential Regulation Authority und Financial Conduct Authority unterliegen. Sowohl Notenbankchef Andrew Bailey als auch Schatzkanzler Jeremy Hunt forderten, das System zu reformieren.
„Die US-Behörden haben angekündigt, ihr Einlagensicherungssystem auf den Prüfstand zu stellen“, sagte Bailey im vergangenen Monat beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. „In Großbritannien erwägt die Bank of England Verbesserungen unserer Herangehensweise an die Auszahlung von Einlagen kleinerer Banken, die nicht über berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten verfügen.“ Die Arbeit der Notenbank habe sich bislang auf die Geschwindigkeit von Auszahlungen konzentriert. „Würde man weitergehen und eine Erhöhung der Obergrenze der versicherten Einlagen in Erwägung ziehen, könnte das Auswirkungen auf die Kosten der Bankenbranche insgesamt haben“, führte Bailey aus. „Wie in allen Fragen der Bankenabwicklung gibt es nicht umsonst.“
Kleinere Institute und Bausparkassen fürchten nun, dass erhebliche Kosten auf sie zukommen, sollte die Aufsicht eine schnellere Auszahlung von Kunden im Falle eines Bankenzusammenbruchs sicherstellen wollen. Die Bank of England wollte sich nicht zum Stand der Dinge äußern. Doch kann man davon ausgehen, dass hinter den Kulissen hart gerungen wird. Für die Großbanken dürfte eine Stärkung der Einlagensicherung kein großes Problem sein. Derzeit bieten kleine Institute wie Shawbrook Bank oder Paragon Bank Retailkunden die höchsten Einlagenzinsen auf steuerbegünstigte Sparpläne (Individual Savings Account, ISA). Damit könnte es schnell vorbei sein. Denn den sogenannten Challenger Banks, von denen sich die Aufsicht mehr Wettbewerb erhoffte, fehlt das finanzielle Polster, um wesentlich höhere Kosten zu stemmen.
Als Northern Rock und Bradford & Bingley 2008 kollabierten, hatte die FSCS-Obergrenze noch bei 35.000 Pfund gelegen. Insgesamt wurden für die Finanzkrise 20,9 Mrd. Pfund Entschädigung ausgezahlt.