Regulierung

Britische Banken zeigen sich standfest

Die britischen Banken haben sich im jüngsten Stresstest der Bank of England als standfest erwiesen. Institute, deren Retailgeschäft durch eine Brandmauer von riskanteren Geschäften getrennt ist, schnitten besser ab. Das Szenario enthielt aber keine Liquiditätskrise in der Form, wie sie bei US-Regionalbanken zu beobachten war.

Britische Banken zeigen sich standfest

Britische Banken zeigen sich standhaft

Finanzstabilitätshüter der Notenbank bescheinigen den Instituten Robustheit in Zeiten hoher Inflation

hip London

Durchgefallen ist beim Stresstest der Bank of England keine Bank. So etwas hatte es zuletzt 2016 gegeben. Das Szenario enthielt keine Liquiditätskrise in der Form, wie sie bei US-Regionalbanken zu beobachten war. Institute, deren Retailgeschäft durch eine Brandmauer von riskanteren Geschäften getrennt ist, schnitten besser ab.

Die britischen Banken haben sich beim jüngsten Stresstest der bei der Bank of England angesiedelten Prudential Regulation Authority als robust erwiesen. „Das britische Bankensystem ist dazu in der Lage, Haushalte und Unternehmen über eine Phase hoher Zinsen hinweg zu unterstützen, selbst wenn die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen wesentlich schlechter sein sollten als erwartet“, heißt es in der Auswertung der Testergebnisse. Alle Banken blieben mit ihrer Kernkapitalquote über den jeweiligen Mindestanforderungen. Barclays, HSBC, Lloyds Banking Group, Nationwide, Natwest, Santander UK, Standard Chartered und Virgin Money mussten sich dem Test unterziehen. HSBC und Lloyds schlugen sich besser als 2019 – dem aus Sicht der Notenbank besten Vergleichswert. In den Jahren 2020 und 2021 hatten sich die Stresstests mit der Pandemie befasst. Seitdem nahmen viele Institute ihre Ausschüttungen an die Anteilseigner wieder auf.

Brandmauern schützen

Besonders gut schnitten die Institute ab, deren Retailgeschäft sich hinter einer Brandmauer befindet (Ringfencing). Bei Lloyds betrifft das 83% der risikogewichteten Assets, bei Natwest (zuvor: Royal Bank of Scotland) sind es 80%. Bei Barclays befindet sich dagegen lediglich ein Fünftel der risikogewichteten Assets hinter der Brandmauer. Standard Chartered verfügt in Großbritannien über kein auf diese Weise geschütztes Retailgeschäft.

Seit 2016 gab es bei den Bilanztests der Notenbanken keine Verlierer mehr. Damals musste die Royal Bank of Scotland 2 Mrd. Pfund zur Stärkung ihrer Kapitalausstattung finden. Barclays und Standard Chartered glänzten auch nicht gerade. Im jüngsten Test wurden erstmals weltweit steigende Zinsen unterstellt. Das auf fünf Jahre angelegte Planspiel ging von einem wesentlichen Anstieg der Inflation über die entwickelten Volkswirtschaften hinweg aus, der von einer heftigen Verschärfung der Finanzierungsbedingungen weltweit begleitet wird. Im Szenario erreichte die Inflation 2023 bei 17% ihren Höhepunkt und blieb danach hoch. Über die ersten drei Jahre hinweg belief sie sich im Schnitt auf 11%. Die Geldpolitiker der Bank of England reagierten dabei – im Planspiel anders als in der Wirklichkeit – schnell und erhöhten den Leitzins bis auf 6 %, bevor sie ihn schrittweise bis auf weniger als 3,5 % zurücknahmen. Für Wohnimmobilien wurde ein Preisrutsch von fast einem Drittel im ersten Jahr des Planspiels unterstellt. Gewerbeimmobilien verbilligten sich um annähernd die Hälfte.

Mittlerweile hat der Leitzins in der Realität bereits 5% erreicht. Weitere Zinserhöhungen der Notenbank werden erwartet. Das Testszenario war also nicht aus der Luft gegriffen. Wie dem Protokoll der Sitzung des Finanzstabilitätskomitees zu entnehmen ist, stieg die Zahl der Hypothekenschuldner, die sich in Zahlungsverzug befinden, im Auftaktquartal leicht. „Es wird Zeit in Anspruch nehmen, bis sich die volle Wirkung der höheren Zinsen entfaltet“, heißt es dort. Die Notenbank betonte, dass die britischen Haushalte weniger verschuldet seien als in der Zeit der Finanzkrise 2008. Zudem seien die Banken besser dazu in der Lage, mit Kunden in Zahlungsschwierigkeiten umzugehen. Das sei der „große Unterschied“ zwischen damals und heute, sagte Jon Cunliffe, der für Finanzstabilität zuständige stellvertretende Gouverneur der Notenbank. Deshalb werde der Anteil der Haushalte in Finanznöten nun „wesentlich kleiner“ sein.

„Der scharfe Übergang zu wesentlich höheren Zinsen und höherer Marktvolatilität in den zurückliegenden 18 Monaten hat durch eine Reihe von Kanälen zu Stress im Finanzsystem geführt“, heißt es im Protokoll der Sitzung unter Verweis auf das Scheitern von Credit Suisse. Aus Sicht des Finanzstabilitätskomitees spiegelt sich in der in den vergangenen Monaten zu beobachtenden Verschärfung der Bedingungen für die Kreditvergabe nicht in erster Linie das Bestreben der Banken wider, ihre Kapitalposition zu schützen. Man werde die Konditionen auf Anzeichen für eine weitere Verschärfung prüfen, die nicht durch das makroökonomische Umfeld gerechtfertigt wäre. Auch kleinere Institute verfügten über eine gute Kapitalausstattung und eine starke Liquiditätsposition, stellte das Komitee fest. Der sogenannte antizyklische Puffer wurde von den Stabilitätshütern bei 2,0% der risikogewichteten Aktiva stabil gehalten.

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