EU-Kommission

Brüssel prüft Discount-Broker

Discount-Broker wie Trade Republic werden bald Erklärungsbedarf in Brüssel haben: Die Finanzwächter der Europäischen Kommission vermuten, dass ihre Geschäftsmodelle Interessenkonflikte verursachen und damit gegen EU-Vorschriften verstoßen.

Brüssel prüft Discount-Broker

Bloomberg Frankfurt

Discount-Broker wie Trade Republic werden bald Erklärungsbedarf in Brüssel haben: Die Finanzwächter der Europäischen Kommission vermuten, dass ihre Geschäftsmodelle Interessenkonflikte verursachen und damit gegen EU-Vorschriften verstoßen.

Anbieter wie Trade Republic, die am Donnerstag 900 Mill. Dollar aufgenommen hat, oder Etoro Europe bieten Kleinanlegern sehr günstige Wege, Wertpapiere online zu handeln. Sie sind noch kleiner als US-Rivalen wie Robinhood. Doch die Aufseher gehen davon aus, dass sie schnell wachsen. Ihre Hauptkundschaft sind die unter 30-jährigen Millennials mit ihren Smartphones.

Die EU-Kommission moniert, dass die Broker den fast oder ganz provisionsfreien Handel durch die Weiterleitung an bestimmte Marketmaker querfinanzieren. Damit, so die Sorge, würden sie nicht mehr im besten Interesse ihrer Kunden agieren, geht aus einem Brief der Kommission vom 10. Mai hervor, den Bloomberg einsehen konnte.

„Wir werden uns eine Meinung darüber bilden, ob die aktuellen Re­geln ausreichen, um mögliche Interessenkonflikte oder Defizite in Be­zug auf Privatkunden zu unterbinden, wenn es um die beste Ausführung bei Aktiengeschäften geht“, schreibt Mairead McGuinness, EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen, in dem an den deutschen EU-Parlamentarier Markus Ferber adressierten Brief.

Laut McGuinness prüft die Kommission, ob die EU-Marktvorschriften im Rahmen von Mifid II das Ge­schäftsmodell „payment for order flow“ überhaupt zulassen. Dabei erhält der Broker eine Rückvergütung vom Handelsplatz, damit er die Kundenaufträge dorthin weiterleitet. Die Kommission fordert die nationalen Behörden zudem auf, diese sogenannten Neo-Broker eingehender zu prüfen.

Dem Schreiben zufolge werden die EU-Kontrolleure auch prüfen, ob Änderungen der bestehenden Mifid-Regeln notwendig erscheinen – auch vor dem Hintergrund, dass viele junge Privatanleger diese neuen Handelsmöglichkeiten heutzutage ähnlich wie Computerspiele nutzen.

In den USA sind Regulierer bereits der Ansicht, dass Robinhood dem Aktienhandel einen spielerischen Charakter verleiht.