Caixa gewinnt Übernahmekampf
Spaniens drittgrößte Bank Caixa hat die Kontrollmehrheit am portugiesischen BPI erreicht. Es ist der erste große Schritt ins Ausland für die ehemalige Sparkasse aus Katalonien.ths Madrid – Seit rund vier Jahren kämpft Caixabank gegen den Widerstand der anderen Aktionäre um die Übernahme des Banco Portugues de Investimento (BPI). Das zweite Angebot hat nun zum Erfolg geführt. Am Mittwoch erklärte das Kreditinstitut aus Barcelona, dass die große Mehrheit der übrigen Anteilshaber die Offerte zum Preis von 1,134 Euro angenommen habe. Caixabank hat daher ihren Anteil von zuvor 45,5 % auf 84,5 % ausgebaut, was die Bank 644 Mill. Euro kosten wird. “Wir sind davon überzeugt, dass Portugal eine große Zukunft hat, und wollen daher dabei sein”, erklärt der CEO von Caixabank, Gonzalo Gortázar, laut einer Pressemitteilung. Die Allianz bleibt einziger anderer Großaktionär und behält ihren Anteil von 8,4 % an BPI, da sie gemeinsam Produkte verkaufen.Mit BPI, der fünftgrößten Bank des Nachbarlandes, haben die Katalanen nun erstmals das Sagen bei einem ausländischen Geldinstitut. Mit einer gemeinsamen Bilanzsumme von 380 Mrd. Euro hat Caixabank somit ihr Ziel erreicht, die größte Bank auf der Iberischen Halbinsel zu sein. Die heimischen Konkurrenten Santander und BBVA bringen natürlich noch mehr Gewicht in die Waagschale, doch sie erzielen den überwiegenden Teil ihres Geschäfts außerhalb von Spanien und Portugal.Im Gegensatz zu beinahe allen anderen früheren Sparkassen hat Caixabank die Finanzkrise in Spanien nicht nur überlebt, sondern ist durch die Übernahme von Banca Cívica, Banco de Valencia und dem Geschäft der britischen Barclays in den letzten Jahren sogar stark gewachsen. Im Ausland haperte es dagegen. Minderheitsbeteiligungen in Hongkong und Mexiko wurden zuletzt heruntergefahren. Auch in Portugal bissen sich die Katalanen lange die Zähne aus. Zwar war man der Hauptaktionär von BPI, doch die Statuten der Bank beschränkten die Stimmrechte auf 20 % und der andere Großaktionär, Santoro, im Besitz von Isabel dos Santos, der Tochter des Staatspräsidenten Angolas, machte Caixabank lange Zeit die Führerschaft streitig. Santoro hat ihre 18,6 % an BPI nun im Rahmen des Übernahmeangebots veräußert. Das Ende des Machtkampfes zeichnete sich letztes Jahr ab, als die portugiesische Regierung mit einer Gesetzesänderung die Stimmrechtsbeschränkungen verbot. Die Hauptversammlung von BPI hob diese Klausel daraufhin auf, jedoch erst nach einem langen juristischen Geplänkel.Der bisherige BPI-Chef Fernando Ulrich macht seinen Platz frei für Pablo Forero von Caixabank. Die Katalanen haben angekündigt, die Personalkosten um 15 % zu drücken mit dem Abbau von 900 Stellen. Insgesamt sollen durch die Integration von BPI Synergien in Höhe von 120 Mill. Euro in den nächsten drei Jahren anfallen, versicherte Gortázar. BPI erhöhte 2016 den Reingewinn um 32 % auf 313 Mill. Euro. Ein Problem anderer Art wurde derweil Anfang Januar gelöst. BPI trennte sich von 2 % an der angolanischen BFA, damit der Anteil unter die Kontrollmehrheit von 50 % sinkt. Die Aufseher der Europäischen Zentralbank hatten die Portugiesen zu diesem Schritt gedrängt, da die Anlagen im kriselnden Angola die Stabilität von BPI gefährden könnten. Für Finanzierung vorgesorgtFür die Finanzierung der Übernahme von BPI hatte Caixabank vorgesorgt. Im September wurden eigene Aktien, die fast 10 % des Kapitals entsprachen, für 1,3 Mrd. Euro an ausgewählte institutionelle Anleger verkauft. Dieser Schritt geschah mit Rücksicht auf die Kernkapitaldecke.Diese Woche bewiesen die Katalanen erneut Stärke am Markt. Am Dienstag brachte eine zehnjährige Anleihe mit einer Verzinsung von 3,5 %, die um das doppelte überzeichnet war, 1 Mrd. Euro in die Kasse. Der Mutterkonzern Criteria konnte beinahe gleichzeitig 5,3 % der Aktien von Caixabank für gut 1 Mrd. Euro am Markt verkaufen, mit einem Kursabschlag von 3 %. Criteria, der Rechtsnachfolger der ehemaligen Sparkasse La Caixa, der Caixabank an die Börse brachte, erfüllt damit vorzeitig die Anforderung der EZB, den Anteil an der Bank auf unter 40 % zu senken.Für den angeschlagenen Bankensektor in Portugal ist die geglückte Übernahme von BPI durch Caixabank derweil ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Normalisierung nach der schweren Krise. Vor Tagen war der chinesische Finanzinvestor Fosun über eine Kapitalerhöhung beim Banco Comercial Portugues (BCP) als Großaktionär eingestiegen. Santander Totta, die Tochter des spanischen Branchenprimus Santander, hatte sich vor einem Jahr die Regionalbank Banif einverleibt und stieg so zur Nummer 4 am portugiesischen Markt auf.Die öffentliche Caixa Geral de Depósitos (CGD), das größte Kreditinstitut des Landes, führt gegenwärtig einen schwierigen Rekapitalisierungsprozess durch, inklusive staatlicher Zuwendungen, die mit Brüssel abgesprochen sind. In der Schwebe hängt dagegen die Zukunft des verstaatlichten Novo Banco, der die unbelasteten Aktiva des 2014 gescheiterten Banco Espírito Santo übernahm. Die sozialistische Minderheitsregierung verhandelt derzeit mit interessierten Käufern, denkt aber gleichzeitig darüber nach, die Bank in Staatsbesitz zu belassen.