Castell-Bank glückt Umstieg

Erträge aus Vermögensverwaltung fangen Reduktion von Zinsüberschuss auf

Castell-Bank glückt Umstieg

bn Frankfurt – Die Fürstlich Castell’sche Bank macht beim Umstieg von einem zins- auf ein provisionsgetriebenes Geschäftsmodell ansehnliche Fortschritte. Im vergangenen Jahr hat die Privatbank einen Rückgang im Zinsüberschuss um rund 0,2 Mill. Euro mit einer Steigerung des Provisionsüberschusses um 1,9 Mill. Euro mehr als wettgemacht. Im Laufe der zurückliegenden fünf Jahre hat der Provisionsüberschuss damit um 3,9 Mill. Euro angezogen, während der im Zinstief unter Druck stehende Zinsüberschuss im selben Ausmaß fiel. Damit stellt sich das Verhältnis beider Größen, vor Jahren noch bei 30 : 70, auf 43 : 57. “Unser Bestreben ist ein Verhältnis von 50 : 50”, erklärte Vorstand Klaus Vikuk in einem Pressegespräch.Der Schwenk ist von Bedeutung, werden doch gerade den kleineren und zinslastigen Banken angesichts steigender Kosten infolge der Regulierung harte Zeiten prophezeit. Den Anstieg des Provisionsüberschusses um 14 % führt die Privatbank zu 10 Prozentpunkten auf Nettoneugeld und zu 4 Punkten auf marktbedingte Wertveränderungen zurück. Welches Volumen an Assets sie in ihrer Vermögensverwaltung auf sich vereint, verrät die Bank nicht. “Es ist brutal”Druck auf den Zinsüberschuss erzeugt nicht nur der negative EZB-Einlagensatz, sondern auch der Wettbewerb um Unternehmenskredite. “Es ist brutal”, beschreibt der Vorstandsvorsitzende Sebastian Klein das Umfeld. “Es werden zum Teil Konditionen gestellt, die wir nicht mehr mitgemacht haben”, sagt Vikuk. Im Firmenkundengeschäft sieht sich die Bank in ihrem Geschäftsgebiet zwischen Würzburg und Nürnberg mit Konkurrenz von Sparkassen, aber auch von Großbanken konfrontiert. Zum Teil würden Kredite mit zehn Jahren Laufzeit zu einem Festzins von 1 % angeboten, hieß es. Das Kreditvolumen sinktDie Forderungen an Kunden nahmen binnen Jahresfrist um gut 4 Mill. auf 706 Mill. Euro ab. Den Jahresüberschuss von 3,5 Mill. Euro nach rund 5 Mill. im Jahr davor nennt Vikuk “am Ende des Tages noch zufriedenstellend”. Auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere musste die Bank 2015 rund 4,8 Mill. Euro abschreiben, rund 3 Mill. Euro mehr als im vorangegangenen Jahr. Die Turbulenzen an den Rentenmärkten im Juli vergangenen Jahres schlugen in den Eigenanlagen ins Kontor, welche das Institut vor allem in Festverzinslichen angelegt hat. Als Ziel hat sich das Haus einen Jahresüberschuss von 4 Mill. Euro gesetzt, was einer Eigenkapitalverzinsung von etwa 7 % entspricht.Die zunehmenden Anforderungen in Sachen Compliance versucht das Haus gemeinsam mit rund zehn anderen Banken seiner Größe und Ausrichtung zu bewältigen, unter ihnen die Fürst Fugger Privatbank, die Merkur Bank, Donner & Reuschel sowie die Südwestbank. Weitere Banken haben angefragt, um sich ebenso etwa über die Auswirkungen von Regelwerken wie MiFiD, Anacredit oder der EU-Eigenkapitalrichtlinie CRR auf kleinere Institute auszutauschen.Auf Nachfrage wird berichtet, dass sich inzwischen auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) eingeschaltet hat – eher zu spät als zu früh. Der Verband habe die Regelwerke theoretisch gut analysiert, “vielleicht” aber die Frage der Umsetzung in kleineren Instituten “nicht so ganz verstanden”, sagt Vikuk. “In komfortablem Umfeld”Eigene Vorstöße in Sachen Digitalisierung plant die Castell-Bank fürs Erste nicht. In einem ersten Anlauf plane man mit dem, was die genossenschaftlichen IT-Dienstleister Fiducia oder GAD über ihre Kernbankensysteme anböten, wenn es etwa um Online-Banking übers Smartphone gehe, sagt Vikuk. Depotabfragen würden zwar digital, Beratungsgespräche aber persönlich präferiert, sagt Klein: “Mit dieser Kombination kommen wir eigentlich sehr gut klar.”Was Basel III angeht, so sieht sich die Bank “in komfortablem Umfeld”. Im vergangenen Jahr hat sich die harte Kernkapitalquote um 30 Basispunkte auf 9,9 % erhöht, wie Vikuk berichtet.