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Chef von Skandalbank Wells Fargo verdient 2017 ein Drittel mehr

sp - Tim Sloan (57), der seit Herbst 2016 an der Spitze der von den Folgen eines Vertriebsskandals belasteten US-Retailbank Wells Fargo steht, hat für das vergangene Jahr auf einen Bonus verzichtet, seine Bezüge aber dennoch um 36 % auf 17,4 Mill....

Chef von Skandalbank Wells Fargo verdient 2017 ein Drittel mehr

sp – Tim Sloan (57), der seit Herbst 2016 an der Spitze der von den Folgen eines Vertriebsskandals belasteten US-Retailbank Wells Fargo steht, hat für das vergangene Jahr auf einen Bonus verzichtet, seine Bezüge aber dennoch um 36 % auf 17,4 Mill. Dollar gesteigert. Das geht aus Unterlagen hervor, die die Bank am Mittwoch veröffentlicht hat. Demnach wurde Sloan mit einem Gehalt von 2,4 Mill. Dollar vergütet und mit Aktien im Wert von 15 Mill. Dollar bedacht. Ein Teil der Vergütung sei an die Entwicklung des Return on Equity im Vergleich mit anderen Instituten gekoppelt. Für das Vorjahr, in dem der damalige COO nach dem öffentlichen Bekanntwerden von unlauteren Vertriebspraktiken bei der Bank den langjährigen CEO John Stumpf ablöste, hatte Sloan noch Bezüge in Höhe von 12,8 Mill. Dollar erhalten. Für das Skandaljahr 2016 hatte die Bank “wegen ihrer gemeinsamen Verantwortung für die operativen Risiken und die Reputationsrisiken” an keine ihrer Führungskräfte einen Bonus ausgezahlt. Jetzt hat Sloan darum explizit gebeten, keinen Bonus zu erhalten, während CFO John Shrewsberry und anderen Mitgliedern aus der Führungsriege für 2017 auch variable Vergütungsbestandteile ausbezahlt wurden. Für das laufende Jahr haben die Aufseher der US-Notenbank dem Institut die Ausweitung seiner Bilanzsumme untersagt, weil die Bank auch mehr als ein Jahr nach Bekanntwerden von skandalösen Vertriebspraktiken Mängel in der Corporate Governance aufweise. In den vergangenen Monaten sind immer neue Vorwürfe und Ungereimtheiten im Geschäftsgebaren der Bank öffentlich geworden, während Sloan gebetsmühlenartig einen Kulturwandel verspricht.Was die Aktionäre von der Vergütung für das Topmanagement vor dem Hintergrund der immer neuen Skandale halten, können sie bereits am 24. April bei der Hauptversammlung deutlich machen. Der New York State Common Retirement Fund hat etwa bereits den Antrag gestellt, dass die Bank einen Bericht darüber vorlegen soll, inwieweit das bestehende Vergütungssystem Anreize setzt, exzessive Risiken einzugehen. Der Board drängt die Investoren dazu, die Forderung abzulehnen. Das Management mit Sloan an der Spitze dürfte bei der Versammlung dennoch unter Druck stehen. Vier Direktoren scheiden ausErst vor zwei Wochen hat die Bank angekündigt, dass mit der Hauptversammlung weitere vier Mitglieder des Boards zurücktreten werden, die bereits im vergangenen Jahr von den Aktionären mit schlechten Wahlergebnissen abgestraft wurden. Nach dem Abschied von Federico Pena, Lloyd Dean, Enrique Hernandez und John Chen sitzen allerdings immer noch fünf Mitglieder im Board, die die Auswüchse der vergangenen Jahre im Vertrieb nicht bemerkt oder nicht korrigiert haben. Darunter ist auch John Baker II, der über Jahre im Risikokomitee des Boards saß, während sich in der Bank Vertriebspraktiken breitmachten, deren Aufarbeitung Wells Fargo allein 2017 rund 4 Mrd. Dollar gekostet hat.Seit Herbst 2016 sind drei Direktoren zurückgetreten, und Wells Fargo hat vier neue Mitglieder in den Board berufen. Bei der Aktionärsversammlung stellen sich die verbliebenen zwölf Boardmitglieder zur Wahl. Im vergangenen Jahr hatten mehrere Direktoren eine Zustimmung von weniger als 70 % erhalten, nachdem der Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) die Abwahl von gleich zwölf Boardmitgliedern empfohlen hatte.