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Chef von Wells Fargo steckt Kritik von allen Seiten ein

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 14.3.2019 Tim Sloan, der Chef der größten US-Retailbank Wells Fargo, hat auf dem Kapitol in Washington auch mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden eines Vertriebsskandals keine Freunde. Daran haben...

Chef von Wells Fargo steckt Kritik von allen Seiten ein

Von Stefan Paravicini, New YorkTim Sloan, der Chef der größten US-Retailbank Wells Fargo, hat auf dem Kapitol in Washington auch mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden eines Vertriebsskandals keine Freunde. Daran haben die Mitglieder des Finanzausschusses des Repräsentantenhauses, vor dem Sloan am Dienstag Auskunft über die Fortschritte der Bank geben musste, über die Parteigrenzen hinweg keine Zweifel gelassen. “Sie waren nicht in der Lage, Wells Fargo von Ärger fernzuhalten”, sagte die Ausschussvorsitzende Maxine Waters, Abgeordnete der US-Demokraten aus Kalifornien, und schob noch eine gefährliche Frage an den CEO nach: “Warum sollte Wells Fargo weiter die Größe behalten, die sie jetzt hat?”Von einer Aufspaltung der Bank wollte der Republikaner Andy Barr zwar nichts wissen. Zum Auftakt seiner Fragen an Sloan versetzte der Vertreter des Bundesstaates Kentucky dem Bankchef aber einen Schlag ins Gesicht: “Ich bin schockiert, dass sie heute nicht in einem orangenen Anzug in einer kleinen Gefängniszelle sitzen”, sagte Barr. Etwas moderater ließ es Patrick McHenry, der wichtigste Republikaner in dem Ausschuss, angehen. Doch auch der Abgeordnete aus North Carolina ist verstimmt: “Immer, wenn ein neuer Skandal publik wird, verspricht Wells Fargo, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Bank verspricht, dass so etwas nicht mehr vorkommen wird, und wenige Monate später hören wir von einem neuen Fall unlauterer Vertriebspraktiken und grobem Missmanagement.”Sloan, der im Herbst 2016 den Chefposten übernahm, nachdem der langjährige Bankchef John Stumpf bei einer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats kläglich untergegangen war, behielt am Dienstag die Fassung. Er hat spätestens seit 2017 Routine, als er vor dem zuständigen Senatsausschuss gegrillt wurde und von der US-Demokratin Elizabeth Warren wie zuvor auch Stumpf zum Rücktritt aufgefordert wurde. OCC sieht wenig FortschritteSchwerer als die Abmahnung durch die Kongressabgeordneten wiegt ohnehin die jüngste Kritik des Office of the Comptroller of the Currency (OCC), das sich am Dienstag ebenfalls enttäuscht über die mangelnden Fortschritte bei Wells Fargo äußerte. Der Bankenaufseher hat erheblich größeren und vor allem unmittelbaren Einfluss auf die Bank. Laut US-Medienberichten denkt das OCC darüber nach, Wells Fargo zum Austausch von weiterem Spitzenpersonal zu zwingen.