China erlaubt Assekuranz mehr Flexibilität

Peking genehmigt Allianz Holding im Vollbesitz

China erlaubt Assekuranz mehr Flexibilität

nh Schanghai – Im Zuge weiterer Öffnungsschritte des chinesischen Finanzdienstleistungsmarktes darf die Allianz-Gruppe auf eine wesentliche Erweiterung ihres Aktivitätsradius im Reich der Mitte hoffen. Der Münchner Versicherungskonzern hat nun als ausländische Adresse einen Antrag genehmigt bekommen, der Vorbereitungen für das Aufziehen einer eigenständigen Holdinggesellschaft in China erlaubt. In einer Mitteilung der Allianz SE Asia heißt es, man werde im kommenden Jahr beginnen, eine entsprechende Gesellschaft unter den Namen Allianz (China) Insurance Holding Company in Schanghai aufzubauen.Mit der neuen Struktur einer China-Holding im Vollbesitz des Konzerns wird der Allianz mehr strategische Flexibilität für Investments im China-Geschäft und weiteres Wachstum vor Ort eingeräumt, wird mitgeteilt. Es handele sich um einen “signifikanten Meilenstein”, um die Präsenz in einem strategisch wichtigen Markt auszuweiten, erklärt Allianz-Konzernchef Oliver Bäte.Chinesische und internationale Kunden hätten künftig damit besseren Zugang zu umfassenden Finanz- und Risikomanagementprodukten der Allianz. Die entsprechende Genehmigung der China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) ist ein wichtiger Fingerzeig dafür, dass die chinesische Regierung im gegenwärtig angespannten Umfeld von Handelsstreitigkeiten die Umsetzung von bereits angedeuteten Öffnungs- und Liberalisierungsschritten aktiver voranbringt. Die Genehmigung steht im Zeichen einer weiter gehenden Öffnung des Banken- und Versicherungsmarktes, mit der Lockerung von Beteiligungsgrenzen beziehungsweise der schleichenden Aufhebung des Zwangs zu Partnerschaften mit heimischen Firmen.Im November vergangenen Jahres hatte Peking angekündigt, dass die Beteiligungsgrenze für Joint Ventures von 50 % auf 51 % angehoben wird, und damit erstmals einen Mehrheitsbesitz ermöglicht. Binnen drei Jahren sollen die Beteiligungsgrenzen dann ganz aufgehoben werden. Mit der Genehmigung von Anträgen zu einem vorbereitenden Aufziehen von Holdinggesellschaften im Vollbesitz werden Voraussetzungen dafür geschaffen, die Beschränkungen bereits zu einem früheren Zeitpunkt als der bislang anvisierten Frist bis Ende 2021 zu lockern.Mit der Lockerung von Beteiligungsgrenzen bei Gemeinschaftsunternehmen und dem Betreiben von eigengeführten Holdinggesellschaften lassen sich Expansionspläne im noch stark ausbaufähigen chinesischen Versicherungsmarkt unabhängiger gestalten und mit eigenem Kapital unterlegen. Gleichzeitig hofft die Assekuranz, dass die Regulatoren den bislang sehr restriktiven Umgang mit Genehmigungsverfahren für Filialen in neuen Provinzen und Regionen lockern. Kümmerliche MarktanteileEine Expansion in China beziehungsweise eine Ausweitung von Marktanteilen wird damit allerdings noch lange nicht zu einem Selbstläufer, wie Experten betonen. Ende vergangenen Jahres kamen die ausländischen Versicherungsriesen, die teilweise bereits über eine jahrzehntelange Präsenz in China verfügen, im Lebensversicherungsgeschäft auf einen Marktanteil von knapp 7 % in China. Bei der Schadens- und Gebäudeversicherung lag der Marktanteil der Ausländer sogar nur bei 2 %.Die nun erteilte Freigabe für Vorbereitungsschritte der Allianz ist dabei nicht als eine Sondergenehmigung zu verstehen, die den Münchnern nachhaltige Vorteile gegenüber anderen ausländischen Konkurrenten bringen würde. Vielmehr dürfte es sich um einen symbolischen Akt handeln, mit dem die Rolle der Allianz als einer Branchenadresse mit besonders langjähriger Präsenz vor Ort gewürdigt wird. Auch andere große Versicherungskonzerne, darunter Prudential, Sun Life Financial und Aviva, haben entsprechende Anträge gestellt, denen im kommenden Jahr sukzessive stattgegeben werden dürfte.