EDITORIAL

China im Portefeuille

Langfristig von einem noch immer sehr ansehnlichen chinesischen Wachstum profitieren und dabei eine äußerst stabile Anlagewährung im Rücken wissen - das ist auch für westliche Investoren ein verlockender Gedanke. Dass sich die unaufhaltsam wachsende...

China im Portefeuille

Langfristig von einem noch immer sehr ansehnlichen chinesischen Wachstum profitieren und dabei eine äußerst stabile Anlagewährung im Rücken wissen – das ist auch für westliche Investoren ein verlockender Gedanke. Dass sich die unaufhaltsam wachsende Bedeutung Chinas im weltwirtschaftlichen Gefüge noch viel zu wenig in den internationalen Investorenportefeuilles widerspiegelt, darf man ruhig als eine Chance begreifen. Anleihen, die in der noch vor wenigen Jahren kaum zugänglichen chinesischen Währung denominiert sind, weisen eine äußerst geringe Korrelation zu anderen Assetklassen auf. Allein vom Beimischungscharakter her gesehen immer eine gute Wahl, könnte man sagen. Dabei muss man kein Abenteurer sein, der sich auf wackelige Schwellenländerperspektiven einlässt. Asiatische Regierungs- und Unternehmensanleihen etwa gelten derzeit als die sichersten der Welt. In China wie auch in den anderen wichtigen südostasiatischen Ländern liegt die Teuerungsrate wieder unter den Leitzinsen, während die Preise für Ausfallversicherungen auf Unternehmensanleihen aus dem Raum deutlich gefallen sind. Der Renminbi, “Währung des Volkes” und im Volksmund Yuan genannt, ist zwar keine völlig frei konvertier- und handelbare Devise, genießt aber auf dem beschwerlichen Weg zu einer internationalen Reservewährung eine kontrollierte Aufwertungsbewegung gegenüber Dollar und Euro, die von den Investoren als Thema erkannt wird. Das Anlageuniversum ist freilich begrenzt, weil der riesige heimische Bondmarkt im Reich der Mitte selbst für institutionelle ausländische Investoren kaum zugänglich ist. Dafür sind die Dinge aber auf dem Offshore-Markt für sogenannte Dim Sum Bonds in Hongkong in Bewegung. Das dort geschaffene Drehkreuz für die Globalisierung des Yuan nährt einen rasch wachsenden Markt für Yuan-denominierte Anleihen, der von chinesischen wie auch ausländischen Emittenten immer reger als Refinanzierungsquelle genutzt wird. So ist das Hongkonger Yuan-Anleihensegment auf dem besten Wege, den Kinderschuhen zu entwachsen und Liquiditätsdefizite zu beheben, was sich beispielsweise für chinesische Titel in einer Annäherung der Renditen an das Gefüge auf den Bondmärkten des Festlandes ausdrückt. Der Dim-Sum-Markt mutiert damit von der anfangs etwas exotischen Spielwiese zu einem solideren Terrain, auf dem sich an den sich wieder aufhellenden Konjunkturperspektiven im Reich der Mitte und angesichts einer neu einsetzenden Aufwertung des Yuan partizipieren lässt.