Regulierung

China pfeift Fintechs weiter zurück

Im Rahmen einer laufenden Kampagne zur verschärften Regulierung der Geschäfte von Chinas Fintech-Plattformen hat der Pekinger Finanzdienstleistungsaufseher China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) neue Restriktionen erlassen.

China pfeift Fintechs weiter zurück

nh Schanghai

Im Rahmen einer laufenden Kampagne zur verschärften Regulierung der Geschäfte von Chinas Fintech-Plattformen hat der Pekinger Finanzdienstleistungsaufseher China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) neue Restriktionen erlassen. Diese betreffen gemeinsam von Geschäftsbanken und Fintech-Adressen arrangierte Online-Konsumkredite und Mikrofinanzierungen. Die neuen Regeln zwingen Fintech-Plattformen, und dabei allen voran den chinesischen Marktführer Ant Group, bei ihrem boomenden Internetkreditgeschäft künftig in ein Eigenkapitalunterlegungskorsett. Ab Jahresbeginn 2022 müssen die betroffenen Fintech-Adressen bei den Co-Finanzierungen mit Geschäftsbanken mindestens 30% der Kreditsumme mit ihrem Eigenkapital unterlegen, heißt es in der neuen Richtlinie, die am Dienstag bekannt wurde.

Latente Risiken

Die Maßnahme dürfte in erster Linie darauf abzielen Chinas Fintech-Riesen wie Ant Group, Wechat Pay (Tencent) oder JD Finance (JD.com) in ihrem hochexpansiven Mikrokreditgeschäft zu zügeln und sie mit dem Zwang zum Eigenkapitaleinschuss an latenten Risiken partizipieren zu lassen. Die Co-Finanzierungsregeln gelten allerdings auch für andere chinesische Online-Banken, Konsumfinanzierer, oder Autokreditfirmen, die in Kreditarrangements mit Geschäftsbanken treten.

Mehr „Fin“ als „Tech“

Dabei geht es den Regulatoren einerseits darum einem Wildwuchs an unbesicherten und blitzschnell angebahnten Konsumkrediten zu begegnen und auf latente systemische Finanzstabilitätsrisiken einzuwirken. Andererseits soll aber auch ein klares Zeichen gesetzt werden, dass Fintech-Plattformen nicht länger als unbedarfte Technologieanbieter ungehindert agieren dürfen, sondern in erster Linie als Finanzdienstleister angesehen werden, die unter das Regelwerk der Bankenaufsicht fallen und in die tradierte Eigenkapitalunterlegungssystematik eingebunden werden.

Verräterische Prospektdetails

Hintergrund für diesen Sinneswandel der chinesischen Regulatoren sind die Vorkommnisse rund um den im November spektakulär gescheiterten Börsengang der Ant Group, die kurz vor der Ziellinie zum weltgrößten (Initial Public Offering IPO) abgefangen wurde. Dabei ist den Regulatoren aus den Ant-Prospektangaben erst richtig gewahr geworden, dass die Gesellschaft in Verbindung mit chinesischen Banken ein gigantisches Kreditvergabevolumen angestoßen hatte, dabei aber nur einen winzigen Bruchteil in die eigenen Bücher genommen und mit Kapital unterlegt hatte. Zum anderen stieß sich Chinas Staatsapparat an einem forschen Redeauftritt des Ant-Gründers und Stimmenkontrolleurs Jack Ma, der die Rückständigkeit chinesischer Finanzregulatoren im Umgang mit Techfirmen kritisierte und trat eine regelrechte Vendetta gegen den chinesischen Star-Entrepreneur los.

Ant, die mit ihrem Mega-Börsengang auf dem besten Wege zum weltweit wertvollsten Finanzinstitut mit einer Marktkapitalisierung jenseits von 350 Mrd. Dollar aufzusteigen, steht nun gewissermaßen vor einem Scherbenhaufen. Die Gesellschaft ist zu einer weitreichenden Restrukturierung gezwungen worden und muss sich ihre Aktivitäten unter ein Finanzholdingdach bringen, dass künftig im Stile eines Bankkonzerns reguliert wird. Die neuen Beschränkungen dürften sich als eine gewaltige Wachstumsbremse für das Mikrokreditgeschäft als dem dynamischsten und auch lukrativsten Geschäftszweig des Fintech-Gebildes erweisen. Dies trägt maßgeblich dazu bei, dass Experten die Ant Group mittlerweile auf einen impliziten Marktwert von unterhalb 100 Mrd. Dollar und damit weniger als ein Drittel der Anfang im November in Aussicht gestandenen stehenden Börsenkapitalisierung taxieren.

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