China räumt bei P2P-Plattform auf

Regulatoren durchleuchten den Mikrokreditanbieter Weidai

China räumt bei P2P-Plattform auf

nh Schanghai – Die von zahlreichen Skandalen geprägte Internetkreditszene in China gerät erneut ins Rampenlicht. Diesmal ist der Betreiber von Peer-to-Peer-Plattformen (P2P) für das Arrangement von Kleinkrediten Weidai (Hangzhou) Financial Information Services Gegenstand einer Untersuchung wegen “illegaler Mittelbeschaffung” seitens chinesischer Regulatoren und Sicherheitsbehörden. Einer Mitteilung des Sicherheitsbüros der Großstadt Hangzhou zufolge wird die dort ansässige Weidai durchleuchtet, um mögliche Verluste von Investoren zu minimieren und illegale Praktiken zu ahnden.Bei Weidai (Hanghzou) handelt es sich um eine der größten chinesischen P2P-Plattformen, die sich an Kleinunternehmen oder Selbständige richtet und die ausgereichten Kredite mit Gebrauchtwagen, also den Fahrzeugen der Kreditnehmer, als Sicherheiten unterlegt. Finanzierungsseitig wird das Geschäft von einer Reihe institutioneller Partner sowie hauptsächlich durch die Ausgabe von Investmentprodukten an Privatanleger alimentiert.Gegenwärtig ist noch nicht geklärt, ob die Untersuchung bei Weidai wegen des Verdachts von betrügerischen Machenschaften oder aber erhöhten Kreditausfällen im Zuge der Coronakrise losgetreten wurde. Weidai Hangzhou ist eine Tochter des an der New Yorker Börse notierten Fintech-Betreibers Weidai, der mit einer Reihe von P2P-Konzepten unterwegs ist. Die im Dezember 2018 lancierte Weidai-Aktie hat in den vergangenen Monaten stark gelitten und notiert bei 1,33 Dollar je Anteilschein nahe an einem Rekordtief mit einem Marktwert von nur noch etwa 91 Mill. Dollar. Die Titel hatten im Februar 2019 in der Spitze bei 13,20 Dollar notiert und seitdem rund 90 % ihres Wertes eingebüßt.Im November 2019 hatte Chinas Finanzaufseher neue Bestimmungen für P2P-Plattformen und andere nicht regulierte Mikrokreditanbieter erlassen. Diese sehen vor, dass die Fintech-Adressen künftig eine Mindestkapitalausstattung von 1 Mrd. Yuan (rund 130 Mill. Euro) vorweisen und für einen weiteren Geschäftsauftritt mit bankenähnlicher Lizenz zum Betreiben von Onlinekreditgeschäft ausgestattet sein müssen. SkandalbrancheDie verschärfte Regulierung hat bereits zu einer wesentlich Ausdünnung von P2P-Anbietern auf gegenwärtig noch 343 Plattformen geführt. In der Hochzeit des Geschäfts zur Dekadenmitte waren 2 680 größtenteils unseriöse oder glattweg betrügerische Adressen unterwegs. Chinas P2P-Branche wurde durch einen gewaltigen Skandal im Jahr 2016 erschüttert, als sich Ezubao als betrügerisches Pyramidensystem erwies und kollabierte. Dabei wurden rund 900 000 chinesische Privatanleger um die Summe von 60 Mrd. Yuan – fast 8 Mrd. Euro – geprellt. Der Gründer und Chefmanager der Plattform, Ding Ning, wurde im Jahr 2017 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.