Cloud-Allianz ist gefragt

Commerzbank startet Initiative für einen europaweiten Standard für Big Tech

Cloud-Allianz ist gefragt

Die Commerzbank will die Nachfragemacht von Banken gegenüber Cloud-Anbietern bündeln und fordert die Branche europaweit auf, Standards für die großen US-Unternehmen zu erarbeiten. Es gehe darum, die Cloud in einer Weise zu regulieren, die zur EU passe, erklärt Bereichsvorstand Kerem Tomak.bn Frankfurt – Europas Banken sollen zusammenarbeiten, um US-Cloud-Anbietern gegenüber mit einer Stimme sprechen zu können. Dies sieht ein Vorstoß der Commerzbank vor, über welchen Kerem Tomak, Leiter des Bereichs Big Data & Advanced Analytics, am Mittwoch berichtet hat. Demnach hat die Commerzbank Wettbewerber europaweit eingeladen, gemeinsame Cloud-Standards zu erarbeiten. Der Finanzsektor müsse “eine starke Community bilden”, die als Cloud-Nutzer mit einer Stimme spreche, erklärte Tomak. Ziel müsse sein, “die Cloud in einer Weise zu regulieren, die zur EU passt”. Ungleiche VerhältnisseTomaks Worte lassen darauf schließen, dass die Commerzbank nicht daran glaubt, ihre Anforderungen an eine Cloud-Nutzung im Alleingang bei Big Tech durchsetzen zu können. Die Größenverhältnisse zwischen großen US-Tech-Unternehmen und gerade deutscher Banken sind denkbar ungleich. Die Commerzbank kommt derzeit auf einen Börsenwert von knapp 7 Mrd. Euro, der Cloud-Anbieter und Google-Mutterkonzern Alphabet hingegen umgerechnet auf 780 Mrd. Euro. Einen europäischen Cloud-Betreiber aufzubauen, um auf diese Weise die Abhängigkeit von den US-Anbietern zu reduzieren, sei nur die zweitbeste Option, da dies Jahre dauern und hohe Kosten nach sich ziehen würde, argumentiert Tomak.Ihren Vorstoß präsentiert die gelbe Bank zu einem Zeitpunkt, an dem die Nutzung von Cloud-Diensten branchenweit um sich zu greifen beginnt. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass BNP Paribas die Cloud von IBM nutzen wird, um ihre Entwicklung zu unterstützen. Der Commerzbank, die entsprechende Dienste von Google und Microsoft nutzt, erlaubt die Cloud Kostensenkungen und ermöglicht ihr den Zugriff auf erhebliche zusätzliche Rechenkapazitäten.Allerorten stießen Institute mit ihren Systemen an Kapazitätsgrenzen und wendeten sich daher Cloud-Diensten zu, hieß es am Mittwoch während eines Lunch-Termins mit verantwortlichen Managern von IBM Deutschland. Wie Andreas Wodtke, Leiter Financial Services, dort erläuterte, trägt IBM Bedenken von Banken Rechnung, indem das Unternehmen etwa entsprechende Leitlinien der European Banking Authority (EBA) in ihre Nutzervereinbarungen übertragen hat. Im Gegensatz zu anderen Anbietern sehe IBM davon ab, in der Cloud abgelegte Daten zu analysieren, ergänzte Sebastian Krause, der europäische Cloud-Verantwortliche bei IBM, mit Blick auf Google und andere Unternehmen.Tomak erklärte, Google und Microsoft folgten den gesetzlichen Vorgaben, ließen etwa Vor-Ort-Inspektionen zu und nutzten ausschließlich vertraglich vorab festgelegte Datenzentren. Auch habe die Commerzbank den Cloud-Anbietern die Verschlüsselung und die Datensicherheit vorgegeben. Amazon Web Services gelte in der Branche als weniger kooperativ.Der von Tomak geleitete Commerzbank-Bereich zählt 260 Mitarbeiter in fünf Ländern, zehn davon sind Datenwissenschaftler. Zu den vom Bereich hervorgebrachten Neuerungen, die bereits im Einsatz sind, zählen Pay-per-Use-Finanzierungen von Maschinen, deren Tilgung von ihrer Nutzung abhängt, sowie eine maschinelle Zusammenstellung von Kontodaten für Ratenkreditanträge, für welche der Bank schon fünf weitere mögliche Anwendungen vorschweben, wie Tomak erklärt. Zudem bedient sich die Bank seinen Angaben zufolge mit großem Erfolg künstlicher Intelligenz in der Betrugsprävention im Hypothekengeschäft. Noch ein Projekt seien Liquiditätsvorhersagen für Firmenkunden auf Sicht der kommenden drei bis fünf Monate, hieß es am Mittwoch.