Comdirect führt Finanzportal Onvista fort
jsc Frankfurt – Die Direktbank Comdirect will das Finanzportal und den Online-Broker Onvista nach der angekündigten Übernahme unter dem bisherigem Namen fortführen. “Onvista ist eines der bekanntesten Finanzportale in Deutschland”, sagte Comdirect-Chef Arno Walter der Börsen-Zeitung. “An dem Namen ,Onvista.de` wollen wir festhalten.”Das Portal zählt Walter zufolge 10 bis 12 Millionen Besuche im Monat und bedient per Ende September über die zugehörige Onvista Bank rund 90 000 Kunden, die ein Vermögen von 2,1 Mrd. Euro von dem Dienstleister betreuen lassen. Mit rund 3 Millionen Kunden und einem betreuten Vermögen von rund 70 Mrd. Euro ist die Comdirect ungleich größer, will aber über die neu erworbene Gesellschaft eigene Produkte anbieten und mit dem Informationsportal das bisherige Angebot stärken. Die Leistungen der neu erworbenen Broker-Bank und des Finanzportals sind den Angaben nach eng miteinander verzahnt, so dass etwa Wertpapiere aus dem Online-Portal heraus gehandelt werden können. Auch erschließe sich Comdirect neue Ertragsquellen, etwa Werbeeinnahmen. “Der Kauf ist eine Wachstumsakquisition”, sagte Walter.Zu dem Preis für die Übernahme, die noch von den Aufsichts- und Kartellbehörden genehmigt werden muss, vereinbarten beide Gesellschaften Stillschweigen. Walter deutete an, dass die Verkäuferseite die Gespräche angestoßen hat. Onvista gehört zur französischen Direktbank Boursorama, einer Tochter der Großbank Société Générale. Die Comdirect wolle insbesondere aus eigener Kraft heraus wachsen, sei aber für den Erwerb von neuem Geschäft grundsätzlich offen. Am Freitag wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Lizenz abgebenDie Frage nach einer möglichen Zusammenlegung von Standorten stelle sich derzeit nicht, sagte Walter. Zu der Onvista AG mit Sitz in Frankfurt gehören die Onvista Bank und die Portalbetreiberin Onvista Media, die mit kleinerer Mannschaft von Köln aus operiert. “Frankfurt ist ein guter Bankenstandort, und für Medienunternehmen ist Köln auch attraktiv”, argumentierte er. Über ihre Zukunft müssen sich die rund 90 Mitarbeiter seinen Angaben nach vorerst keine Sorgen machen. Die künftige Aufgabe von Onvista-Chef Ralf Oetting stehe noch nicht fest.Gleichwohl will Comdirect nach dem Erwerb einige Funktionen zurückführen; so würden Bankfunktionen zusammengelegt und daher eine Banklizenz an die Aufseher zurückgeben. Kostenvorteile entstehen darüber hinaus aus der zunehmenden Größe der Comdirect, wie Walter sagte. Läuft alles nach Plan, schließt die Bank den Onvista-Erwerb im ersten Halbjahr 2017 ab. Die börsennotierte Comdirect mit Sitz in Quickborn bei Hamburg zählt derzeit gut 1 300 Mitarbeiter und gehört zu 81,3 % der Commerzbank.Eine Kooperation mit Onvista hat bereits eine andere Tochter der Commerzbank, die Zertifikate-Plattform Primegate, vor einigen Wochen angekündigt: Gemeinsam mit Onvista und der Börse Stuttgart will das Portal für Kunden individuelle Zertifikate maßschneidern. In einem weiterem Geschäftsfeld, dem Handel mit Differenzkontrakten (Contracts for Difference, CFD), drohen nach dem jüngsten Vorstoß der Finanzaufsicht BaFin indes Einschränkungen. Während der Handel mit diesen gehebelten Instrumenten bei der Comdirect Walter zufolge knapp ein Viertel des gesamten Handels ausmacht, ist der Anteil bei Onvista demnach geringer. Eine Nutzung dieser Instrumente ermöglicht Onvista seit 2013. Für die Kunden, die dem Online-Geschäft mit Wertpapieren zugeneigt seien, könnten auch andere Papiere und Instrumente interessant sein, sagte Walter. Zuletzt starkes WachstumOnvista wurde 1998 gegründet und trat noch im selben Jahr mit einem Finanzportal im Internet auf. Zwei Jahre später, in der Hochphase der Dotcom-Blase, ging die Gesellschaft an die Börse. In den Folgejahren ist der Wert der Aktien deutlich gefallen, ehe Onvista vor zwei Jahren nach Verlusten im Geschäft ihren Rückzug von der Börse sowie eine Neuordnung der Firmenstruktur ankündigte. Zu den Geschäftszahlen von Onvista äußert sich Walter nicht, betont aber, dass das die Gesellschaft stark wachse. Seit Jahresbeginn bis Ende September seien 25 000 Kunden und ein betreutes Vermögen von 600 Mill. Euro hinzugekommen.