Commerzbank erwägt Radikalkur
Nach der Deutschen Bank erwägt nun offenbar auch das zweitgrößte private Institut einen Befreiungsschlag. Wie am Montag zu hören war, diskutiert das Top-Management, über den bereits angekündigten Abbau von 4 300 Stellen hinaus rund 7 000 Stellen zu streichen – viele davon in den Filialen.lee Frankfurt – Nach der Deutschen Bank erwägt nun wohl auch die Commerzbank einen drastischen Personalabbau. Wie es am Montag in Finanzkreisen hieß, denkt das Top-Management darüber nach, den bereits angekündigten Abbau von 4 300 Stellen im Rahmen der Überarbeitung der Strategie um 7 000 zu erhöhen. Unter dem Strich würde damit bis Ende 2023 fast jeder vierte der zuletzt 48 512 Arbeitsplätze im Konzern entfallen.Ein Teil des intern diskutierten Stellenabbaus soll dem Vernehmen nach auf eine deutliche Reduktion des Filialnetzes entfallen. Statt wie bislang angekündigt 200 Filialen sollen demnach bundesweit insgesamt 400 Filialen geschlossen werden. Das käme einem Strategieschwenk gleich, denn bislang hatte das Institut unter dem intern auch als “Mann der 1 000 Filialen” bekannten Privatkundenvorstand Michael Mandel gegen den Branchentrend an einem dichten Filialnetz festgehalten.Gemessen an der Gesamtzahl der Vollzeitstellen im Konzern würde das Kürzungsprogramm der Commerzbank damit noch drastischer ausfallen als bei dem im vergangenen Sommer begonnenen Konzernumbau bei der Deutschen Bank. Letztere hatte den Abbau von 18 000 Stellen weltweit angekündigt, was zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Pläne etwa jeder fünften Stelle im Konzern entsprach.Nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende über den geplanten Abbau von rund 7 000 Stellen bei der Commerzbank berichtet hatte, war jedoch zunächst unklar geblieben, ob darin die im Herbst angekündigten Kürzungen bereits enthalten waren. An der Börse kam die Nachricht gleichwohl gut an. Die Aktie verteuerte sich im Handelsverlauf in einem freundlichen Marktumfeld um 5,6 % auf 3,97 Euro. Restrukturierung wird teurerIn einem Kurzkommentar rechneten die Analysten von Deutsche Bank Research vor, dass sich die bislang mit 750 Mill. Euro veranschlagten Restrukturierungskosten des im vergangenen Herbst vorgestellten Strategieplans durch den Abbau von weiteren 7 000 Stellen um mindestens 600 Mill. Euro erhöhen würden. Nachdem die Commerzbank ihr Kernkapital durch die Platzierung einer Nachranganleihe im Wert von 1,25 Mrd. Euro gestärkt habe, könne sich das Institut einen solchen Befreiungsschlag aber auch leisten.Die Analysten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass die neuen Strategiepläne des Managements Kosteneinsparungen zwischen 250 und 600 Mill. Euro ermöglichen würden. Zugleich halten sie es für wahrscheinlich, dass die im vergangenen Herbst angekündigte Schaffung von rund 2 000 neuen Jobs an anderen Stellen des Konzerns angesichts des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds reduziert oder verschoben wird. Vor diesem Hintergrund könne die Commerzbank im Rahmen des Strategie-Updates eine Erhöhung der bis 2023 zu erreichenden Ertragskennziffer RoTE (Rendite auf das materielle Eigenkapital) von 4 % auf 6 % anpeilen, heißt es in dem Researchkommentar. Für realistisch halten die Analysten der Deutschen Bank allerdings weder das alte noch das potenzielle neue Ertragsziel. Ausgehend von einer konservativen Schätzung der Einnahmenentwicklung halten sie lediglich 3,2 % für machbar. Vorstand entscheidetEine Sprecherin der Commerzbank lehnte am Montag einen Kommentar zu den am Markt kursierenden Zahlen ab. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, unterstrich sie auf Anfrage der Börsen-Zeitung. “Wie bereits angekündigt werden wir die Details unseres Kostenprojekts spätestens mit unseren Q2-Zahlen veröffentlichen. Im Moment werden verschiedene Optionen geprüft”, so die Sprecherin weiter.Die zur Diskussion stehenden Optionen sollen dem Vernehmen nach dem Aufsichtsrat am Mittwoch nur zur Kenntnis gegeben werden. Da die Strategie in den Aufgabenbereich des Vorstands falle, sei keine Abstimmung im Aufsichtsrat erforderlich, hieß es am Montag.