Commerzbank modernisiert ihr Filialkonzept
bg Frankfurt – Die Commerzbank kommt auf dem langen Marsch zur Modernisierung ihres Filialkonzeptes Privatkundenvorstand Martin Zielke zufolge gut voran. Dabei geht es um die Verknüpfung des Filialsystems mit den digitalen Kanälen, was der Konzern seit August zum Beispiel mit einer Offensive im Wertpapiergeschäft über das Internet forciert. Die Lancierung des neuen Depotmodells ist eine Kampfansage an die Direktbanken, zu denen auch die Tochter Comdirect gehört. Die scheint diese hausinterne Konkurrenz bislang nicht zu tangieren, berichteten die Quickborner doch kürzlich gute Wachstumsraten für das dritte Quartal(vgl. BZ vom 24. Oktober).Für Zielke stellt sich die Frage der Kannibalisierung gar nicht. “Zwei Drittel aller Bankkunden wollen einen Mix aus Online-Bank und klassischem Geldinstitut aus einer Hand haben. Und bis Ende 2014 kann die Commerzbank alles bieten, was eine Direktbank hat,” sagte er auf dem Retail-Bankentag von Börsen-Zeitung und Wincor Nixdorf. Zielke zufolge steigt sogar der Bedarf an Beratung mit der höheren Online-Frequenz. Das komme der Commerzbank entgegen, könne sie doch genau das in Verbindung mit ihrem im Umbau befindlichen Filialkonzept leisten. Diese Modernisierung sei nun angestoßen. Denn: “Das klassische Geschäftsmodell mit den alten Standortkonzepten ist überholt.”Nach fünf Jahren faktisch ohne Wachstum im deutschen Retail-Markt könne man aber nur noch über Verdrängung wachsen. Angesichts dünner Ertragsaussichten gelte es, auch beim Kostenmanagement anzusetzen. So zielt die Commerzbank darauf ab, die Kosten trotz hoher Investitionen in den Umbau konstant zu halten. Das ist dem Konzern im ersten Halbjahr ganz gut gelungen. Trotz des branchenüblichen Drucks auf den Zinsüberschuss sowie zusätzlicher Investitionen von 80 Mill. Euro konnte das Spartenergebnis mit 123 (i. V. 167) Mill. Euro gut behauptet werden. Der Umbau zeige schneller eine positive Wirkung als erwartet, gibt sich Zielke optimistisch. Kundenwachstum stimmtDas gelte vor allem für das Kundenwachstum. Insgesamt habe die Gruppe 100 000 Neukunden gewonnen, davon netto rund 85 000 Kunden in der Filialbank. Der Rest kam von der Comdirect. “Wir wachsen: Pro Woche gewinnt die Commerzbank derzeit rund 5 000 neue Kunden – das ist ungefähr eine Filiale.” Die von der Konkurrenz mit Argwohn beäugten Kampagnen zur Neukundengewinnung zeigten messbar Wirkung, freut sich Zielke.Für Wohlbefinden beim Privatkundenchef sorgt, dass die Bank bei der Kundenzufriedenheit nun besser abschneidet. Hier habe man deutliche Fortschritte gemacht. Die Kundenzufriedenheit sei allein in den vergangenen Monaten um 30 Prozentpunkte gestiegen, das könne sich sehen lassen. Für ihn der Beweis, dass sich Vertrauen in Banken wiederherstellen lasse. Dieses Vertrauen brauche es, um eine erfolgreiches Retailbanking zu betreiben. Noch aber glaubten zwei Drittel der Bürger, dass sich bei den Großbanken seit dem Ausbruch der Finanzkrise nichts verändert habe.Treiber für Veränderungen gebe es aber genug; nicht zuletzt die Digitalisierung, die einen Paradigmenwechsel auslöse. Mit Verschwimmen der Grenzen zwischen den Vertriebswegen Filiale und Online müssten Bankprozesse komplett neu gedacht werden. Da den Filialen in der Kundenbindung eine wichtige Funktion zukomme, seien diese strukturell auch auf Sicht wichtig. Derzeit verfügt die Commerzbank über ein Netz mit 1 200 Filialen. Bis 2016 will der Konzern im Privatkundengeschäft mindestens 500 Mill. Euro verdienen.