Oliver Pöpplau

Corona bremst Kreditwachstum bei Sparda Hamburg

Das Wachstum der Kundenkreditbestände hat sich bei der Sparda-Bank Hamburg im Coronajahr 2020 auf 3,7% verglichen mit 5 bis 6,5% in den Vorjahren verlangsamt. Vorstandschef Oliver Pöpplau zeigte sich in Anbetracht des coronabedingten Rückgangs im...

Corona bremst Kreditwachstum bei Sparda Hamburg

Von Carsten Steevens, Hamburg

Das Wachstum der Kundenkreditbestände hat sich bei der Sparda-Bank Hamburg im Coronajahr 2020 auf 3,7% verglichen mit 5 bis 6,5% in den Vorjahren verlangsamt. Vorstandschef Oliver Pöpplau zeigte sich in Anbetracht des coronabedingten Rückgangs im Konsumenten- und Dispositionskreditbereich mit dem Anstieg um 80 Mill. auf 2,2 Mrd. Euro zufrieden. Allerdings erhöhten sich die Einlagen des passivlastigen Instituts stärker um 7,7% oder 312 Mill. Euro auf rund 4 Mrd. Euro.

Das sei ein „Riesenbetrag für unser Haus“, der darauf zurückzuführen sei, dass pandemiebedingt weniger Geld ausgegeben werde und dass es in der Nullzinslandschaft kaum Anlagealternativen im festverzinslichen Bereich gebe. Es sei aber zu erwarten, dass das Kreditwachstum im laufenden Jahr wieder stärker als das Einlagenwachstum ausfallen wird.

Zum 1. Januar hat die Sparda-Bank ein Verwahrentgelt von 0,5% für Guthaben von mehr als 50000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten eingeführt. Der Vorstandschef verwies darauf, dass man im vorigen Jahr Negativzinsen von rund 800000 an die EZB gezahlt habe. Zugleich sei aber zu beachten, dass Wertpapiere im Volumen von rund 1,6 Mrd. Euro, die die Bank halte, derzeit zu 60% negativ verzinst seien. Durch die Einführung des Verwahrentgelts könne man in diesem Jahr wohl ein Fünftel der an die EZB zu zahlenden Negativzinsen von voraussichtlich etwa 1 Mill. Euro kompensieren.

Das Verwahrentgelt gelte nicht für Sparkonten und zunächst nur für Neukunden, erklärte Pöpplau. Bei Bestandskunden sei das Entgelt nur durchsetzbar, wenn Altverträge auf eine neue Basis gestellt würden. Über Entgelte und alternative Finanzanlagen will die Sparda-Bank Einzelgespräche mit Kunden führen, was zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen könne. Sparkonten für Neukunden würden nicht mehr eröffnet. Über der Freibetragsgrenze von 50000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten liegen bei dem Institut etwa 15000 von insgesamt 280000 Kunden.

An gebührenfreien Lohn-, Gehalts- und Rentenkonten will die Bank festhalten. An das Umfeld passe man das Geschäftsmodell gleichwohl an, sagte Pöpplau, der auf die erfolgreiche Immobilientochter verwies. Zudem werde auf Kostendisziplin geachtet. Der Verwaltungsaufwand sei seit 2013 um fast 15% auf rund 55 Mill. Euro im vorigen Jahr gesunken. Bei der Sparda-Bank rechnet man auch damit, dass die Kundenfrequenz in den Filialen auch infolge der Coronakrise und des damit einhergehenden stärkeren Online-Banking künftig geringer sein wird. Der Anteil der aktiven Online-Banking-Nutzer habe sich auf knapp 65% von rund 45% vor drei Jahren erhöht.

Dass das in Hamburg, Schleswig-Holstein sowie Nordniedersachsen aktive Institut dennoch an seiner Präsenz von 19 personenbesetzten Filialen festhalten will, sei, so der Vorstandschef weiter, darauf zurückzuführen, dass in den Filialen deutlich mehr Kunden betreut würden als bei vielen Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparkassen. In den kommenden fünf bis zehn Jahren stünde aber aufgrund des veränderten Kundenverhaltens ein Umbau der Filialen an, verbunden mit Flächenreduktionen. Es sei davon auszugehen, dass Filialen mittelfristig nur noch für Beratungsgespräche aufgesucht werden, erklärte Pöpplau. Sämtliche Kontoauszugsdrucker seien bereits abgebaut. Die Anzahl der Mitarbeiter von zuletzt 380 (nach rund 500 vor fünf Jahren) werde sich kaum ändern. Allerdings müsse mit Blick auf eine stärkere Bedeutung der Beratung mehr in die Qualifikation der Be­schäftigten investiert werden.

Zinsüberschuss gestiegen

Mit der Ertragsentwicklung 2020 zeigte sich der Sparda-Bank-Chef zufrieden. Der Zinsüberschuss des Instituts, das nicht mehr nur Privatkunden betreut, sondern das Wohnraum auch für Unternehmen finanziert, sei auf Basis des stärkeren Kreditwachstums in den Vorjahren von 5 bis 6,5% um 0,5% gestiegen. Der Firmenkundenanteil wohnwirtschaftlich besicherter Kredite liege inzwischen bei rund 250 Mill. Euro. Die Eigenanlagen hätten sich relativ stabil entwickelt, zudem verdiene die Immobilientochter mit 45 Beschäftigten gut. In den kommenden Jahren werde mit leicht sinkenden bis stabilen Zinsergebnissen gerechnet.

Die Aufwandsquote von zuletzt rund 80% soll in den kommenden fünf Jahren durch eine Stabilisierung der Erträge und den Ausbau nachfragestarker Bereiche deutlich unter diese Marke gedrückt werden. Profitieren will die Sparda-Bank Hamburg auch durch den Wechsel des Rechenzentrums zum genossenschaftlichen IT-Dienstleister Fiducia & GAD IT im vergangenen Herbst.

Eine Fusion sei weiterhin kein Thema, fügte Pöpplau hinzu. Die Eigenkapitalausstattung, die zuletzt auch durch den Kauf von neuen Genossenschaftsanteilen durch Mitglieder gestärkt wurde, sei gut. Die Sparda-Bank will ihren rund 220000 Mitgliedern auch für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividende von 1% zahlen. Das Institut, das sich durch die Folgen der Coronakrise bislang kaum tangiert sieht und in diesem Jahr mit einer Nettorisikovorsorge von rund einer halben Million Euro plant, erwartet 2021 ein Teilbetriebsergebnis von knapp 11 (i.V. 13,1) Mill. Euro sowie einen Bilanzgewinn von rund 7 (5,8) Mill. Euro. Die Belastungen infolge der IT-Migration fielen in diesem Jahr deutlich niedriger aus.