"Cyberrisiken gehen nach Coronakrise nicht zurück"
jh München – Die Cyberrisiken sind in der Coronakrise deutlich gestiegen. Und das werde so bleiben, sagte Ralf Wintergerst, der Vorstandsvorsitzende von Giesecke & Devrient (G&D), auf einer im Internet übertragenen Informationsveranstaltung des Münchner Familienunternehmens. “Der Druck auf die digitale Infrastruktur hat zugenommen”, stellte er fest. Die Zahl der Angriffe auf Cloud-Dienste habe sich seit Ausbruch der Pandemie in der Welt versiebenfacht. “Und jeder sechste Arbeitnehmer erhielt falsche E-Mails mit einem Covid-19-Bezug.” Dahinter steckten Phishing-Attacken.Mit Blick auf die Zukunft fügte Wintergerst hinzu: “Die Cyberrisiken gehen nach der Coronakrise nicht zurück.” Der Grund dafür sei die voranschreitende Digitalisierung. Derzeit seien auf der Welt rund 30 Milliarden Geräte miteinander vernetzt. Auch wegen des Internets der Dinge werde diese Anzahl bis 2025 auf mehr als 75 Milliarden steigen.Wintergerst plädiert deshalb für mehr Investitionen in die Sicherheit. Davon würde freilich auch Giesecke & Devrient profitieren. Das lange vor allem als Banknotendrucker bekannte Unternehmen stellt auch Chipkarten her und bietet Lösungen für Identifizierung und digitale Sicherheit an.Nach den Erfahrungen von Axel Deininger, dem Vorstandsvorsitzenden von Secunet, wird beim Aufbau einer Infrastruktur oft erst am Schluss an die Sicherheit gedacht. Das funktioniere nicht. “Man muss sie von Anfang an berücksichtigen”, mahnte er. Secunet ist Anbieter von IT-Sicherheit. An dem börsennotierten Unternehmen ist G&D mit knapp 79 % beteiligt.Deutschland kommt nach Meinung von Wintergerst mit seiner Infrastruktur besser durch die Krise “als wir alle gedacht haben”. Mehr Arbeit von zu Hause funktioniere. Anfang April hätten 26 % der Beschäftigten in Deutschland im Homeoffice gearbeitet. Im Januar seien es 12 % gewesen.Er und Deininger sind der Ansicht, eine “digitale Souveränität” müsse für Deutschland und ganz Europa das oberste Ziel sein. Soft- und Hardware komme bisher vor allem aus China und den USA. “Andere Regionen sind die Schrittmacher”, sagte Deininger. Secunet baue auf neueste Technik eigene Architekturen auf.