Daimler-Finanzsparte will Rekordjahr erreichen
Von Isabel Gomez, StuttgartDie Finanzsparte des Autokonzerns Daimler peilt 2015 neue Höchstwerte an. “Wir liegen per Ende Oktober rund 14 % über dem Vorjahr und erwarten, dass wir auch am Jahresende bei Neugeschäft, Vertragsvolumen und Ebit deutlich über dem Vorjahr liegen werden”, sagte der Vorstandsvorsitzende von Daimler Financial Services (DFS), Klaus Entenmann, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der Finanzdienstleister ist nach dem Pkw- und Lkw-Geschäft die drittgrößte Konzernsparte. Per Ende September lag das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 1,2 Mrd. Euro 13 % über dem Vorjahr. 2014 betrug das Ebit 1,4 Mrd. Euro. Neben der Finanzierung, dem Leasing und der Versicherung von Fahrzeugen sind bei DFS die Mobilitäts-App Moovel, die App My Taxi und das Carsharing-Angebot Car2go angesiedelt.Getrieben vom Wachstum der Marke Mercedes-Benz in China wird der Markt auch für DFS wichtiger. Per Ende Oktober lag das Vertragsvolumen dort bei 6,6 Mrd. Euro. China ist damit der viertgrößte Markt nach den USA, Deutschland und Großbritannien. “Wir erwarten, dass China im kommenden Jahr bei der Portfoliogröße an Großbritannien vorbeizieht”, sagt Entenmann. Abgasskandal ohne EinflussWie alle Autobanken refinanziert sich DFS unter anderem durch Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS), in denen Forderungen aus Leasing- und Finanzierungsverträgen gebündelt werden. Im laufenden Jahr platzierte DFS im Juli 1,5 Mrd. Dollar und dann im September 1 Mrd. Euro an ABS-Transaktionen vor Bekanntwerden des VW-Skandals. Die Finanzsparte von Volkswagen gilt als größter ABS-Emittent in Europa. Die Risikoprämien der Papiere sollen sich seit Ende September verdoppelt haben, wie die “Financial Times” jüngst mit Verweis auf Händler berichtete. DFS spürt davon nach eigenen Angaben nichts. “Wir sind froh, dass Daimler ein sehr gutes Rating hat und die Situation bei anderen Herstellern daher keinen Einfluss auf unsere Finanzierung hat”, sagte Entenmann.Derzeit hat DFS 3,6 Millionen Fahrzeuge mit einem Volumen von 114 Mrd. Euro verleast oder finanziert. Bis 2020 sollen daraus rund 5 Millionen werden, so Entenmann. Um dieses Ziel zu erreichen, will DFS die Kundenbindung stärken, unter anderem über den Ausbau digitaler Angebote. Allein in Europa sollen daher bis 2018 rund 500 Mill. Euro in die IT fließen – etwa um das auf die Verarbeitung großer Datenvolumen ausgelegte IT-Kernsystem mit Schnittstellen für verschiedene Apps auszustatten, über die der Konzern die zunehmend individueller werdenden Kundenanforderungen abdecken will. In den USA etwa können Raten längst per Smartphone bezahlt werden, während in Deutschland weiterhin die monatliche Abbuchung überwiegt.DFS spielt in der Strategie von Konzernchef Dieter Zetsche eine wichtige Rolle. Er hat zuletzt mehrfach betont, Daimler müsse sich vom Autohersteller zum Mobilitätsdienstleister wandeln. Basis dafür seien Angebote wie Car2go. Daher expandiert das Daimler-Carsharing auch nach China. Im ersten Quartal 2016 soll der Dienst in der Metropole Chongqing starten, sagt Entenmann.Die zunehmende Vernetzung birgt laut Entenmann Chancen für klassische Geschäftsfelder, obwohl sich das Kauf- und Nutzungsverhalten vor allem junger Menschen verändert habe. Ab 2016 testet DFS dynamisches Leasing in Schweden und Italien. Der kleinere, fixe Teil der Rate decke dabei die Abschreibung, der variable Teil werde danach bemessen, wie oft das Auto gefahren wird. “Das macht die Technik möglich, da wir mit Erlaubnis des Kunden auf den monatlichen Kilometerstand zurückgreifen können.” Bei Versicherungen seien Lösungen denkbar, die sich an der Fahrhäufigkeit oder am Fahrstil orientierten.