NOTIERT IN FRANKFURT

Das Bohren dicker Bretter im Riederwald

Wird im Frankfurter Riederwald Sparkassengeschichte geschrieben? Nach dem Willen des SPD-Ortsvereins in dem östlichen Stadtteil und des Finanzforums der Partei in der Bankenmetropole soll die Frankfurter Sparkasse schrittweise von der Stadt...

Das Bohren dicker Bretter im Riederwald

Wird im Frankfurter Riederwald Sparkassengeschichte geschrieben? Nach dem Willen des SPD-Ortsvereins in dem östlichen Stadtteil und des Finanzforums der Partei in der Bankenmetropole soll die Frankfurter Sparkasse schrittweise von der Stadt übernommen werden. Dieser Antrag an den Parteitag konnte zwar, anders als zunächst geplant, noch nicht eingebracht werden, ist aber nach Auskunft von Raven Kirchner, Vorsitzender der SPD Riederwald, keineswegs aufgehoben, sondern nur aufgeschoben, voraussichtlich auf eine Beiratssitzung im Mai. Anlass der Initiative ist zum einen, wie die Genossen schreiben, “eine Serie an Filialschließungen in verschiedenen Stadtteilen, auch im Riederwald”, die sich mangels kommunalen Einflusses nicht habe verhindern lassen. Zum anderen wird auf die Debatte über die Neuordnung der Landesbanken verwiesen. Hier dürfe die Sparkasse, eine Tochter der Helaba, “nicht einfach Spielball” werden, moniert Stefan Marx, der Sprecher des SPD-Finanzforums. Nun gingen die Sparkassenkunden im Riederwald wegen der Filialschließung im vorigen Jahr offenbar nicht gerade auf die Barrikaden. Angebote der Sparkasse wie Taxigutscheine oder ein Ausweichstandort stießen dem Vernehmen nach auf sehr überschaubare Resonanz. Doch die Stadtteil-SPD scheint entschlossen, dicke Bretter zu bohren. Denn das würde nötig sein. Zur Erinnerung: 2005 hat die Helaba die “1822”, wie sich die Sparkasse nach ihrem Gründungsjahr auch nennt, für 725 Mill. Euro erworben. Träger waren zuvor der Bürgerverein Polytechnische Gesellschaft zu 60 % und die Stadt Frankfurt zu 40 %. An Wert verloren hat die viertgrößte deutsche Sparkasse seither gewiss nicht. Allein das bilanzielle Eigenkapital betrug 2018 rund 906 Mill. Euro. Und weil Frankfurter Lokalpolitiker – zumindest einem Offenbacher Ondit zufolge – sowieso nicht mit Geld umgehen können, wird die Kommunalisierung des Instituts noch etwas auf sich warten lassen. Mal davon abgesehen, dass Trägerin der “1822” nach dem Fraspa-Gesetz die Helaba ist. Um an diesem Zustand etwas zu ändern – übrigens auch im eventuellen Zusammenhang mit einer Landesbankenfusion oder der Schaffung einer neuen Sparkassenzentralbank -, müsste also der Landesgesetzgeber aktiv werden. Und dafür dürfte die SPD-Opposition im Wiesbadener Landtag kaum eine Mehrheit finden. *Die Sparkassen im Allgemeinen zählen sich übrigens zu den Verlierern des gescheiterten Fusionsversuchs von Deutscher Bank und Commerzbank. Das wird natürlich nur hinter vorgehaltener Hand gesagt. Aber die Öffentlich-Rechtlichen hatten ebenso wie viele Kreditgenossen inständig gehofft, dass der Zusammenschluss zu Blau-Gelb kommt und die Beteiligten dadurch weitere Jahre vor allem mit sich selbst beschäftigt sein würden. Den einen oder anderen Kunden hätten die Verbünde dadurch sicher gewonnen, schon weil viele Unternehmen eine neue Zweit- oder Drittbank gebraucht hätten. Auch daraus wird nun erst mal nichts.