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Das Machtgerangel bei Generali

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 2.6.2012 Für Mario Greco, den 53-jährigen Versicherungsmanager aus Neapel, scheint es ein Comeback in Italien zu geben. Der derzeitige Chef von Zurich International ist als Nachfolger von Giovanni...

Das Machtgerangel bei Generali

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandFür Mario Greco, den 53-jährigen Versicherungsmanager aus Neapel, scheint es ein Comeback in Italien zu geben. Der derzeitige Chef von Zurich International ist als Nachfolger von Giovanni Perissinotto, seit elf Jahren an der Führungsspitze von Generali, vorgesehen.Denn die Großaktionäre von Generali, allen voran die Mailänder Investmentbank Mediobanca (14 % Anteile an Generali), aber auch Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio (3 %) sowie die Unternehmerfamilien Drago (Verlagskonzern De Agostini) und Caltagirone (Baukonzern) mit jeweils 2 % der Anteile wollen einen Wechsel an der Konzernspitze. Auf einer a ußerordentlichen Vorstandssitzung am Samstag (2. Juni) soll der Rauswurf Perissinottos beschlossen werden.Im Kreuzfeuer der Kritik stehen die angeblich auf ihn zugeschnittene Governance des Versicherers, die Investitionspolitik und die überdurchschnittlichen Kursverluste von 29 % seit Jahresbeginn. “Perissinotto soll bei seinem Metier als Versicherer bleiben und nicht den Finanzier spielen”, kritisierte Großaktionär Del Vecchio am Tage der Hauptversammlung (28. April) bereits die Tätigkeiten des Generali-Chefs. Im Visier standen dabei primär die Akquisitionen in Russland, das Joint-Venture-Unternehmen mit dem tschechischen Finanzier Petr Kellner sowie der hohe Anteil an inländischen Staatspapieren (50 Mrd. Euro) im Portefeuille des drittgrößten europäischen Versicherers.Auch wenn Perissinotto sich bislang weigert zurückzutreten und auf die Unterstützung der unabhängigen Vorstandsmitglieder zählen kann, scheint es für ihn kaum einen Ausweg zu geben. Er kritisiert die Machtpolitik von Mediobanca und deren Interessenkonflikte im Versicherungswesen und verteidigt die “äußerst rentablen Investitionen” in Osteuropa. Denn Mediobanca (unterstützt von Unicredit) ist der eigentliche Drahtzieher bei der Bildung des zweitgrößten italienischen Versicherungskonzerns Fonsai-Unipol. Die beiden Konzerne sollen fusionieren. “Fonsai wird von einem finanziell äußerst schwachen Versicherer geschluckt” , zeigt sich Perissinotto gegenüber der geplanten Fusion skeptisch.Mario Greco soll nun in diesem Wespennest aufräumen. Der 1983 an der Universität von Rom promovierte Wirtschaftswissenschaftler kennt den italienischen Versicherungssektor in- und auswendig. Nach seinem Masterabschluss an der Universität Rochester, New York, war er acht Jahre lang bei der Beratungsfirma McKinsey tätig und mitunter auch für den Versicherungssektor verantwortlich. Die Allianz-Gruppe betraute den extrovertierten Manager und passionierten Radrennfahrer mit der Führung ihrer italienischen Versicherungstochter RAS. In wenigen Jahren rationalisierte der Manager die zum Teil veralteten Strukturen des Traditionshauses RAS, zielte auf neue Vertriebskanäle und qualifizierte den Service-Sektor.Die RAS-Beschäftigten trauern ihren Ex-Chef heute noch nach. Kurzum, die Allianz-Tochter erlebte unter Führung Grecos eine Blütezeit. Zweifellos war Greco seit je um die Autonomie des Versicherers bemüht. Denn der McKinsey-Boy, wie er allgemein genannt wird, ist keineswegs ein Jasager. Dies war angeblich auch der Grund, weshalb die Allianz den weniger charismatischen Enrico Cucchiani (gegenwärtig CEO von Intesa Sanpaolo) zum Chef der Allianz Italia kürte.2005 vertraute die Turiner Großbank Sanpaolo-Imi Greco ihre Versicherungssparte AIP an. Diese sollte mit dem Vermögensverwalter Fideuram fusionieren und an der Börse notieren. Durch das Zusammengehen der beiden Großbanken Intesa und Sanpaolo wurde das Projekt ad acta gelegt.Greco warf kurzerhand das Handtuch. Er wurde wenige Monate nach seinem Rücktritt von der Schweizer Versicherungsgruppe Zurich International als Chef engagiert. Nun soll Greco den Generali-Konzern entstauben.