IM GESPRÄCH: SIMON KLEIN

Das Passivgeschäft hat die Delle ausgebügelt

Indexfonds machen beim Börsenaspiranten Deutsche Asset Management 10 Prozent der Erträge aus - Ergänzung im Angebot statt Konkurrenz für aktive Produkte

Das Passivgeschäft hat die Delle ausgebügelt

Beim Börsenaspiranten Deutsche Asset Management hat sich ein wichtiger Geschäftsteil, das Geschäft mit Indexfonds, wieder sichtlich erholt. Europaweit steht die Fondstochter der Deutschen Bank damit auf dem zweiten Platz. Der jüngst umgesetzte Strategieplan soll mehr Wachstum ermöglichen.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtBei der Deutschen Asset Management hat sich das Geschäft mit den passiv ausgerichteten Indexfonds nach der Delle im Jahr 2016 wieder erholt. Wie Simon Klein, Leiter Passive Anlageprodukte in Europa, Naher Osten, Nordafrika und Asien, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ausführt, konnte sich das ETF-Segment (Exchange Traded Funds) der Deutschen Bank 2017 einen guten Teil des Neugeschäfts des boomenden Segments mit den passiv gemanagten Fonds einverleiben und europaweit wieder den zweiten Platz zurückerobern, den man zwischenzeitlich an Lyxor verloren hatte. Vor dem Hintergrund des wohl baldigen Börsenganges der Sparte ist das eine gute Ausgangslage. Das ETF-Geschäft steht immerhin für 10 % der Erträge des Börsenaspiranten.Der im letzten Jahr angekündigte Strategieplan für das ETF-Geschäft (vgl. BZ vom 17.6.2017) ist bereits umgesetzt. “2018 ist das Jahr, in dem wir nach der Umsetzung des neuen Strategieplans im vergangenen Jahr das Wachstumstempo beibehalten oder sogar noch steigern wollen”, so Klein. Nach Abflüssen von 5,4 Mrd. Euro im Jahr 2016 konnte die Deutsche Asset im europäischen ETF-Geschäft 2017 wieder 10,9 Mrd. Euro einsammeln und das verwaltete Vermögen von 53,3 Mrd. auf 68,2 Mrd. Euro ausbauen. Zugleich verbesserte sich der Marktanteil um einen halben Prozentpunkt auf 10,8 %. Damit liegt die Deutsche Asset wieder vor Lyxor mit 10,2 %, aber weiterhin deutlich hinter dem Platzhirsch BlackRock mit 46,2 %.Der Auftakt in diesem Jahr lief vielversprechend, berichtet Klein, der 2013 zur Deutschen Bank zurückgekehrt war. Im Januar seien mit 16 % des Neugeschäfts aller ETF-Anbieter in Europa deutlich mehr vom Absatz als in den Monaten zuvor eingesammelt worden, als der Schnitt bei 12 % lag. “Wir gehen davon aus, dass sich das Geschäft in diesem Jahr weiter positiv entwickelt, hauptsächlich wird sich das Interesse der Anleger auf Aktien-ETFs konzentrieren, aber Anlagen in Renten-ETFs werden – von einer geringeren Basis aus – ebenfalls deutlich steigen.” Auch soll der Marktanteil in den kommenden Jahren stetig in dem Tempo ausgebaut werden wie bisher. MachtverschiebungAngesichts der Prognosen für das künftige Wachstum des globalen ETF-Geschäfts, das seit zehn Jahren von Jahr zu Jahr um ein Fünftel wächst und zuletzt die Schallmauer von 5 Bill. Dollar durchbrach, zeigt sich Klein optimistisch, was die Ziele des eigenen Hauses angeht. In den USA hätten die Top-3-Anbieter bereits einen Marktanteil von 80 % erreicht, während es in Europa bislang nur 65 % seien. Klein, der früher für Lyxor, die HVB und die BayernLB gearbeitet hat, erwartet eine ähnliche Verschiebung der Machtverhältnisse in Europa. Mit der Umsetzung der neuen Strategieagenda seien nunmehr alle wesentlichen Grundlagen für mehr Wachstum geschaffen worden, berichtet Klein. Bis Ende 2017 wurden 25 neue Leute im Vertrieb eingestellt. Unter anderem hat sich die Deutsche Asset wie geplant in Großbritannien und in der Schweiz verstärkt, da diese beiden Länder beim anvisierten Wachstum im Ausland eine zentrale Rolle spielen. Zugleich wurde im Inlandsgeschäft die regionale Aufstellung wie geplant in die Tat umgesetzt. “Dadurch sind wir näher beim Kunden, können neue Kunden ansprechen und stabilisieren die Flows.”Vor wenigen Tagen wurde auch die Vereinheitlichung der Marke umgesetzt. Das “DB” für Deutsche Bank ist weggefallen, die verschiedenen Schreibweisen der Marke nunmehr auf Xtrackers vereinheitlicht. An eine weitere Gebührensenkung wie im vergangenen Jahr, als Anleger in Fonds mit einem Volumen von 13 Mrd. Euro davon profitierten, ist indes vorerst nicht mehr gedacht, betont Klein. “Wir wollen mit unseren Produkten im Schnitt günstig sein, aber nicht in allen Produkten der günstigste Anbieter, viel wichtiger ist uns die Qualität der Produkte, deren Liquidität, die indextreue Abbildung und die Performance, denn wir wollen nach Transaktionskosten sehr eng am Index liegen.” Besser im eigenen HausMit Blick auf die Konkurrenz durch die günstigen Gebühren seiner ETFs für die aktiv gemanagten Fonds der Kollegen im eigenen Haus gibt sich Klein zuversichtlich, dass im Konzern allgemein die Überzeugung überwiegt, dass man als Allround-Anbieter in der Vermögensverwaltung auftreten will. Kurzfristig könne es zu einer Kannibalisierung kommen, also dass die Xtrackers Gelder aus den aktiv gemanagten Fonds der Deutschen Asset auf sich ziehen könnten. Aber langfristig profitiere man von einem umfassenden Angebot, denn das Interesse der Investoren an ETFs nehme immer mehr zu, so dass man diesen ein entsprechendes Angebot unterbreiten müsse. “Insbesondere die extrem aktiven Anleger nutzen ETFs für ihre taktische Allokation wegen deren flexibler Handhabung, zunehmend werden ETFs aber auch für die strategische Allokation eingesetzt.” Auch nehme die Nachfrage nach Anleihe-ETFs für das Liquiditätsmanagement zu oder im Bereich der Staatsanleihen bonitätsstarker Länder mit niedrigen Renditen. Auch die aktiv gemanagten Fonds der Deutschen Bank setzten immer mehr auf Indexfonds, und zwar für die diversen Angebote der umfassenden Vermögensverwaltung (Modellportfolios, Robo-Advice, Sparpläne). Die aktiv gemanagten Fonds wiederum kommen mit ihren meist deutlich höheren Gebühren, als sie bei ETFs üblich sind, durch die zunehmende Verbreitung der passiven Produkte immer stärker unter Druck – zumal wenn sie nicht in der Lage sind, die Märkte zu schlagen. Die seit Jahresbeginn verpflichtende höhere Transparenz im Gebührenausweis durch Mifid II sowie eine vor geraumer Zeit durch die Wertpapieraufsicht ESMA angekündigte Untersuchung der Fondsgebühren im Verhältnis zur Performance tun ihr Übriges, um das Augenmerk der Anleger stärker auf die Kosten zu lenken. Keine schlechte MargeDie niedrigeren Gebühren der ETFs bedeuten für die Anbieter aber nicht zwangsläufig, dass sie damit weniger verdienen. Denn durch die passive Abbildung von Indizes sind auch die Kosten geringer. So weisen etwa im Falle der Deutschen Asset nicht zwangsläufig alle aktiv gemanagten Fonds höhere Management Fee Margins aus als die passiven Produkte. Diese lagen zuletzt bei 24 Basispunkten Marge, während etwa aktiv gemanagte Anleihefonds bei 14 lagen und Cash-Produkte sogar nur bei 9. Am oberen Ende standen erwartungsgemäß aktiv gemanagte Aktienfonds mit 76, alternative Produkte mit 58 und Multi-Asset-Fonds mit 42 Basispunkten. Bei den jüngsten Neuerungen im Angebot sticht der erste Fonds heraus, der nach den sogenannten ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) in Unternehmen investiert, also im Sinne der Nachhaltigkeit. “Das Interesse der Anleger an nachhaltigen Produkten wächst, auch im passiven Segment”, so Klein. Daher sollen noch weitere Fonds dazukommen. Die mittlerweile zahlreichen Nachhaltigkeitsindizes der Indexanbieter bieten hierfür eine breite Basis. Unterschiedliche DefinitionenAngesichts der bestehenden Vielzahl an divergierenden Definitionen und individuellen Vorstellungen der institutionellen Anleger, was Nachhaltigkeit bedeute, laufe es derzeit aber meist auf individuelle Mandate hinaus anstatt auf eine Anlage in einem nachhaltigen Fonds. Da die nachhaltige Geldanlage regelbasiert arbeite, steckten aktuell bei der Deutschen Asset mehr Gelder in solchen passiven Mandaten als im aktiven Segment.