Das Risiko in den Mittelpunkt der Portfolio-Optimierung stellen

Dynamische Risikobudget-Steuerungen können Performance-Chancen erhöhen

Das Risiko in den Mittelpunkt der Portfolio-Optimierung stellen

Grundsätzlich gilt für die Kapitalanlage: Wichtigster Bestandteil eines Investments ist eine gut strukturierte, langfristige strategische Asset-Allokation mit einem adäquaten Anteil an risikoreichen Anlagen. Die Erfahrung der letzten Jahre hat allerdings gezeigt, dass Portfolioallokationen nicht mehr so statisch sind wie früher. Indizien sprechen dafür, dass das Niedrigzinsniveau in den nächsten Jahren weiterhin bestehen bleibt und Investoren folglich indirekt gezwungen werden, risikoreichere Allokationen aufzubauen als in den vergangenen zehn Jahren. Vor diesem Hintergrund können risikogleichgewichtete Ansätze als eine gute Ausgangsallokation für institutionelle Multi-Asset-Portfolien angesehen werden. Berücksichtigt man darüber hinaus Ertragschancen der jeweiligen Anlageklassen, lassen sich die Ergebnisse solcher Portfolien noch weiter verbessern. Alle gängigen Ansätze für Portfoliooptimierungen basieren hauptsächlich auf quantitativen Modellen, die Vergangenheitswerte oder auch Prognosen für die unterschiedlichen Parameter nutzen und benötigen. Für die strategische Aufstellung in einem Portfolio sind quantitative Modelle unumgänglich, um zukünftige Renditen und Risiken besser einschätzen zu können. Entscheidend für die Berechnung von zukünftigen Risiken sind die Volatilitäten der einzelnen Anlageklassen und deren Korrelation zueinander. Die wichtigsten Annahmen in einem der meistgenutzten Optimierungsverfahren, und zwar der nach Markowitz konzipierten Mittelwert-Varianz-Methode, sind eine erwartete Mehrrendite von Aktien über Staatsanleihen, normalverteilte Renditen und konstante Volatilitäten und Korrelationen. Die vergangenen Jahre haben jedoch gezeigt, dass diese Annahmen nicht der Realität an den Kapitalmärkten entsprechen.Die negativen Erfahrungen der Markowitz-Optimierung und die Notwendigkeit, effiziente Allokationen zu generieren, führten in den letzten Jahren zu unterschiedlichen Ansätzen. Viele der Modelle vereinfachen die Mittelwert-Varianz-Methode, indem sie nicht mehr beide Parameter Rendite und Risiko verwenden, sondern sich hauptsächlich am Risiko der unterschiedlichen Anlageklassen orientieren. Der bekannteste Ansatz unter den aktuellen Optimierungsansätzen ist die Risiko-Gleichgewichtung (Risk Parity) aller ausgewählten Anlageklassen in einem Portfolio. Ausschlaggebend für das große Interesse an der Gleichgewichtung des Risikos ist das gute Abschneiden der Risiko-Gleichgewichtung in den vergangenen zehn bis 15 Jahren und insbesondere in der Finanzmarktkrise. Risiko-Gleichgewichtsansätze kommen aus dem Segment der risikobasierten Optimierungsansätze. Bei diesem Ansatz wird das Risiko bzw. der Risikobeitrag eines Portfolios in gleicher Höhe durch jede Anlageklasse erzeugt. Zentrale Annahme des Risiko-Gleichgewichtsansatzes ist: Alle Anlageklassen erzielen langfristig den gleichen risikoadjustierten Ertrag. Um eine Risikogleichgewichtung aller Anlageklassen in einem Portfolio zu erreichen, müssen die Anlageklassen mit einer geringen Volatilität einen höheren Anteil im Portfolio besitzen als Anlageklassen, die durch ein hohes Risiko gekennzeichnet sind. Dies hat zur Folge, dass beim Risiko-Gleichgewichtungsansatz festverzinsliche Wertpapiere durch ihr geringes Risiko einen höheren Anteil im Portfolio einnehmen als risikobehaftete Anlageklassen. Risikobasierte Allokationen sind durch ihren hohen Anteil an festverzinslichen Anlageinstrumenten unter Rendite- und Risikogesichtspunkten in der Vergangenheit am effizientesten gewesen. Diese Überlegenheit der risikogleichgewichteten Anlagekonzepte wurde im Krisenjahr 2008 noch deutlicher. Während ein gleichgewichtetes Portfolio mit 40 % risikobehafteten Anlagen über 25 % an Wert verloren hat, war der Maximalverlust in dieser Zeit für ein risikogewichtetes Portfolio nur 8 %. Eine weitere positive Entwicklung von festverzinslichen Wertpapieren ist durch progressiv sinkende Zinsen aber stark limitiert. Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre ist aufgrund des aktuellen Zinsniveaus nicht in die Zukunft übertragbar. Aus diesem Grund ist eine Anpassung des Risiko-Gleichgewichtsansatzes über eine dynamische Risiko-Budgetierung dringend erforderlich. Dabei erhalten die einzelnen Anlageklassen ein vom Risikoparitätsansatz abweichendes Risikobudget. Durch die Erhöhung der einzelnen Risikobudgets ändern sich die Gewichte der Anlageklassen. Bei der Anpassung der Risikobudgets der einzelnen Anlageklassen werden folgende Faktoren berücksichtigt: die erwartete Rendite der Anlageklasse (Sensitivität zu langfristigen Risikoprämien), die Konfidenz der erwarteten Renditen sowie Implementierungskosten. Bereits leichte Anpassungen der Anteilsgewichte der im Portfolio enthaltenen Anlageklassen können zu einer Verbesserung des Risikoparitätsansatzes führen.Im Beispiel wurde der Risikoparitätsansatz durch eine einfache Momentum-Komponente ergänzt. Dabei erhalten die Anlageklassen, die über die vergangenen zwölf Monate eine relative Überrendite erwirtschaftet haben, ein erhöhtes Risikobudget (Trendfolge). Diese konstruktive Erweiterung führt nicht nur zu einer Erhöhung der Rendite, sondern auch zu einer Reduktion des Maximalverlustes. Durch das dynamische Risikobudget-Konzept ergibt sich aktuell eine stärkere Gewichtung in Aktien und Anleihen der Emerging Markets. Aus dem momentanen Niedrigzinsumfeld leitet sich ein geringeres Risikobudget für Staatsanleihen ab. Durch diese beiden Anpassungen im Risikobudget-Ansatz ergibt sich eine Erhöhung des Aktienanteils von 15 % gegenüber dem Risikogleichgewichtsansatz.Risikogleichgewichtete Ansätze sind gut geeignet, um ein Multi-Asset-Portfolio strategisch auszurichten. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen an den Rentenmärkten sollte dieses Konzept allerdings um dynamische Risikobudget-Steuerungen innerhalb der jeweiligen Anlageklassen erweitert werden. Eine Möglichkeit, die Gesamtrendite eines Portfolios positiv zu beeinflussen, ohne die Bedeutung des Risikos als Kriterium für Allokationsentscheidungen zu schmälern.