Private Markets Week 2025Milliarden für künstliche Intelligenz

Datenzentren stellen Infrastruktur-Investoren vor neue Herausforderungen

Der Boom bei künstlicher Intelligenz lässt Investoren gigantische Summen in digitale Infrastruktur stecken. Das ist nicht ohne Risiken.

Datenzentren stellen Infrastruktur-Investoren vor neue Herausforderungen

Datenzentren stellen Infrastruktur-Investoren vor neue Herausforderungen

Abweichendes Chance-Risiko-Profil macht selektives Vorgehen zur Pflicht – Geringe Gefahr von Überkapazitäten, aber komplexe Projekte

scd Kronberg

Die Übernahme des texanischen Rechenzentrenbetreibers Aligned Data Centers durch Blackrock und eine Reihe von Silicon-Valley-Größen wie Microsoft und Nvidia – unterstützt von arabischen Investoren – zeigt, wo bei Infrastruktur-Investments gerade global die Musik spielt. Investoren versprechen sich von Investitionen in Infrastruktur zumeist stabile Erträge über mehr als eine Dekade und das bei einem überschaubaren Risikoprofil. Die angekündigten Investitionssummen seien so gigantisch, dass etwas Vergleichbares womöglich zuletzt im Infrastrukturbereich beim Eisenbahnboom im vorletzten Jahrhundert zu beobachten gewesen sei, sagte Laurent Chatelin, Partner und Co-Head des Infrastrukturbereichs bei Eurazeo, auf der Private Markets Week in Kronberg.

Skeptisch bei Ankündigungen

„Es hat viele Ankündigungen im Bereich der Infrastruktur rund um künstliche Intelligenz gegeben, aber das meiste davon liegt in der Zukunft. Ich bin immer ein wenig skeptisch bei diesen großen Ankündigungen", warnte Chatelin in einer Panel-Diskussion vor allzu großer Euphorie. Wer wirklich Geld verdient, werde man erst in ein paar Jahren wissen. Maria Aguilar-Wittmann, Co-Head of Infrastructure Funds and Secondaries bei Allianz Global Investors (AGI), sagte, sie mache hier zwar keine Blasenbildung aus. Allerdings müssten Investoren hoch selektiv vorgehen. An Gelegenheiten mangele es nicht, wenn man derzeit investieren wolle. Dabei rate sie dazu, die Projekte ganzheitlich zu betrachten: „Wie sieht die Plattform, die Energieinfrastruktur etc. aus? Es gibt unglaublich viele Variablen zu beachten.“

Achal Arora, Managing Director Digital Infrastructure Investments bei Legal & General, die auch an dem Aligned-Data-Center-Deal beteiligt waren, spricht von einer Phase der Datenrevolution. Er sei „vorsichtig optimistisch“, dass die europäischen Regulierer diese Chance ergreifen. Im aktuellen Marktumfeld rät er dazu, lieber etwas mehr für ein exzellentes Asset zu zahlen, als in das auf dem Papier günstigere durchschnittliche Asset zu investieren: „Es gibt definitiv eine Flucht in Qualität.“ Europa liege derzeit allerdings drei bis vier Jahre hinter den USA zurück.

Fragmentierte Telekommunikationslandschaft

Eine Herausforderung für Europas digitale Infrastruktur bleibe die fragmentierte Telekommunikationslandschaft, so Chatelin. In Europa gebe es rund 60 Unternehmen mit jeweils relativ wenigen Kunden. In den USA gebe es derweil vier wesentliche Wettbewerber. Das seien ganz andere Voraussetzungen. Arora sieht hier auch den Regulierer am Zug. Er könne dabei helfen, die Fragmentierung zu überwinden.

Private Wealth gewinnt an Bedeutung

Grundsätzlich brauche Europa die Infrastruktur aber dringend, darüber war sich das Panel einig. Das gelte sowohl auf der Rechenzentrums- als auch der Glasfaserseite. Dieser Umstand mache Infrastruktur auch zu so einer resilienten Investmentklasse, befindet Chatelin. Das habe sich auch durch die Finanz- und später die Coronakrise hinweg gezeigt. „Elektrizität, Kommunikationsinfrastruktur etc. braucht man immer – auch in der Krise.“ Das sorgt dafür, dass auf Infrastruktur ausgerichtete Fonds immer größere Volumina erreichen. Matthias Fackler, der das Infrastruktur-Advisory-Team von EQT in Europa leitet, gibt sich mit Blick auf eine mögliche Blasenbildung infolge der immer größeren Fonds unbesorgt: "Angesichts des enormen Bedarfs ist es sicher nicht zu viel." Wenigstens für fünf Jahre sieht er auf der Datenzentren-Seite noch kein Risiko für Überkapazitäten.

Die Aussicht auf langfristige Stabilität macht das Segment auch attraktiv für Retail-Investoren. Deren steigende Bedeutung bezeichnete AGI-Managerin Aguilar-Wittmann als eine Art Revolution. EQT rechnet derweil damit, dass der Infrastrukturmarkt insgesamt – getrieben durch Mittelzuflüsse aus dem Bereich Private Wealth – in der nächsten Dekade um 12% pro Jahr zulegen wird. Das Gros der frischen Mittel komme dabei aus Private Wealth. Damit werde irgendwann ein Drittel bis 40% der Mittel aus dem Retail-Segment kommen, schätzt Fackler.

Technologierisiken meiden

Wichtig ist bei Datenzentren-Deals nach Ansicht Chatelins, dass Infrastruktur-Investoren ihre Prinzipien im Auge behalten. Um stabile Returns für die Kunden zu gewährleisten, werden demnach im Infrastrukturbereich Technologierisiken gemieden. Das sei bei digitaler Infrastruktur anspruchsvoller als in anderen, zumeist hoch regulierten Bereichen.