Debeka spart fast 1 Mrd. Euro Zinspuffer
ak Koblenz – Die Debeka bleibt auch unter neuer Führung ihrem unaufgeregten Stil treu und wächst weiter über dem Marktdurchschnitt. Im vergangenen Jahr gelang das aber mit einem Beitragsplus von 2,4 % nur so gerade, da der größte deutsche private Krankenversicherer anders als die Konkurrenz auf Beitragserhöhungen weitgehend verzichtet hat. Der neue Vorstandschef Thomas Brahm bezifferte den Marktanteil des fünftgrößten deutschen Erstversicherers auf 5,3 %, die Beitragseinnahmen beliefen sich auf fast 10,7 Mrd. Euro. In der Sparte Unfallversicherung ist die Debeka nach seinen Worten mittlerweile auf Platz zwei in Deutschland hinter der Allianz vorgerückt.Auch wenn die Schaden- und Unfallversicherung, die die Debeka erst seit den 1980er Jahren anbietet, auf die Beitragsmilliarde zusteuert, ist der Versicherer immer noch wie kaum ein anderer der großen Konkurrenten stark auf die Personenversicherung konzentriert. Die Kranken- und Lebensversicherung macht 90 % des Geschäfts aus. Bei den gewaltigen Mengen an Kapitalanlagen – hier geht es auf die 100 Mrd. Euro zu – ist das Dauer-Zinstief ein riesiges Thema. Von der Entlastung in Sachen Zinszusatzreserve (ZZR) in der Lebensversicherung hat die Debeka folglich auch sehr profitiert. Durch die geänderte Berechnungsmethode musste die Debeka dieser Reserve im vergangenen Jahr statt 1,4 Mrd. Euro “nur” 510 Mill. Euro zuführen. Das ist jedoch etwa ein Sechstel des Betrags, den die gesamte Branche 2018 für die ZZR aufwenden musste.Die Debeka ist denn einer von ganz wenigen Versicherern, die 2019 die Überschussbeteiligung für die Lebensversicherten weiter abgesenkt hat – von 2,5 auf 2,25 %. Fast alle Wettbewerber hatten die Deklaration stabil gehalten. “Der Esel, dem es zu gut geht, der geht aufs Eis und tanzt”, kommentierte Vorstandsmitglied Normann Pankratz. In dem gegenwärtigen Kapitalmarktumfeld agiere die Debeka sehr vorsichtig. “Wir halten dauerhaft niedrige Zinsen aus”, betonte Pankratz. Pensionskasse unterstütztDie Pensionskasse allerdings, die besonders viele Verträge mit hohen Zinsgarantien im Bestand hat, benötigte Unterstützung. Das sei durch eine Rückversicherungslösung mit einer Tochter der Munich Re gelöst worden, erläuterte Brahm. Dafür habe die Debeka 80 Mill. Euro bereitgestellt. In Sachen Digitalisierung geht es bei der traditionell konservativen Debeka voran. In Baden-Württemberg ist ein Pilotprojekt zur Telekonsultation gestartet. Und bis zum Start des Gesundheitsportals “Meine Gesundheit” für die eigene Kundschaft – Kooperationspartner Axa ist schon am Markt – soll es nicht mehr weit sein. Hier will die Debeka die elektronische Gesundheitsakte mit dem Rechnungsmanagement verbinden. Der Versicherer will perspektivisch für ihre vielen Beamten unter den Krankenvollversicherten auch die Beihilfestellen anbinden. Ein erster Pilot ist mit der Beihilfestelle der Stadt Hamburg vereinbart.Zum Jahreswechsel hat außerdem das Debeka Innovation Center in Koblenz seinen Betrieb aufgenommen. Zum einen sollen dort klassische IT-Projekte in anderer Umgebung vorangetrieben werden, zum anderen will sich der Versicherer mit ganz neuen Anwendungen wie Cloud Computing beschäftigen. Ottonova verfehlt ZieleDie Beteiligung am digitalen Krankenversicherer Ottonova bezeichnet die Debeka weiterhin als “reines Kapitalinvestment”. Umso erstaunlicher, dass Krankenvorstand Roland Weber Skepsis am Geschäftsmodell des Start-ups einräumte. Ottonova habe die selbst gesteckten Ziele, was die Zahl der Krankenvollversicherten angehe, nicht erreicht. “Das war für uns nicht unbedingt eine Überraschung.” Weber betonte aber, dass Ottonova auch als Technikentwickler unterwegs sei. “Ich glaube, dass Ottonova seinen Weg gehen wird. Es wird aber länger dauern als geplant.” Das Start-up schaffe im Übrigen wichtige Impulse für den Markt. Die Debeka hatte 2017 für 10 Mill. Euro rund 10 % der Anteile erworben.—– Personen Seite 12