DekaBank einigt sich mit ihrem früheren Chef Waas
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtDie DekaBank und ihr früherer, Anfang April 2012 mit sofortiger Wirkung abberufener Vorstandsvorsitzender Franz S. Waas haben sich außergerichtlich über die Modalitäten der Trennung geeinigt. Dies erfuhr die Börsen-Zeitung in informierten Kreisen. Seitens des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe waren die Verhandlungen vom Vorsitzenden des Deka-Verwaltungsrats und Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, geführt worden. Waas’ Rauswurf hatte noch Fahrenschons Vorgänger in beiden Ämtern, Heinrich Haasis, verantwortet. Waas hatte seine Ansprüche zunächst gerichtlich geltend gemacht.”Die Parteien haben ihre Streitigkeiten durch eine Gesamtregelung beigelegt”, bestätigte ein Sprecher des DSGV am Dienstag auf Anfrage, nannte aber keine Einzelheiten zu der Einigung. Waas selbst hat sich seit seinem unfreiwilligen Ausscheiden bei der DekaBank aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.Es braucht indes nicht viel Fantasie, sich auszurechnen, dass für Waas, dessen Vertrag erst 2010 um fünf Jahre bis Ende 2015 verlängert worden war, eine Abfindung in mehrfacher Millionenhöhe herausgesprungen sein dürfte. Der in International Business Administration promovierte (Ph. D.) Kapitalmarktexperte, dessen Berufsweg 1985 im Geldhandel der Bayerischen Vereinsbank begann und über New York und die Cayman Islands sowie die LBBW in die Vorstände der Landesbank Schleswig-Holstein und dann der fusionierten HSH Nordbank geführt hatte (dort verantwortete er die Division Financial Markets), war Anfang 2006 bei der Deka angetreten. Der 52-Jährige gehörte in seiner Zeit an der Spitze des seit Juni 2011 komplett den Sparkassen gehörenden Asset Managers mit nicht ganz kleinen siebenstelligen Jahresbezügen und Pensionsansprüchen zu den bestbezahlten Managern der öffentlich-rechtlichen Finanzgruppe.Die Vergütung war auch der Stein des Anstoßes gewesen, als der Verwaltungsrat der DekaBank Waas vor 16 Monaten Knall auf Fall abberief – einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz. Das Kontrollgremium habe die Konsequenzen daraus gezogen, “dass das notwendige persönliche Vertrauensverhältnis nicht mehr gegeben war”, teilte der DSGV seinerzeit mit. Unterschiedliche Auffassungen über zusätzliche Tantiemeforderungen aus Waas’ erster Amtszeit für 2008 und 2009 hätten nicht ausgeräumt werden können.Wie damals aus dem Umfeld des Verwaltungsrats zu hören war, soll Waas nach seiner 2010 erfolgten Vertragsverlängerung über bereits gezahlte Boni hinaus höhere Ansprüche für die zurückliegenden Geschäftsjahre geltend gemacht und damit Haasis überrascht haben. Dabei gab es offenbar Streit über die Berechnungsbasis, namentlich über den nachhaltigen Unternehmenswert der Deka. Wäre es nach Haasis gegangen, hätten Verluste in einem Abbauportfolio und eine erhöhte Risikovorsorge in der Tantieme berücksichtigt werden müssen, Waas wollte davon nichts wissen. Keine silbernen Löffel geklautDie kurzfristig fälligen Leistungen für die sechs Deka-Vorstandsmitglieder waren für die in Rede stehenden Geschäftsjahre 2008 und 2009 mit 10,6 Mill. respektive 5,3 Mill. Euro ausgewiesen worden. Hinzu kamen Verpflichtungen aus leistungsorientierten Pensionszusagen von rund 5 Mill. bzw. 6,8 Mill. Euro. Für das vergangene Geschäftsjahr 2012, in dem Waas ausgeschieden ist, weist der Geschäftsbericht der DekaBank als Bezüge aktiver Vorstandsmitglieder unter anderem kurzfristig fällige Leistungen von rund 3,2 (i. V. 7,8) Mill. Euro und Verpflichtungen aus leistungsorientierten Pensionszusagen von 8,2 (10,2) Mill. Euro aus. Bei den Bezügen früherer Vorstandsmitglieder und deren Hinterbliebener fällt ein Sprung des Verpflichtungsumfangs aus leistungsorientierten Pensionszusagen auf 46,5 (31,5) Mill. Euro auf. Die DekaBank macht keine Angaben zu den Bezügen der einzelnen Vorstandsmitglieder. Man darf sicher davon ausgehen, dass der Vorsitzende mindestens das 1,5fache der Vergütung der anderen Vorstandsmitglieder erhält.In Kreisen der Sparkassenorganisation hieß es am Dienstag, Waas’ Rauswurf werde die DekaBank bzw. ihre Eigentümer letztlich “ganz schön teuer” gekommen sein. Die Abgeltung der Ansprüche dürfte “leider” in der Nähe der vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden geltend gemachten Forderungen liegen, sagte ein anderer Sparkässler. Waas habe schließlich “keine silbernen Löffel geklaut”. Der Verwaltungsrat soll Fahrenschon vor der Einigung ein betragsmäßig begrenztes und von Bedingungen abhängiges Verhandlungsmandat erteilt haben.