Deutsche Bank bindet sich an Google

Strategische Partnerschaft bringt Suchmaschinenbetreiber weiteren Referenzkunden im Finanzsektor

Deutsche Bank bindet sich an Google

Die Deutsche Bank bindet sich im Zuge einer strategischen Partnerschaft an Google. Während das Kreditinstitut von der Expertise des Technologieunternehmens aus Kalifornien profitieren will, gewinnt Google nach der Deutschen Börse sowie HSBC einen weiteren Referenzkunden aus dem Finanzsektor,Von Bernd Neubacher, FrankfurtGoogle stößt zunehmend in den europäischen Finanzsektor vor. Die strategische Partnerschaft mit der Deutschen Bank sichert dem Suchmaschinenbetreiber binnen zweier Jahre den dritten großen Kunden aus dem Finanzsektor. Im September vergangenen Jahres hatte die Deutsche Börse Google als Partner präsentiert, “um Cloud-Dienstleistungen für wesentliche Auslagerungen in die öffentliche Cloud zu nutzen”. Bereits im vorvergangenen Jahr war bekannt geworden, dass HSBC sensible Kunden- und Marktdaten in die Cloud migriert und etwa ihre globalen Liquiditätsmeldeprozesse in der Google Cloud berechnen lässt. Auf den eigenen Servern der Großbank nahm das tägliche Reporting bis zu 14 Stunden in Anspruch, auf der Google Cloud sind es gerade einmal drei Stunden, wie bei asiatischen Medien zu lesen war. Hoffen auf mehr EffizienzÄhnliche Gewinne an Effizienz dürfte sich nun auch die Deutsche Bank von der Partnerschaft mit dem Technologieriesen aus Kalifornien versprechen. “Die Partnerschaft mit Google Cloud wird unserer strategischen Transformation nochmals einen großen Schub geben, erklärte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. “Wir zeigen damit, dass wir entschlossen sind, in unsere Technologie zu investieren – denn unsere Zukunft ist eng verbunden mit unserem Erfolg bei der Digitalisierung.” Die Transformation und Optimierung der Banksysteme sei auf mehrere Jahre angelegt und werde schrittweise erfolgen, teilt das Institut mit.In der Fintech-Branche erntete die Bank am Dienstag Applaus für ihre Initiative. Nach Einschätzung von Chris Bartz, Gründer und Chef des Berliner Fintechs Elinvar sowie Vorsitzender des Fintechrats der Bundesregierung, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Banken Cloud-Anbieter zumindest für Infrastrukturdienste nutzen: “Auf Dauer wird jede Bank den Wechsel auf eine cloudbasierte Infrastruktur vor sich haben. Es geht nicht um die Frage ob, sondern nur um die Frage wann”, sagt er der Börsen-Zeitung.Im Falle der Deutschen Bank und Google geht die Kooperation allerdings deutlich weiter, kündigen beide Unternehmen doch an, “Finanzdienstleistungen auf eine neue Art zu entwickeln und anzubieten”. Während die beiden Cloud-Dienstleister Amazon und Microsoft vor allem als Anbieter klassischer Cloud-Infrastruktur reüssiert haben, gilt Google vor allem mit Blick auf Datenanalyse, die Entwicklung von Anwendungen sowie künstliche Intelligenz als leistungsstark. Vermutlich hat sich der Suchmaschinenbetreiber im Angebotsverfahren wegen seiner Qualitäten mit Blick auf bankfachliche Anwendungen gegen die beiden Wettbewerber durchgesetzt. Erträge aus der Cloud winkenWährend die Deutsche Bank Zugang zur Cloud findet und im Falle gemeinsamer Entwicklungen von der Expertise des Technologieunternehmens aus Kalifornien profitieren will, bindet Google einen weiteren Referenzkunden aus dem Finanzsektor, erzielt Erträge aus der Nutzung ihrer Cloud-Dienste und dürfte überdies im Rahmen von Profit-Sharing-Vereinbarungen nicht leer ausgehen, wenn es um gemeinsame Entwicklungen geht.Nach einer Absichtserklärung wollen beide Parteien in den nächsten Monaten einen langjährigen Vertrag schließen. Zum heiklen Punkt des Datenschutzes kündigt die Bank an: “Beide Partner werden die Vorschriften zum Schutz der Privatsphäre und des Datenschutzes einhalten, um sicherzustellen, dass die Kundendaten und Informationen der Deutschen Bank vertraulich und integer behandelt werden sowie jederzeit verfügbar sind”, teilt die Deutsche Bank mit. Auf Anfrage heißt es: “Wir wählen den Ort der Daten gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen.” Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass das sogenannte “Key Management”, also die Verwaltung der für Verschlüsselungsverfahren benötigten asymmetrischen oder symmetrischen Schlüssel, ausschließlich in den Händen der Deutschen Bank liege. Die Entscheidung für Google sei auch deshalb gefallen, da man dort mit Blick auf Datenschutzaspekte am ehesten auf offene Ohren gestoßen sei, heißt es in der Bank. – Wertberichtigt Seite 6