Ruhe an den Märkten

Sewing verabreicht Märkten Sedativum

Christian Sewing von der Deutschen Bank sieht keine Krise trotz Marktverwerfungen. Hohe Anleiherenditen und Goldpreis zeigen Unsicherheit, aber US-Wirtschaft bleibt stark.

Sewing verabreicht Märkten Sedativum

Sewing verabreicht Märkten Sedativum

Deutsche-Bank-Chef sieht keine Krise heraufziehen – Beruhigung nach Turbulenzen

lee/kjo/das Frankfurt

Nebenstehender Kommentar
Artikel Seiten 6 und 11

Der Chef der Deutschen Bank wertet die jüngsten Marktverwerfungen nicht als Zeichen für eine heraufziehende Krise. Turbulenzen am Ende der Sommerpause seien keine Seltenheit, sagte Christian Sewing auf dem „Handelsblatt Bankengipfel“ in Frankfurt: „Das ist immer das alte Spiel: Die Marktteilnehmer kehren aus dem Urlaub zurück und die Liquidität ist schwach, da kann es zu erheblichen Ausschlägen kommen."

Nach dem tiefroten Vortag kehrte am Mittwoch an den Märkten ein Stück weit Ruhe ein. Die Aktienkurse stabilisierten sich. Allerdings blieben die Anleiherenditen hoch. So lag die 30-jährige Bundrendite bei 3,43% nach 3,42% am Vortag. Das ist der höchste Stand seit 2011. Der Goldpreis erreichte einen Höchststand – ein Indiz anhaltender Unsicherheit an den Märkten. Am Dienstag war es zu einem Ausverkauf am Anleihemarkt gekommen, weil sich die Anleger Sorgen um die Verschuldung insbesondere in der Eurozone machen. Das ließ die Renditen langlaufender Staatsanleihen auf die höchsten Stände seit gut einem Jahrzehnt klettern.

Die Unruhe griff auf die Aktienmärkte in Europa, den USA und Asien über, wo die Kurse einknickten. Gleichzeitig flüchteten Anleger in sichere Häfen wie Gold. Sewing geht davon aus, dass die Anleiherenditen vorerst hoch bleiben werden. „Ich glaube nicht, dass es nur ein Aufflackern ist“, sagte er. „Es ist im Grunde ein Spiegelbild von teilweise politischer Unsicherheit, von fehlenden Reformen, von steigender Verschuldung.“ Warnungen vor einer heraufziehenden Finanzkrise hält er indes für verfrüht: „Die Wirtschaft in den USA ist derzeit stark.“

Die Refinanzierungssituation für Staaten könnte in Zukunft schwieriger werden, wenn Marktteilnehmer dauerhaft höhere Renditen einfordern. Immer wieder wird auch befürchtet, dass Staaten ihre Anleihen gar nicht mehr platzieren können. Dafür gibt es allerdings noch keine Anzeichen. Eine italienische Anleihe mit 30-jähriger Laufzeit war am Mittwoch mehrfach überzeichnet.