Deutsche Bank hofft auf Trendwende im ETF-Geschäft

Umstellung der Rentenfonds soll Absatz beleben - Große Anbieter werden aus Sicht der Fondstochter zunehmend dominieren

Deutsche Bank hofft auf Trendwende im ETF-Geschäft

jsc Frankfurt – Die Fondstochter der Deutschen Bank zeigt sich nach einem schwachen Absatz mit börsengehandelten Fonds (ETF) im laufenden Jahr zuversichtlich für das künftige Geschäft. Mit der am Donnerstag angekündigten Umstellung der Rentenfonds-Palette sei eine wichtige Weiche gestellt worden, sagt Simon Klein, Leiter der Sparte für passive Anlageprodukte für Europa, Asien und Afrika, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Anstatt einen Index “synthetisch” über Derivate abzubilden, setzt die Deutsche Asset Management zunehmend auch im Rentensegment auf Fonds, die direkt in Wertpapiere investieren, den Index also “physisch” abbilden. “Bis Mitte kommenden Jahres werden wir den Switch abgeschlossen haben.”Lief das europäische ETF-Geschäft der Gesellschaft, die für die Marke “X-Tracker” bekannt ist, mit Zuflüssen von 9,8 Mrd. Euro 2015 solide, fiel die Fondstochter im laufenden Turnus mit einem Abfluss von netto 2,6 Mrd. Euro bis Ende September zurück, wie Branchendaten der Deutschen Bank zeigen. Ein Kerngeschäft der Gesellschaft seien Fonds für europäische Aktien, die zuvor einen hohen Absatz fanden, in diesem Jahr allerdings gemieden wurden. “Raus aus Aktien, rein in Fixed Income” laute der Trend für 2016, sagt Klein.Profitiert hat bisher der Rivale BlackRock, der mit einem ETF-Vermögen von 235 Mrd. Euro in Europa der mit Abstand größte Anbieter ist. Der US-Riese, der hinter der Marke “iShares” steht, kommt auf ein Neugeschäft von netto 21 Mrd. Euro im laufenden Jahr. Ein großer Teil davon dürfte auf Renten-ETF entfallen, denn die Kategorie erreicht branchenweit in Europa einen Absatz von 25 Mrd. Euro, während Aktienfonds 2 Mrd. Euro eingesammelt haben. BlackRock setzt ausschließlich auf physisch replizierende Produkte. Die Fondstochter der Deutschen Bank, mit einem ETF-Volumen von insgesamt 54 Mrd. Euro die Nummer 2 in Europa, hat gerade erst begonnen, ihre Rentenfonds zu wandeln, so wie sie es mit vielen Aktienfonds bereits vollzogen hat. “Die Nachfrage nach physisch replizierenden ETF ist riesengroß”, sagt Klein.Eine Umstellung von Rentenfonds ist nicht leicht: Anleihen weisen bekanntlich unterschiedliche Laufzeiten aus und sind mitunter nur mit hoher Geld-Brief-Spanne handelbar, wie Klein unterstreicht. Mehr als bei Aktienfonds kommt es darauf an, durch geschickte Auswahl der Wertpapiere den Index möglichst exakt abzubilden, ohne die Kosten für den Handel durch die Auswahl zu vieler Papiere ausufern zu lassen. Handelskosten entstehen für das Fondshaus auch, weil es vor einer Umstellung den Rentenkorb spiegelbildlich zum Index aufbauen muss, um ihn dann in das Produkt zu überführen. Vor einem Jahr hatte die Deutsche Asset Management einen ETF für US-Unternehmensanleihen als physisch replizierendes Produkt aufgelegt, ehe sie später weitere Schritte unternahm. Im Übergang befinden sich etwa Fonds für Staatsanleihen und Euro-Unternehmensanleihen.Größe ist in dem ETF-Geschäft von Vorteil, wie Klein meint. Kosten fallen demnach weitgehend unabhängig von der Fondsgröße an, so dass Skaleneffekte typisch sind. Wenn neue Fondsanteile geschaffen oder aufgelöst werden, sei ein großes Produkt flexibler. Die Konzentration in dem Markt werde zunehmen, glaubt Klein. Einem Bericht der “Financial Times” von Montag zufolge steht die britische ETF-Schmiede Source zum Verkauf, während die Commerzbank ihre Fondstochter Comstage in einer rechtlich unabhängigen Einheit neu aufzieht und somit in der Lage wäre, ihr ETF-Geschäft loszuschlagen. Zu Konkurrenten äußert sich Klein jedoch nicht. Duft der GerüchtekücheDie Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung der Mutter Deutsche Bank sowie über einen möglichen Teilverkauf der Fondstochter spürt auch Klein. Folgen für den Absatz nennt er zwar nicht, doch äußerten Investoren vermehrt Fragen. Bedenken habe die Gesellschaft im Gespräch aber aus dem Weg räumen können, sagt er.