Deutsche Bank in der Kritik
bn Frankfurt – Die Deutsche Bank wird ihre Strategiediskussion nicht los. Ein gutes halbes Jahr nach Publikation einer “Strategie 2020” haben auf der Hauptversammlung am Donnerstag wichtige Aktionäre abermals Antworten auf strategische Fragen eingefordert. Die neue “Strategie 2020” überzeuge “nur bedingt”, erklärte Ingo Speich, Senior Portfoliomanager bei Union Investment. Gerade im Investment Banking stünden Kostenstruktur und Ertragsaussichten “in keinem Verhältnis”.Der neue Vorstand habe die Probleme der Bank klar benannt und über wesentliche Arbeitsschwerpunkte informiert, bescheinigte unterdessen Hans-Christoph Hirt, Co-Head von Hermes Equity Ownership Services (EOS), dem Management um John Cryan, der mit Ausscheiden von Co-Chef Jürgen Fitschen nach Ablauf der Hauptversammlung alleiniger Chief Executive Officer der Bank wurde. Jetzt aber “sollten mehr Details zu den konkreten Plänen, Zeitangaben und Ziele sowie aussagekräftige Zwischenergebnisse präsentiert werden”, mit denen Anleger nachvollziehen könnten, wie die Bank vorankomme. “Wie sind Ihre Visionen?”, fragte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Cryan.Bei einer Präsenz von 35,76 % des Grundkapitals schloss Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrates, schon am frühen Nachmittag die Rednerliste und verkürzte die Rededauer von acht auf fünf Minuten. Da waren noch 45 Redner angekündigt. Abstimmungsergebnisse standen zu Redaktionsschluss noch aus. Die Stimmrechtsberater Glass Lewis, Ivox sowie ISS hatten Anteilseignern geraten, das neue System zur Vergütung des Vorstands abzulehnen. Glass Lewis und Ivox hatten zudem empfohlen, den meisten Vorständen sowie dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern.In diesem Jahr rechnet die Bank “noch einmal” mit weiteren Belastungen aus rechtlichen Auseinandersetzungen, wie Cryan erklärte. Bei aller Vorsicht aber sehe er die Bank, was Rechtsstreitigkeiten angehe, “allmählich auf der Zielgeraden”. Wie im Laufe der Veranstaltung bekannt wurde, kämpft die Bank derzeit mit 7 800 Rechtsstreitigkeiten. Mit einem Kursplus von 1,3 % auf 14,94 Euro zählte ihre Aktie zu den wenigen Gewinnern in einem schwachen Dax-30-Index.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 3- Personen Seite 16