Deutsche Bank meistert US-Stresstest ohne Auflage

"Hervorragende Nachrichten" - Stigma der Verliererin der Belastungsprobe geht auf Credit Suisse über

Deutsche Bank meistert US-Stresstest ohne Auflage

bn Frankfurt – Die Deutsche Bank hat in den USA einen wichtigen Prestigeerfolg errungen. Ihre Tochter DB USA Corporation hat den jüngsten Stresstest der US-Notenbank ohne Auflagen bestanden, anders als im Vorjahr, als das Institut als einziges der Teilnehmer der Belastungsprobe durchgefallen war. “Das sind hervorragende Nachrichten”, erklärte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing in einer Mitteilung den Mitarbeitern. Im Aktienhandel vor dem Wochenende verteuerten sich die Anteilscheine der größten deutschen Bank zunächst um bis zu knapp 5 % und schlossen mit 6,78 Euro als Tagesgewinner im Dax 3,3 % fester. Ein großer FortschrittNach einem Strom negativer Nachrichten in den vergangenen Monaten ist das jüngste Stresstestergebnis für das restrukturierungsbedürftige Haus ein Lichtblick, ebenso für seinen im April 2018 angetretenen Chef Christian Sewing. Dem Resultat hatte man im Haus einen hohen Stellenwert beigemessen. “Diese Überprüfung erfolgreich zu absolvieren, war eines der wichtigen Ziele, die wir uns vor einem Jahr gesetzt hatten”, teilte Sewing mit. Dieser Erfolg sei ein großer Fortschritt für das Geschäft in den USA und weltweit. “Eine starke Präsenz in den Vereinigten Staaten ist für unsere Kunden ganz entscheidend”, erklärte der Deutsche-Bank-Chef, in dessen Überlegungen um eine weitere Restrukturierung die US-Aktivitäten des Hauses gleichwohl weiterhin eine gewichtige Rolle spielen dürften. Vor Wochenfrist hatten noch Meldungen die Runde gemacht, denen zufolge das Management im zweiten Teil der Belastungsprobe, in welchem die US-Aufsicht die Kapitalplanung der Institute unter die Lupe nimmt und dessen Ergebnis nun publiziert worden ist, mit Auflagen selbst für den Fall rechnete, dass die Bank bestehe. Tatsächlich aber hat die Federal Reserve weder quantitative noch qualitative Einwände gegen die Kapitalplanung erhoben.Dies ist eine andere Lage als vor Jahresfrist, als die Notenbank erklärte, sie widerspreche dem Kapitalplan der US-Tochter DB USA “aufgrund von qualitativen Bedenken”. Diese umfassten “bedeutende Schwächen hinsichtlich des Datenleistungsvermögens sowie der Kontrollen zur Unterstützung der Kapitalplanung sowie die Ansätze und Annahmen zur Prognose von Erträgen und Verlusten unter Stress”, wie es damals hieß. Schon im Jahr davor hatte die Federal Reserve die US-Aktivitäten Medien zufolge als “troubled institution” eingestuft und diese damit hinsichtlich Kapitaladäquanz, Aktiva-Qualität, Management, Gewinnen und Empfindlichkeit gegenüber Marktrisiken auf einer von 1 bis 5 reichenden Notenskala nur mit 4 oder 5 bewertet.Dies hatte zur Folge, dass die Bank ihre Risiken im Handel und im Kreditgeschäft reduzieren sowie die Berufung von Führungspersonal mit der Aufsicht abstimmen muss. Schon deshalb ist davon auszugehen, dass die Fed der Deutschen Bank in ihren Aufsichtsgesprächen auch ohne förmliche Auflagen zu verstehen gibt, wo sie sich verbessern soll. Auch steht das Institut in den USA nach dem jüngsten Stresstest schon wegen seiner anstehenden Restrukturierung und wegen seiner langjährigen Kundenbeziehung zu US-Präsident Donald Trump in den Vereinigten Staaten weiterhin im Fokus der Aufmerksamkeit.Mit dem Bestehen des Stresstests ist nun aber zumindest die Vorgabe an die US-Tochter entfallen, das Plazet der Federal Reserve einzuholen, bevor sie Zahlungen an die Mutter in Deutschland leistet.Im ersten Teil des diesjährigen Tests, in welchem die Aufseher den Effekt von Stress-Szenarien auf die Kapitalquoten der Banken berechnen, ist die Deutsche Bank ganz vorn mit dabei gewesen (siehe Tabelle). Zudem ist sie mit der jüngsten Belastungsprobe fürs Erste das Stigma der Stresstestverliererin losgeworden: an Credit Suisse.Denn den ersten Teil des Tests haben 2019 zwar alle 18 Teilnehmer gemeistert. Im zweiten Teil jedoch haben die Aufseher Credit Suisse aufgefordert, “bestimmte begrenzte Schwächen in ihrem Kapitalplanungsprozess anzugehen”, auch wenn sie dem Kapitalplan der Bank nicht formell widersprachen. Konkret geht es dabei um die Annahmen zur Prognose von Handelsverlusten in Stress-Szenarien. Fed zieht positives FazitEntsprechend positiv fällt das Fazit der US-Notenbank aus. Die größten Banken der Nation hätten starke Kapitalausstattungen, und praktisch alle erfüllten derzeit die Erwartungen der Aufseher mit Blick auf ihre Kapitalplanung, heißt es.DB USA, die Zwischenholding der Deutschen Bank, welche am US-Stresstest teilnimmt, bringt eine Bilanzsumme von 133 Mrd. Euro auf die Waage. Auf sie entfallen damit 8 % der konzernweiten Bilanzsumme sowie 36 % der Geschäftseinheiten der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten.