Geschäftsbericht

Deutsche Bank sorgt mit 1,4 Mrd. Euro für Rechtsstreite vor

Frankenkredite in Polen, Cum-ex-Transaktionen, Epstein-Streit und Abfindungen: Die Deutsche Bank hält für diese und andere Streitfälle mehr als 2 Mrd. Euro bereit. Rund 1,4 Mrd. Euro wendete sie im vergangenen Jahr unterm Strich zur Bildung neuer Rückstellungen auf.

Deutsche Bank sorgt mit 1,4 Mrd. Euro für Rechtsstreite vor

Deutsche Bank sorgt für Rechtsstreite vor

Neue Rückstellungen von netto 1,4 Mrd. Euro gebildet – Frankenkredite in Polen ziehen Klagen nach sich

jsc Frankfurt

Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr für diverse Rechtsstreite mit einer Milliardensumme vorgesorgt: Insgesamt stieg der Bestand an Rückstellungen im Jahresverlauf von 1,89 Mrd. Euro auf 2,05 Mrd. Euro an, wie im Geschäftsbericht zu lesen ist, den die Bank am Donnerstag veröffentlichte.

Dabei setzte die Bank 1,26 Mrd. Euro aus bereits bestehenden Rückstellungen ein, während sie zugleich unterm Strich Rückstellungen in Höhe von 1,42 Mrd. Euro neu bildete (Zuführung minus Auflösung). Zum Vergleich: Im Vorjahr zapfte sie 1,14 Mrd. Euro aus bestehenden Rückstellungen an, während sie netto 825 Mill. Euro neu zurückstellte. Im Vorstand der Deutschen Bank ist Stefan Simon für das Rechtressort und die Beziehung zu Aufsichtsbehörden zuständig.

Kredite in Polen belasten

Ein wesentlicher Treiber sind – ähnlich wie bei der Rivalin Commerzbank – Streitfälle über Fremdwährungskredite in Polen. Die häufig an den Schweizer Franken gekoppelten Darlehen haben nach einer Aufwertung der Währung die Kreditkunden massiv belastet. Die Deutsche Bank sieht sich mit Forderungen von 685 Mill. Euro konfrontiert, die Kunden in Polen womöglich zu viel bezahlt haben. Der Europäische Gerichtshof hatte im Juni 2023 die Position von Kunden gestärkt.

Außerdem treiben weiter Cum-ex-Verfahren die Deutsche Bank um. So ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen sieben ehemalige Vorstandsmitglieder der Bank sowie aktuelle und ehemalige Beschäftigte. Die Bank ist laut Geschäftsbericht als potenzielle Nebenbeteiligte involviert, Gewinnabschöpfungen und Geldbußen seien denkbar. Zudem drehen sich Streitfälle um die Rolle der Bank als Wertpapierverwahrerin oder Fondsanbieterin.

Auch der Squeeze-out von damaligen Postbank-Aktionären im Jahr 2015, frühere Kundenbeziehungen mit dem verstorbenen Multimillionär und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, etwaige Vergehen bei der Ermittlung von Indizes und mögliche Verstöße im Handel mit Staatsanleihen zählen – neben weiteren Fällen – zu den Auseinandersetzungen.

In Russland fordert RusChemAlliance, ein Joint Venture von Gazprom und Rus-GasDobycha, 238 Mill. Euro im Rahmen einer Anzahlungsgarantie von der Bank zurück. Der Konzern führt die Forderung selbst wegen der Russlandsanktionen nicht ab, unterhält allerdings Aktiva in Russland, die eingezogen werden könnten. Ein möglicher Verlust werde der Bank durch einen Kunden erstattet, sagte ein Sprecher. Medienberichten zufolge wurde das Unternehmen für den Industriekonzern Linde tätig. Die Bank kommentiert die Berichte allerdings nicht.

Insgesamt entfällt der Großteil der Rückstellungen auf Zivilprozesse: Hier stieg der Bestand im Jahresverlauf von 627 Mill. Euro auf 1,12 Mrd. Euro. Für Prozesse mit Regulierungsbehörden sind nur noch 129 Mill. Euro vorgesehen nach 570 Mill. Euro im Jahr zuvor. 333 Mill. Euro nach zuvor 248 Mill. Euro entfallen auf „Restrukturierung“, darunter Abfindungen für entlassene Beschäftigte.

Kleine Belastung für DWS

Die börsennotierte Fondstochter DWS weist ebenfalls steigende Rückstellungen aus, wenn auch auf geringerem Niveau: Sie stiegen von 36 Mill. Euro auf 50 Mill. Euro, wie die DWS in ihrem separaten Geschäftsbericht festhält. So ist eine zivilrechtliche Geldbuße von 19 Mill. Dollar vermerkt, auf die sich die Gesellschaft im Zuge einer „ESG-bezogenen Untersuchung“ der Aufsicht SEC in den USA im September einließ. Bei den Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlicher Falschaussagen zur nachhaltigen Kapitalanlage („Greenwashing“) steht ein Ergebnis weiterhin aus.

Darüber hinaus schlüsseln die Geschäftsberichte die Vergütung der Vorstände auf: Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing erhielt inklusive aller Komponenten 8,7 Mill. Euro und damit wie auch einige andere Vorstandsmitglieder etwas weniger als im Vorjahr. DWS-Chef Stefan Hoops, der seit Mitte 2022 an Bord ist, verdiente derweil 7,0 Mill. Euro.

Frankenkredite in Polen, Cum-ex-Transaktionen, Epstein-Streit und Abfindungen: Die Deutsche Bank hält für diese und andere Streitfälle mehr als 2 Mrd. Euro bereit. Rund 1,4 Mrd. Euro wendete sie im vergangenen Jahr unterm Strich zur Bildung neuer Rückstellungen auf. Auch die Fondstochter DWS erhöhte die Vorsorge.

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