Deutsche Bank spricht sich Mut zu

Sewing: Wir haben schlechte Nachrichten satt - Aktionäre nach Absenken der Bonitätsnote gelassen

Deutsche Bank spricht sich Mut zu

In puncto Krisenkommunikation ist die Deutsche Bank mittlerweile geübt. Die Aktie notiert auf einem historischen Tief, und die Analysten von Standard & Poor’s stufen die Bank herab. Konzernchef Christian Sewing zeigt sich gleichwohl gelassen und will Vertrauen in die Führung der Bank ausgemacht haben.jsc Frankfurt – Nach einem Kursrutsch im Zuge eines Verdikts durch die US-Aufsicht und nach einer Abwertung der Bonität durch die Ratingagentur Standard & Poor’s übt sich die Deutsche Bank in Gelassenheit. “Es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen”, erklärte Bankchef Christian Sewing am Freitag in einer öffentlichen Erklärung an die Mitarbeiter. “Die vergangenen Jahre waren hart, und viele von Ihnen haben die schlechten Nachrichten satt. Mir geht es genauso.”Der seit April amtierende Bankchef mühte sich, die Nachrichten der vergangenen Tage zu ordnen. Erstens die Wertung von Standard & Poor’s: Am Freitagmorgen senkte die Ratingagentur ihre Bewertung um eine Stufe auf “BBB+” von zuvor “A -“. Mit Blick auf die Konzernstrategie, die nach der Ablösung von Bankchef John Cryan im April skizziert und am Tag der Hauptversammlung am 24. Mai präzisiert worden war, sehen die Analysten “bedeutende Umsetzungsrisiken”. An der Stärke der Bilanz hegten die Analysten keine Zweifel, erklärte nun Sewing. “Vielmehr sind wir schlicht nicht profitabel genug.” Kapital- und Liquiditätskennziffern des Konzerns seien grundsolide.Zweitens die Wertung der US-Aufsicht: Die amerikanischen Töchter der Bank sind nach Einschätzung der US-Notenbank in einem “unruhigen Zustand” (“troubled condition”), wie die Aufseher bereits vor rund einem Jahr festgestellt haben und wie am Donnerstag durch Medienberichte bekannt geworden war (vgl. BZ vom 1. Juni). Über die Kommunikation mit den Regulatoren dürfe er nichts Näheres sagen, so Sewing. “Aber wir haben in unserem Geschäftsbericht im März 2017 klar gesagt, dass wir daran arbeiten, unsere internen Kontrollen und die Infrastruktur zu stärken.” Viermal habe die Fed in diesem Zusammenhang über “Enforcement Actions” eingegriffen. Sewing: “Diese Schwächen sind über viele Jahre entstanden.” Auf die Nachrichten haben Investoren unterschiedlich reagiert. Am Donnerstag brach der Kurs nach Bekanntgabe der Wertung durch die US-Aufsicht um 7,15 % auf 9,16 Euro ein. Die Aktie steht aus Sicht Sewings auf einem “historischen Tief”. Die Abwertung durch Standard & Poor’s hinterließ jedoch keine Spuren. Der Börsenkurs stieg am Freitag um 2,8 % auf 9,41 Euro. Die Entscheidung der Analysten hatte sich abgezeichnet, nachdem die Agentur den Ausblick Ende März auf “negativ” gesetzt hatte. Vor zwei Wochen deutete Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke im Interview der Börsen-Zeitung eine mögliche Abwertung an, indem er auf den Schwachpunkt der Bank verwies. “Die Ratingagenturen schauen vor allem auf unsere Profitabilität”, sagte er (vgl. BZ vom 19. Mai). Die Ratingagentur Moody’s prüft derzeit eine Abwertung der Note “A3” und verweist dabei auf den jüngsten Management- und Strategiewechsel. Fitch hatte die Bonitätsnote bereits im September vergangenen Jahres um eine Stufe auf “BBB+” gesenkt. Ziel: “Weniger Schlagzeilen” Die Noten für verschiedene nachrangige Schuldinstrumente, die im Falle einer Schieflage vor gewöhnlichen langfristigen Anleihen ausfallen, lässt Standard & Poor’s unverändert. Der Ausblick der wichtigen langfristen Note steht nach der Senkung außerdem auf “stabil”. Dazu die Agentur: “Der stabile Ausblick spiegelt unsere Sichtweise wider, dass das Management die Strategie mit Nachdruck umsetzen wird, im Laufe der Zeit Fortschritte auf dem Weg zu ihren finanziellen Zielen für 2019 erzielen wird und so das längerfristige Ziel eines stabileren und besser funktionierenden Geschäftsmodells erreichen wird.” Sewing hält fest: “Insofern steckt auch eine gute Nachricht in dieser schlechten: Man hat Vertrauen in uns, dass wir den erforderlichen Wandel schaffen.”Um zu sparen, will die Bank die Mitarbeiterzahl von zuletzt 97 000 auf unter 90 000 per Ende 2019 senken. 2021 soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital nach Steuern rund 10 % erreichen. Im Vergleich zu den Wettbewerbern bleibt der deutsche Branchenprimus vorerst ein “negativer Ausreißer”, hält die Agentur fest. Ein gemischtes Bild zeigt sich im Ratingvergleich (siehe Tabelle). Die Bank hat mehrere Strategiewechsel hinter sich und brachte Milliarden für Altlasten auf. Die Postbank, die vor wenigen Tagen mit dem Privat- und Firmenkundengeschäft im Heimatmarkt rechtlich verschmolzen wurde, ist erst vollständig übernommen, dann aus dem Konzern herausgelöst, dann wieder integriert worden. Die DWS, die im März an die Börse ging, wurde mehrmals neu geordnet und umbenannt. Finanzziele hat die Bank mehrfach ausgerufen und später korrigiert. Der Rauswurf Cryans im April erfolgte keine drei Jahre nach seinem Antritt an der Spitze der Bank. Sewing stellt nun “eingelöste Versprechen, bessere Ergebnisse und weniger Schlagzeilen” in Aussicht.