Deutsche Bank zahlt hohe Abfindungen

Ex-Vorstandsmitglieder Matherat, Ritchie und Strauß erhalten knapp 30 Mill. Euro - Die Zahl der Einkommensmillionäre sinkt

Deutsche Bank zahlt hohe Abfindungen

Die Deutsche Bank hat mit den 2019 ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern Sylvie Matherat, Garth Ritchie und Frank Strauß hohe Abfindungen vereinbart. Samt Entschädigungen für Wettbewerbsverbote betragen sie insgesamt knapp 30 Mill. Euro. Die Zahl der Einkommensmillionäre im Konzern sinkt.Von Bernd Neubacher, FrankfurtNach einem Nettoverlust von 5,7 Mrd. Euro im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bank ihre Bonuszahlungen und die Vorstandsvergütung reduziert. Die variable Vergütung der Mitarbeiter ging von 1,9 Mrd. auf 1,5 Mrd. Euro zurück, wie der am Freitag publizierte Geschäftsbericht zeigt.Die Vergütung des Vorstands summierte sich unterdessen auf insgesamt knapp 36 Mill. Euro (siehe Tabelle). Dies sind 35 % weniger als 2018, allerdings ist die Zahl der Empfänger 2019 um zwei auf zehn gesunken. Regulierungsvorstand Sylvie Matherat, Co-Chef Garth Ritchie sowie Privatkundenvorstand Frank Strauß verließen das Institut per Juli vergangenen Jahres. Nach Berufung von Amerika-Vorstand Christiana Riley und IT-Vorstand Bernd Leukert zählt das Führungsgremium derzeit neun Köpfe.Ex-Co-Chef Ritchie brachte es in den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres auf ein Salär von knapp 5 Mill. Euro. Strauß und Matherat gestand die Deutsche Bank für das zurückliegende Jahr 3,2 Mill. sowie 2,6 Mill. Euro zu. Tatsächlich hat das Institut für die drei Manager indes deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Wie aus dem Vergütungsbericht hervorgeht, summieren sich die Abfindung sowie “Karenzentschädigungen” für ein Wettbewerbsverbot im Falle Matherats auf nochmals gut 9 Mill. Euro, im Falle Ritchies auf gut 11 Mill. Euro und im Falle von Strauß auf knapp 7 Mill. Euro.Noch mehr als Matherat und Strauß hat 2019 eine Person verdient, die der Geschäftsbericht nicht namentlich nennt, sondern unter der Rubrik der “einkommensstarken Mitarbeiter” mit Vergütungen ab jeweils 1 Mill. Euro aufführt. Mit einer Summe zwischen 13 Mill. und 14 Mill. Euro fließt ihr rund doppelt so viel zu wie den am zweitbesten vergüteten “High Earnern” im Konzern. Bei der Bank hieß es am Freitag, es handele sich um eine Kraft, die schon seit geraumer Zeit für den Konzern tätig sei, für die Transformation der Bank essenziell sei und exzellente Arbeit geleistet habe.Insgesamt hat sich die Zahl der Einkommensmillionäre im Haus 2019 um 60 auf 583 verringert. Im Durchschnitt kassierten diese High Earner 1,9 Mill. Euro. Mit Vergütungen von insgesamt 1,1 Mrd. Euro entfällt auf diese Gruppe, auch wenn sie insgesamt 114 Mill. weniger erhielt als im Jahr davor, rund ein Zehntel des konzernweiten Personalaufwands. 2017 hatte die Deutsche Bank, die bis 2022 rund 18 000 Arbeitsplätze abbauen will, noch 705 Einkommensmillionäre gezählt.Die Zahl der als Risikoträger (“Risk Taker”) identifizierten Personen hat 2019 derweil um ein Drittel auf 2 553 angezogen. Nach Angaben der Deutschen Bank ist dies vor allem auf regulatorische Neuerungen zurückzuführen. Für das quantitative Risk-Taker-Kriterium eines Einkommens von mindestens 500 000 Euro im Berichtsjahr werde nicht mehr der in dieser Periode für das Jahr davor gezahlte, sondern neuerdings der für den betreffenden Turnus zuerkannte Bonus herangezogen. Dies habe die Zahl steigen lassen, da im Vergleichsjahr 2018 somit noch das bonusfreie Jahr 2016 in die Berechnung eingeflossen sei, heißt es. Weitere Cum-ex-ErmittlungenWie die Bank ferner berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Köln im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften strafrechtliche Ermittlungen nicht nur gegen zwei ehemalige Mitarbeiter des Instituts eingeleitet, in deren Zuge der Bank als potenzieller Nebenbeteiligten eine Gewinnabschöpfung sowie Geldbußen drohen. Ende Mai und Anfang Juni habe die Kölner Staatsanwaltschaft zudem strafrechtliche Ermittlungen gegen “weitere derzeitige und frühere Mitarbeiter der Deutschen Bank sowie fünf ehemalige Vorstandsmitglieder” aufgenommen, heißt es.Die Untersuchungen befänden sich in einem frühen Stadium, ihr Umfang werde möglicherweise ausgeweitet. Bloomberg hatte vor einem Jahr unter Berufung auf informierte Kreise von 80 Verdächtigen in der Bank im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften berichtet, darunter Ex-Chef Anshu Jain, dessen Vorgänger Josef Ackermann sowie der inzwischen abgefundene Vize-Chef Garth Ritchie.Wie die Bank in ihrem Ausblick verdeutlicht, gefährdet die Corona-Epidemie die geplante Ergebniswende. Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft könnten “die Erreichung unserer finanziellen Ziele beeinträchtigen”, schreibt das Institut. Zwar sei es zu früh, die Auswirkungen der sich ausbreitenden Pandemie und der Antworten der Regierung auf das Geschäft oder auf die finanziellen Ziele zu prognostizieren. Die Bank könnte gleichwohl “in erheblicher Weise durch einen anhaltenden Abschwung von lokalen, regionalen oder globalen wirtschaftlichen Bedingungen negativ beeinträchtigt werden”.Noch lasse sich nicht absehen, wie stark und wie lange die Pandemie die Wirtschaft belasten werde, schreibt Vorstandschef Christian Sewing im Bericht. Mit ihrer Finanzstärke aber wolle die Bank ihre Kunden weiter unterstützen.Für 2022 hatte die Bank im Sommer vergangenen Jahres eine materielle Eigenkapitalrendite von 8 % in Aussicht gestellt. Die Volkswirtschaftliche Abteilung der Deutschen Bank rechnet infolge von Corona inzwischen mit “einer schweren globalen Rezession im ersten Halbjahr 2020”, wie zur Wochenmitte bekannt wurde.Im ebenfalls am Freitag publizierten Geschäftsbericht der Commerzbank dagegen findet das Corona-Virus allein in den Betrachtungen zur künftigen gesamtwirtschaftlichen Situation Erwähnung – und auch hier nur als einer von mehreren Risikofaktoren für die zweitgrößte private Bank Deutschlands. – Wertberichtigt Seite 6 Personen Seite 12