Deutsche Bank zeigt Bremsspuren

Nach dem Rückzug des Instituts aus dem Aktienhandel fällt der Marktanteil im Emissionsgeschäft

Deutsche Bank zeigt Bremsspuren

Nach dem Rückzug der Deutschen Bank aus dem Aktienhandel im vergangenen Jahr hat sich der Marktanteil des Instituts im europaweiten Emissionsgeschäft mit Dividendentiteln spürbar reduziert. Patrick Frowein, oberster Investmentbanker des Hauses im deutschsprachigen Raum, ortet die Bank im grünen Bereich.Von Bernd Neubacher, Frankfurt Der im vergangenen Jahr beschlossene Rückzug der Deutschen Bank aus dem Aktienhandel zeigt offenbar Bremsspuren im Emissionsgeschäft des Instituts. Wie eine von Dealogic für die Börsen-Zeitung erstellte Rennliste zeigt, kommt das Haus im europäischen Geschäftsfeld Equity Capital Markets (ECM) im laufenden Jahr per Mitte September auf einen Marktanteil von nur mehr 1,5 % nach 2,0 % im gesamten Jahr 2019 – 2018 hatte das Institut noch 5,1 % auf sich vereinigt. Hatte es damals auf Position 6 der Rennliste gelegen, so war es 2019 Position 14, derzeit ist es nur noch Rang 16. In Emissionsgeschäft mit Festverzinslichen, ihrem Leib-und-Magen-Segment, hat die Bank ihren Marktanteil Dealogic zufolge unterdessen seit 2018 um 20 Basispunkte auf 4,7 % ausgebaut, auch wenn sie damit auf der Rennliste vom 6. auf den 8. Rang zurückgefallen ist.Die Zahlen sind Wasser auf die Mühlen von Skeptikern, die prognostizierten, dass der Abschied der Bank aus dem Aktienhandel deren Stellung im Emissionsgeschäft beeinträchtigen werde. “ECM, Aktienhandel und Research müssen im Dreiklang profitabel sein. Wenn das nicht funktioniert, kann man gleich alle drei einstellen”, hatte Hendrik Riehmer, persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Berenberg, damals erklärt: “Ich glaube nicht, dass man dauerhaft die Qualität halten kann, wenn man auf das Judgement aus dem Markt verzichtet.”Ihren Rückzug aus dem Aktienhandel hatte die Deutsche Bank Mitte vergangenen Jahres angekündigt. Bereits nach Amtsantritt von Vorstandschef Christian Sewing im April 2018 hatte das Institut das weltweite Aktiengeschäft auf den Prüfstand gestellt – zwischen 2014 und 2017 waren die Erträge im Sales & Trading von Dividendentiteln um rund 30 % gefallen und Versuche, den defizitären Bereich zu stabilisieren, gescheitert. Das Haus bringe in diesem Geschäft einfach nicht genug Masse auf die Waage, um dort profitabel zu arbeiten, hieß es im Vorstand. Dies sei nur den führenden fünf Adressen in diesem Geschäftsfeld vergönnt – nach dieser Lesart arbeitete die Bank im Aktienhandel schon defizitär, als sie 2015 in der Rangliste von Dealogic noch auf Platz 6 mit einem Marktanteil von 6,5 % gekommen war, und handelte nur konsequent, um ihre Ertragskraft zu stärken.Der Abschied der Bank aus dem Aktienhandel ist bei der ebenfalls unter Kostendruck stehenden Konkurrenz mit großem Interesse verfolgt worden. Zu einem ähnlich radikalen Schritt ließ sich bislang indes keines der großen Institute hinreißen.Patrick Frowein, Co-Head of Investment Banking Coverage in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, tritt dem Eindruck einer erodieren Position der Bank im Aktienemissionsgeschäft entgegen. Der oberste Investmentbanker der Deutschen Bank im deutschsprachigen Raum will die Zahlen von Dealogic nicht in Abrede stellen, relativiert allerdings sehr wohl deren Aussagekraft. So habe sich die Bank aus dem riskanten Geschäft mit vorab garantierten, beschleunigten Aktienplatzierungen bewusst zurückgezogen, sofern sie keine enge Verbindung zum Emittenten habe, sagt er der Börsen-Zeitung: “Uns ist es wichtig, dass wir ein nachhaltig stabiles Geschäftsmodell haben. Wir liegen im grünen Bereich, und das Feedback der Kunden ist positiv. Natürlich wollen wir uns immer verbessern.” Weder die Covid-19-Pandemie noch die daraus resultierende Flaute auf dem deutschen Aktienemissionsmarkt aber sei für die Bank absehbar gewesen.Im ersten Halbjahr allerdings hat die Bank im Geschäftsbereich Equity Origination mit 140 Mill. Euro mehr als das Doppelte des Vorjahreszeitraums eingenommen und fast drei Viertel des Ertrags im gesamten Jahr 2018. Im Zwischenbericht ist von einem höheren Marktvolumen im zweiten Quartal die Rede. “Es läuft sehr gut, unabhängig von unserer Position auf den League Tables”, erklärt Frowein. “Bei vielen wichtigen Transaktionen sind wir dabei”, sagt er und kündigt an: “Im Markt sind einige prominente Deals, auch mit unserer Beteiligung, so dass sich die League Tables zum Jahresende noch für einige klar verändern werden.”