Deutsche erlässt Governance-Regeln

Weber-Rey: Vorgaben fließen in die Beurteilung von Mitarbeitern ein - Plädoyer für einen Prinzipienfokus

Deutsche erlässt Governance-Regeln

In der Deutschen Bank gelten künftig Governance-Regeln. Ihre Einhaltung wird auch die Beurteilung von Mitarbeitern beeinflussen.bn Frankfurt – Die Deutsche Bank wird noch im Laufe dieser Woche intern an alle Mitarbeiter Governance-Regeln herausgeben. Dies hat Daniela Weber-Rey, Chief Governance Officer des Instituts, am Dienstag anlässlich eines Vortrags in der Frankfurt School angekündigt. Die Vorgaben, welche das Institut in sein Intranet stellen will, regeln demnach Fragen des Outsourcing ebenso wie die Art der Delegation von Aufgaben oder auch das Verhältnis zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. An die Vorgaben habe sich künftig jeder Mitarbeiter zu halten, ihre Vorgesetzten müssten auf deren Einhaltung achten und diese in ihre Beurteilungen einfließen lassen, erklärte Weber-Rey. Bei diesen “Corporate-Governance-Fundamentals” handele es sich um eine “Level-1-Policy”, hieß es. In der internen Hierarchie seien diese allein vergleichbar mit dem Verhaltenskodex für alle Mitarbeiter.Den Verhaltenskodex hatte sich die Bank im Sommer 2013 gegeben. Hintergrund: Als das unter anderem für Recht, Personal und Corporate Governance zuständige Vorstandsmitglied Stephan Leithner Mitte 2012 angetreten war, hatte er dem Vernehmen nach feststellen müssen, dass die Bank keinerlei Wertekanon verankert hatte, auf den in Personalgesprächen hätte verwiesen werden können, um entsprechendes Fehlverhalten negativ zu sanktionieren.Mit dem neuerlichen Vorstoß wird das Netz an internen Regeln der skandalgeplagten Bank engmaschiger. Bereits 2012 hatte das Institut ein System von “Red Flags” für die Erfassung von Verstößen gegen Compliance-Regeln eingeführt.Die Deutsche Bank sieht sich infolge von Exzessen vor Beginn der Finanzkrise mit Tausenden von Rechtsstreitigkeiten und milliardenschweren Rechtskosten konfrontiert. Schlagzeilen macht sie aber auch mit Affären neueren Datums, wie das Beispiel Russland zeigt. Mitarbeiter der Bank dort stehen im Verdacht, Kunden bei Geldwäsche geholfen zu haben.Generell wendet sich Weber-Rey indes gegen eine immer größere Anzahl von Regeln. “Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr”, plädiert sie für einen prinzipienorientierten Ansatz. Ein Übermaß an Regulierung könne lähmend wirken, und zwar wenn Manager zögerten, Maßnahmen zu ergreifen, da sie befürchten müssten, dass sich die regulatorischen Rahmenbedingungen bald wieder ändern würden, argumentiert sie.Anders als etwa Compliance wolle Governance dem Management allein die “richtige Straße” aufzeigen, um Führungskräfte zu befähigen, sie dann ohne steten Beistand von Juristen mit Hilfe eines “inneren Kompasses” zu gehen. Komplexitätsreduktion sei notwendig. So habe die Bank es unter anderem geschafft, die vielfältigen Normen zum Outsourcing in acht Prinzipien zu gießen, die in sämtlichen Hauptmärkten des Instituts Gültigkeit hätten.Zur Reduktion von Komplexität zählt für Weber-Rey auch die Verringerung der Anzahl von Ausschüssen in der Bank. Sie kosten ihrer Einschätzung zufolge nicht nur Zeit, sondern sozialisieren zudem die Verantwortung. Eigenen Angaben zufolge hat sie ihre Zahl in der Bank seit ihrem Amtsantritt vor gut zwei Jahren bereits um ein Drittel verringert.