Deutsche Institute knüpfen neue Bande zu Korrespondenzbanken

Commerzbank und Deutsche Bank weiten ihr internationales Netz gegen den globalen Trend leicht aus - Aufbau in Asien und Afrika

Deutsche Institute knüpfen neue Bande zu Korrespondenzbanken

Von Tobias Fischer, FrankfurtNachdem Commerzbank und Deutsche Bank in den vergangenen Jahren die Verbindungen zu vielen ihrer Korrespondenzbanken gekappt haben, wollen sie neue Beziehungen knüpfen. Beide planen einen zwar sehr moderaten Nettoaufbau ihrer Netzwerke zur Abwicklung und Absicherung des Auslandsgeschäfts in ausgewählten Regionen, vor allem in den Wachstumsmärkten in Asien und Afrika. Bemerkenswert ist das aber dennoch. Zum einen deshalb, weil das globale Netz an Korrespondenzbanken seit Jahren in allen Weltregionen weitmaschiger wird, und zum anderen, weil sich beide Banken mit dem Ausbau der Geschäftsbeziehungen in diesen Regionen neue Compliance- und Geldwäscheprobleme ins Haus holen könnten.Als eine der Ursachen des Schwunds der Korrespondenzbanken gilt gerade ein solches Risiko, weitere Gründe sind die Unwägbarkeiten der Regulierung und der zeitliche wie finanzielle Aufwand, um es den Aufsehern recht zu machen. So ist die Debatte, inwieweit Banken beim Eingehen von Geschäftsbeziehungen nicht nur ihre eigenen bestehenden und künftigen Kunden kennen und prüfen müssen (Know Your Customer, KYC), sondern auch die Kunden ihrer Kunden (Know Your Customer’s Customer, KYCC), noch nicht final geklärt.Die Unsicherheit darüber, was die Regulierer eigentlich von den von ihnen überwachten Instituten verlangen, ist nach Kenntnis des bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich angesiedelten Committee on Payments and Market Infrastructures (CPMI) groß. Das und steigende Kosten hätten Banken in Umfragen als Hauptgründe für die Kappung ihrer Beziehungen mit Korrespondenzbanken genannt, heißt es von dem globalen Standardsetzer für Zahlungs-, Clearing- und Settlementdienste. Der schleichende Niedergang sei universell zu beobachten (s. Grafik). 2018 ging die Zahl der aktiven Beziehungen dem CPMI zufolge weltweit um 3,5 % zurück und jene der Korridore, das sind Länderpaare, zwischen denen wenigstens eine Zahlung abgewickelt wurde, um 2 %. In den vergangenen sieben Jahren ging es hier sogar um ein Fünftel bzw. um ein Zehntel bergab. Den Handelskorridoren folgenDie beiden deutschen Großbanken schreckt das nach eigenem Bekunden nicht. Nach den Flurbereinigungen ihrer Beziehungsgeflechte sei nun dort, wo nötig, ein Neuaufbau angesagt. Auf Zahlen, wie hoch der konkret ausfällt und in welchem Zeitraum er vonstattengehen soll, möchten sich Sprecher der Banken allerdings nicht festlegen. Dabei folge die Neuausrichtung der Verlagerung von Handelskorridoren.Die Deutsche Bank, die zwischen 2015 und Ende 2018 die Zahl ihrer Korrespondenzbanken um 30 % auf 1 500 gestutzt hat, spricht von einem selektiven Aufbau, der sich schwerlich quantifizieren lasse. Der Fokus liege auf Afrika und Asien/Südostasien, weil in den wachstumsträchtigen Märkten zunehmend europäische Unternehmen unterwegs sind. Die habe die Deutsche Bank im Sinn, wenn es darum gehe, als Korrespondenzbank eine Alternative zu chinesischen Finanzinstituten zu bieten. “Wir wollen in Afrika und Asien die europäische Antwort auf chinesische Banken sein”, sagte ein Sprecher zur Börsen-Zeitung.Die Commerzbank habe von 2015 bis Ende 2017 die Zahl der internationalen Partnerbanken auf etwa 2 500 halbiert, sagte ein Sprecher. Nun folge mittelfristig ein “partieller Aufbau”. In ausgewählten Wachstumsregionen in Afrika, Asien und Südamerika strebt die Bank demnach an, bis zu 10 % mehr Geschäft in der Handelsfinanzierung zu machen. Das Netz werde “aufgrund der Fluktuation der internationalen Handelskorridore sowie der regelmäßigen Veränderungen der lokalen Anforderungen” ständig überprüft und angepasst. Die Commerzbank begann 2015 mit der Konsolidierung, nachdem sie wegen Vorwürfen, im Iran und Sudan gegen US-Sanktionen verstoßen und es mit Geldwäschevorgaben nicht so genau genommen zu haben, einen Vergleich über 1,2 Mrd. Euro mit US-Behörden eingegangen war. “Mit der Fokussierung sind wir in der Lage, die aus den gestiegenen regulatorischen Anforderungen resultierende Komplexität nachhaltig zu beherrschen”, teilt die Bank mit. Seitdem seien Anti-Geldwäsche- und Compliance-Systeme gestärkt und eine global einheitliche Richtlinie für die Handelsfinanzierung etabliert worden.Auch die Deutsche Bank, die wiederholt wegen Mängeln in der Geldwäschebekämpfung und -prävention aufgefallen ist, hält sich für die Risiken gewappnet, wenn sie sich neue Partnerbanken zulegt. So seien weltweit strengere Standards zur Überprüfung ihrer Kunden eingeführt, interne Kontrollen und Prozesse verbessert und seit Anfang 2015 die Zahl der Mitarbeiter, die Finanzkriminalität bekämpfen, auf 1 500 verdreifacht worden. In den vergangenen drei Jahren seien 300 Mill. Euro in die von dieser Abteilung genutzte Technologie investiert worden. Dennoch steht die Deutsche Bank unter anderem wegen ihrer Rolle als Korrespondenzbank der Danske Bank in Estland von 2007 bis 2015 unter Druck. Im September schickte die Finanzaufsicht BaFin den Frankfurtern einen Sonderbeauftragten ins Haus, im November kam es zur Razzia in der Zentrale.