Deutsche Leasing ist besorgt wegen zunehmender politischer Risiken
ski Frankfurt – Die Deutsche Leasing sieht für ihre im Grunde sehr positive Geschäftsentwicklung erhebliche Planungsunsicherheit und große Rückschlaggefahren als Folge politischer Risiken und ungelöster struktureller Probleme. Den Brexit, die Russland-Sanktionen, die Spannungen in der Türkei, die noch nicht seriös abzuschätzenden Konsequenzen der US-Präsidentenwahl, den bevorstehenden Wahlkampf in Frankreich oder ganz aktuell das Verfassungsreferendum in Italien und damit verbundene politische Instabilitäten nannten der Vorstandsvorsitzende Kai Ostermann und das für das internationale Geschäft verantwortliche Vorstandsmitglied Matthias Laukin auf der Jahrespressekonferenz als Beispiele für Unsicherheitsfaktoren, die sich dämpfend auf die Handelsbeziehungen auswirken und die Investitionsbereitschaft mittelständischer Unternehmen mit Auslandsgeschäft hemmen dürften.”Die wachsende Unberechenbarkeit der politischen Rahmenbedingungen wird gerade der Investitionskonjunktur schaden”, so Ostermann. Da eine Zinswende der EZB nicht abzusehen sei, müsse zudem auf Jahre ein dauerhaft belastendes niedriges Zinsniveau erwartet werden. Und der Ausstieg der EZB aus den massiven Anleihekäufen rücke angesichts der politischen Unwägbarkeiten immer weiter in die Ferne, umso mehr nach dem Italien-Referendum. Marktführerschaft gefestigtVor diesem Hintergrund zeigt sich die von den Sparkassen getragene Leasing- und Factoringgruppe für ihr seit Oktober laufendes Geschäftsjahr 2016/17 nur noch “vorsichtig optimistisch”. Erwartet werde ein leicht über der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung liegendes Wachstum. Ungeachtet teils herausfordernder wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen im Ausland zeigen sich die Bad Homburger zuversichtlich, dass auch das internationale Geschäft gute Potenziale biete. Die Deutsche Leasing ist außerhalb ihres Heimatmarktes in 22 Ländern vertreten. Der neue Turnus werde indes noch stärker durch Ertragsdruck und Unsicherheit in den einzelnen Märkten geprägt sein. Hier sei besonderes Risikobewusstsein angezeigt.2015/16 (Ende September) hat die Deutsche Leasing, die sich als Branchenprimus im Asset-Finance-Markt sieht, ihr Neugeschäft um 5,4 % auf 8,7 Mrd. Euro gesteigert. Das inländische Mobilienleasing legte dabei um 12 % zu. Der Branchenverband BDL hatte jüngst für das Kalenderjahr 2016 ein Wachstum des hiesigen Leasingmarktes um 9 % auf 64 Mrd. Euro vorausgesagt und für das dominierende Mobilienleasing ein Plus von 7 % auf 55 Mrd. Euro.Ostermann sagte, seine Gruppe habe ihre Marktführerschaft weiter gefestigt. Er verwies darauf, dass der Gesamtmarkt stark vom Fahrzeugleasing geprägt sei (Anteil 75 %), das bei der Deutschen Leasing, die kein Privatkundengeschäft betreibt, weniger als ein Viertel ausmacht. Ihr Kerngeschäft sei traditionell die Finanzierung von Maschinen und betrieblichen Einrichtungen (+ 4 % auf 4,6 Mrd. Euro), hier habe man spürbar Anteile gewonnen. Zum Wachstum hätten besonders das Verbundgeschäft mit Mittelstandskunden gemeinsam mit den Sparkassen (+ 8 % auf 3,2 Mrd. Euro) und die Tochter Deutsche Anlagen Leasing (DAL) beigetragen. Letztere ist in der Gruppe unter anderem für Projekt- und Großgeschäfte zuständig. Bei der DAL legten die Segmente Energie und Transport um fast zwei Drittel zu, während das sehr volatile Immobilien-Neugeschäft nach einem Zuwachs um 59 % im Vorjahr diesmal um ein gutes Drittel einbrach.Leicht auf 2 Mrd. Euro gewachsen ist das Geschäft der Auslandsgesellschaften. Zuwächse in 14 Ländern – sogar in Russland gelang auf reduzierter Basis wieder Wachstum – konnten Rückgänge auf anderen Märkten, vor allem in China und Brasilien, gut kompensieren. In China, wo die Gesellschaft sich auf eine weitere Wachstumsabschwächung einstellt, seien die eigenen Risikoanforderungen marktbedingt deutlich verschärft worden, so Laukin. Schon im Berichtsjahr sank das Neugeschäft dort um 100 Mill. auf 140 Mill. Euro. Kosten im BlickAuch mit der Ertragsentwicklung, zu der noch keine Zahlen genannt werden, ist der Vorstand “nicht unzufrieden”, doch habe der Ergebnisanstieg aufgrund des enormen Margendrucks nicht mit der Geschäftsausweitung Schritt gehalten. Für das Vorjahr war ein wirtschaftliches Ergebnis von 137 Mill. Euro ausgewiesen worden. Der Kostenanstieg soll aus der Position der Stärke durch Produktivitätsgewinne eingedämmt werden. Es gehe um die Vermeidung eines weiteren Stellenaufbaus, nicht um Abbau. Zuletzt stieg die Beschäftigtenzahl um 7 % auf 2 481, vor allem durch Einbeziehung der Neuerwerbung Deutsche Factoring Bank. Bei der Deutschen Leasing selbst kamen etwa 50 Stellen neu hinzu.